„Pride of America“: Kreuzfahrt durch Hawaiis Filmkulissen
Honolulu (dpa/tmn) - Mit „Aloha“ grüßt Kreuzfahrtdirektor Jasper jeden Morgen die Passagiere an Bord der „Pride of America“ über die Mikrofone. „Aloha“ sagen die hawaiianischen Botschafter China und Kaulana, wenn sie mit ihren Vorträgen über die Inseln Maui, Hawaii, Kauai und Oahu beginnen.
„Aloha“ sagt auch Kapitän Ron Chrastina, wenn er einem der knapp 2500 Gäste begegnet. „Aloha“ - das ist die Standardformel auf dem Schiff von Norwegian Cruise Line (NCL), das die vier größten Inseln Hawaiis das ganze Jahr über anfährt.
Die Konkurrenz schickt ihre Schiffe im Sommer überwiegend nach Alaska. Wenn das Wetter dort zu winterlich wird und das Eis zu dicht, kehren sie zurück nach Hawaii. Nicht so die „Pride“. „Wir fahren 52 Mal im Jahr dieselbe Tour“, sagt Chrastina. Die Fahrt rund um die Hawaii-Inseln dauert 156 Stunden, von Samstag bis Samstag. Fast 100 Stunden davon liegt es an einer der vier Inseln vor Anker. Oahu, Maui, Big Island und Kauai. Knapp 2500 Passagiere, 946 Frauen und Männer Besatzung: Das Schiff ist eher mittelgroß.
Die meisten Passagiere freuen sich die ganze Woche auf die letzte Station: Kauai, die Garteninsel. Sie ist die westlichste der Hawaii-Inseln - und die grünste. Der Großteil der Insel ist von Regenwald bedeckt, die Na-Pali-Küste ein dramatisches Fotomotiv.
Die Schönheit der Insel hat schon viele Hollywood-Regisseure nach Kauai gebracht: „Indiana Jones“, „Six Days, Seven Nights“ und viele Schmonzetten aus den Fünfziger und Sechziger Jahren wurden auf der Garden Island gedreht. Ein Ausflug für die Gäste heißt darum „Director's Cut“. Der Ukulele spielende Busfahrer Sam kennt nicht nur jeden Kurve, die jemals ein Auto für einen Dreh umrundet hat - er hat die Beweise auch als Videos in seinem speziell ausgestatteten kleinen Bus. Es gibt keine Filmszene, zu der er keine Geschichte erzählen kann. Beispiel „The Descendants“: Clooney kommt an, Clooney fährt Auto, Clooney schaut über ein Tal. Alles in Filmclips im Bus zu sehen, perfekt abgestimmt auf die Fahrt vorbei an den Locations. „„The Descendants“ wurde tatsächlich komplett auf Hawaii gedreht, keine einzige Szene kommt aus einem Hollywood-Studio“, sagt Sam.
Noch ein weiterer Film taucht immer wieder auf: „Blue Hawaii“. Elvis Presley, 1961. Elvis singend, Elvis tanzend, Elvis schwimmend. Und Elvis in hautengen weißen Badehosen, sicher ein Skandälchen im prüden Amerika seiner Zeit. „Wie er da wohl reingekommen ist?“, fragt Sam. Die Passagiere im Bus schauen sich fragen an. „Na, bestimmt mit großer Vorsicht“, ruft Sam. Die Frauen und Männer, alle mindestens in den Fünfzigern, kugeln sich vor Lachen.
Auf Maui steht der Haleakala, ein gut 3000 Meter hoher Vulkan - und einer der ältesten Nationalparks der USA. Wandern kann man hier durch die Mondlandschaft, tagelang. Doch man kann sich auch auf den Vulkan fahren lassen. Oben reißen die Wolken auf. Wichtig ist allerdings, dass noch Wolken da sind - denn es gibt ein besonderes Phänomen zu bestaunen: Mit der untergehenden Sonne im Rücken entsteht auf der Nebelwand vor einem die Kontur eines Menschen umrahmt von einer Art Heiligenschein in den Farben des Regenbogens.
Noch ein anderes Ausflugsziel vulkanischen Ursprungs zieht viele Gäste der „Pride of America“ an: der Molokini-Krater. Er liegt mitten im glasklaren Wasser vor der südwestlichen Küste der Insel. Mit Flossen und Taucherbrille geht es ins Wasser. Wer Richtung Felsen schwimmt, sieht Korallen, Seeigel und alle möglichen Arten von tropischen Fischen. Die Unterwasser-Kameras klicken, manchmal stoßen zwei Schwimmer zusammen.
Auf der „Pride of America“ geht es sehr amerikanisch zu. Wer an der Rezeption des Schiffs ansteht, hat das Gefühl, im Capitol in Washington zu sein. Der Adler, das Wappentier der USA, ziert den Marmorboden. Die Restaurants heißen „Jefferson's Bistro“ oder „Gold Rush Saloon“. Die überwiegend amerikanische Crew strengt sich nach Kräften an, keine Ballermann-Tour anzubieten, bei der sich die Menschen den ganzen Tag lang leicht bekleidet in der Sonne aalen und der Alkohol in Strömen fließt.
„Das dürfen wir ohnehin nicht, denn Hawaii hat sehr strenge Gesetze“, sagt Kreuzfahrtdirektor Jasper. Stattdessen: Kulturprogramm. Und wer einfach nur den Strand, das Meer und die Sonne genießen will, bekommt ein paar gute Tipps dafür. Auch an Bord wird jederzeit Hawaiianisches geboten. Und das alles mit einem fröhlichen „Aloha“, das zu jeder Tages- und Nachtzeit im Gebrauch ist.