„Meck-Pomms“ größte Jugendherberge öffnet auf Rügen

Binz (dpa/tmn) - In Prora auf Rügen eröffnet Mecklenburg-Vorpommerns größte Jugendherberge. Die Nazis planten dort einst ein Erholungsbad für 20 000 Menschen, in der DDR wurde der „Koloss von Rügen“ militärisch genutzt.

Nun bietet die neue Herberge Platz für 400 Gäste.

„Aus Grau macht bunt ist unser Credo“, sagt Dennis Brosseit. Der Jugendherbergsleiter spricht über das von den Nazis geplante Ostseebad „Koloss von Prora“ auf Rügen, das nie fertiggestellt wurde. Ab dem 4. Juli ist es Mecklenburg-Vorpommerns größte Jugendherberge, ein Feriendomizil für Jugendliche und Familien direkt am Strand. Von der 4500 Meter langen Ruine wird gerade mal ein 152 Meter langer sanierter Gebäudeteil genutzt. „Die ersten Gäste kommen schon am Wochenende.“ In den 96 Zimmern stehen insgesamt 400 Betten, ein Zeltplatz bietet zusätzlich Platz für 1000 Camper.

Das Ferienziel zwischen Sassnitz und Binz ist ein Ort mit viel Geschichte. Die Nazis begannen 1935 mit den Bauarbeiten für ein „Kraft durch Freude“-Erholungsbad der Superlative: Im „Koloss von Prora“ sollte Platz für 20 000 Gäste sein. Bis heute reiht sich Häuserblock an Häuserblock. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 kamen die Arbeiten zum Erliegen. In der DDR wurden die Gebäude von der Nationalen Volksarmee genutzt, unter anderem zur Unterbringung von Bausoldaten, die den „Dienst an der Waffe“ verweigert hatten.

In den modernisierten Teil mit den bunten Treppenhäusern sollen jetzt wieder Urlauber einziehen und den Meerblick genießen. Herbergsleiter Dennis Brosseit erklärt, Prora sei ein Ferienort für ganz unterschiedliche Urlauber - ob Individualreisende, Familien oder Schulklassen. Die Herberge verfügt über helle Zwei-, Vier- und Sechs-Bett-Zimmer, gegen einen Aufpreis kann der Gast auch allein nächtigen. Ein Zimmer mit Vollpension im Hochsommer kostet 31,50 Euro pro Nacht. Bereits seit 2008 wird auf dem Gelände ein Jugendzeltplatz betrieben, auf den maximal 250 Vier-Mann-Zelte passen.

Die Front in Richtung Wasser, im Rücken die Dünen - die 29. Jugendherberge Mecklenburg-Vorpommerns dürfte vor allem Badeurlauber anziehen. Auch Kanufahrten, Segeltörns und Surfausflüge sind möglich. Rund 15 Minuten entfernt liegt ein Seilgarten zum Klettern. Die Herberge wirbt außerdem mit „Erlebnis-Programmen“, die sich speziell an Klassenfahrten oder Familienurlauber richten.

„Aber es ist auch ein Ort, an dem man sich mit Geschichte auseinandersetzt“, sagt Kathrin Röder vom Deutschen Jugendherbergswerk (DJH). In unmittelbarer Nähe zur Jugendherberge liegt das Prora-Zentrum, das als gemeinnütziger Verein regelmäßig Führungen durch den historischen Bau des NS-Regimes anbietet. Der Gebäudekomplex steht unter Denkmalschutz.

Wer noch in diesem Sommer seine Ferien in der geschichtsträchtigen Herberge verbringen möchte, kommt allerdings zu spät: Die Anlage sei bereits ausgebucht, sagt Röder.

Informationen:

Jugendherberge Prora, Telefon: 038393 66880, jh-prora@jugendherberge.de