Kirchen-App für Urlauber - Gemeinden sollen ihre Schätze zeigen
Boltenhagen (dpa) - Jeder dritte Urlauber will in seiner Ferienregion eine Kirche besichtigen. Doch viele Gotteshäuser sind nicht geöffnet oder der Gast erfährt nichts davon. Apps und Webseiten sollen Abhilfe schaffen.
Schöne alte Kirchen sind bei Urlaubern als Ausflugsziel gefragt. Doch viele Gotteshäuser im Norden, vor allem auf dem Land, sind nicht offen, bedauert Ulrich Schmidt von der Nordkirche. „Wir müssen unseren Leuten klarmachen, dass es Menschen gibt, die die Kirchen anschauen wollen, und dass es schön ist, seine Schätze zu zeigen“, sagt er. Heute seien schon mehr Gotteshäuser geöffnet als vor fünf Jahren, aber Schmidt wünscht sich noch viele weitere. Dann müsse auch noch dafür gesorgt werden, dass die Urlauber davon erfahren.
Auf einem Fachkongress „Kirche und Tourismus“ in Boltenhagen (20. bis 21. März) werden dazu neue Projekte vorgestellt. Zum Beispiel eine Kirchen-App für das Smartphone: Sie soll Urlaubern bei der Suche nach interessanten Kirchen in der Umgebung helfen und kulturhistorische Informationen sowie die Öffnungszeiten gleich mitliefern.
Für Schleswig-Holstein und Hamburg gibt es bereits die Internetseite kirche-tourismus.de, die über sehenswerte Kirchen und deren Angebote informiert, berichtet Kongressleiter Schmidt. Sie soll bis April komplett überarbeitet und um Mecklenburg-Vorpommern erweitert werden. Auch für Radtouristen mit Interesse an Kirchen gibt es eine Internetseite.
Die Nordkirche ist Schmidt zufolge die Urlauberkirche Deutschlands schlechthin. „Rund 40 Prozent aller Inlandstouristen in der Bundesrepublik verbringen ihren Urlaub zwischen Helgoland und Rügen, also im Gebiet der Nordkirche“, sagt er. Große Gotteshäuser wie der Hamburger Michel haben mehr als eine Million Besucher im Jahr.
Manche Kirchengemeinde halte ihr Gotteshaus allerdings verschlossen aus Angst vor Diebstählen, berichtet Schmidt. Die Sorge sei unbegründet. Erstens werde vorwiegend nachts eingebrochen und gestohlen. „Außerdem kann man Vorkehrungen treffen. Zum Beispiel muss nicht die Bibel von 1789 im Original daliegen.“ Silberne Leuchter oder andere wertvolle Gerätschaften könnten in der Sakristei weggeschlossen oder fest verankert werden. „Und wenn einer mal eine Bibel klaut, dann liest er hoffentlich drin und dann hat es auch sein Gutes“, meint der Kirchenmann.