Mal eben nach... München Münchener Parks: Von Tieren und Bieren
Herbst in Bayern: Abseits des Oktoberfests lohnt sich ein Besuch der Landeshauptstadt
Von Robert Möginger
Das Oktoberfest in München ist wieder einmal Geschichte – auch wenn es nach zweimaliger Corona-Zwangspause diesmal schon ein besonderes war.
Zum Glück ist München aber so viel mehr als nur ein großes Prosit der Gemütlichkeit , gerade auch im goldenen Herbst, wenn sich im Englischen Garten das Laub färbt und letzte warme Sonnentage zum Besuch von Schlossparks und Biergärten verführen. Während der Wiesn können die Hoteliers in Bayerns Hauptstadt natürlich Höchstpreise aufrufen. Aber jetzt, da die Bierzelte und Fahrgeschäfte abgebaut sind, lassen sich Unterkünfte wieder zu zivilen Preisen buchen. Schöner Nebeneffekt: Es wird dann wieder ruhiger rund um die vielen Sehenswürdigkeiten im „Millionendorf“ München. Und im Englischen Garten. Mit 375 Hektar gehört er zu den weiträumigsten innerstädtischen Grünanlagen überhaupt – weder der Londoner Hyde Park, noch der New Yorker Central Park können da mithalten. Die Top-Attraktion im Südteil, am Haus der Kunst, ist die Eisbachwelle, auf der Surfer rund ums Jahr ihr artistisches Können beweisen. Vom Monopteros-Hügel hat man den schönsten Blick auf die Türme der Altstadt, während vom Chinesischen Turm am Wochenende Blasmusik die Biergartenbesucher erfreut. Stiller wird es im Nordteil des Englischen Gartens, der sich am Westufer der Isar bis zur Stadtgrenze hinzieht. Am besten erkundet man die grüne Lunge der Stadt mit dem Leihfahrrad – die gibt es von vielen Anbietern buchstäblich an jeder Straßenecke.
Dass München die Residenz der Wittelsbacher war, lässt sich am besten in den wunderbaren Schlossparks erleben: Nymphenburg, bis 1918 Sommersitz der Kurfürsten und Könige, gehört fraglos zu den bedeutendsten Barockschlössern Europas.
Legendär: Der immer
durstige Hirsch „Hansl“
Einen kurzen Spaziergang von Nymphenburg entfernt liegt der Königliche Hirschgarten, mit über 8000 Sitzplätzen der größte Biergarten der Welt. Seinen Namen hat er vom „churfürstlichen Thiergarten“, den Karl Theodor 1780 auf dem Areal anlegen ließ. Die allgemein zugängliche Gaststätte eröffnete zehn Jahre später. Tatsächlich lief das bald schon gar nicht mehr scheue Rotwild viele Jahre lang frei zwischen den Biertischen herum – manche Tiere taten sich sogar in unbeobachteten Momenten an mitgebrachten Botzeiten und Bierkrügen gütlich. Legendär: Hirsch „Hansl“, der in 1930 Jahren gar nicht mehr vom Gerstensaft lassen konnte. Weil er Gäste wiederholt belästigt haben soll, wurde er schließlich vom Stadtjäger erlegt – beim Bier hört in München nun mal der Spaß auf.
Auer Dult, die gemütliche Spät-Wiesn
Heute leben die Tiere friedlich im Gehege abseits der Schänken, wo übrigens das von Stammgästen besonders geschätzte Augustiner Hell aus den hölzernen „Hirschen“,200-Liter-Eichenfässern, direkt in die Masskrüge strömt. Dass es sowieso nicht immer die trubelige „echte“ Wiesn sein muss, davon ist man im Stadtteil Au-Haidhausen schon lange überzeugt: Die traditionelle Kirchweih-Dult am Mariahilfplatz beginnt am dritten Samstag im Oktober und dauert neun Tage. Neben den vielen „Standln“, die Geschirr, allerlei Haushaltswaren, Raritäten und Kleidung feilbieten, gibt es nostalgische Karussells, Schießbuden und kleine Bierzelte mit bayerischen Spezialitäten.
Eigentlich geht es also gut ohne Oktoberfest. Doch auch das gibt es nächstes Jahr wieder – für den, der es braucht...