Eigentlich sind die Verbindungen nach Borkum oder Norderney von der ab Januar geltenden Abgabe ausgenommen. Doch das muss die EU noch genehmigen. Solange sie kein grünes Licht gibt, müssen die Fluglinien die Steuer erheben. Die Luftverkehrsgesellschaft Friesland-Harle (LFH) in Wittmund befürchtet dadurch massive Einbrüche bei den Passagierzahlen. „Die Gäste springen uns jetzt schon reihenweise ab“, sagte Geschäftsführer Jan-Lüppen Brunzema. Denn wer Silvester auf einer der ostfriesischen Inseln feiern möchte, muss für den Rückflug rund zehn Euro mehr berappen als beim Hinweg. Ab 1. Januar fällt bei jedem innerdeutschen Flug eine zusätzliche Abgabe von acht Euro plus Mehrwertsteuer an.
Insulaner, die medizinische Versorgung und hoheitliche Aufgaben erfüllen - wie unter anderem der Schornsteinfeger - sind nach Angaben des Bundesfinanzministeriums davon befreit. Dasselbe soll auch für Touristen gelten. In diesem Fall muss die EU-Kommission aber zustimmen, weil der gemeinsame europäische Markt betroffen sein könnte. Das Genehmigungsverfahren läuft seit dem 1. Dezember. Wie lange es dauert, ist unklar. „Die Bundesregierung wird das Verfahren mit Nachdruck vorantreiben“, versprach der Ministeriumssprecher.
Brunzema rechnet jedoch nicht mit einer schnellen Lösung. Bereits in der vergangenen Woche hat er eins seiner zehn Flugzeuge nach Estland verlagert, weil er sich dort bessere Geschäfte verspricht. Für die kommenden Monate sieht er für die Verbindungen zu den Nordseeinseln schwarz. „Wir werden die Flüge drastisch reduzieren müssen“, sagte Brunzema und bestätigte Medienberichte. Auch seine Mitarbeiter werden das zu spüren bekommen. Kurzarbeit schließt der LFH-Chef nicht mehr aus.
Die Ostfriesische Lufttransport GmbH (OLT) in Emden, die Borkum und Helgoland anfliegt, kann zurzeit noch keine Auswirkungen auf die Passagierzahlen feststellen. Das ist nach Ansicht von Sprecherin Corinna Habben aber nur noch eine Frage der Zeit. „Die Steuer macht prozentual einen erheblich hohen Anteil vom Flugpreis aus. Es droht, dass Strecken zusammengestrichen werden müssen.“
Worunter am Ende auch die Inselbewohner zu leiden hätten: Denn nach Juist fährt wegen der Tide beispielsweise nur einmal täglich eine Fähre. Sie wäre für die Insulaner dann die einzige Verbindung zum Festland.