Winter auf Föhr - Wattwandern und Tee trinken

Wyk auf Föhr (dpa/tmn) - Wer Urlaub auf Föhr machen will, muss dafür nicht unbedingt die Hauptsaison der Sommermonate nutzen. Ein Besuch lohnt sich auch im Winter. So kann beispielsweise bei ausgedehnten Wanderungen die Fauna des Wattenmeers erforscht werden.

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Ganz vorsichtig nimmt Walter Stubenrauch den orangefarbenen Seestern aus dem großen Aquarium. Am Boden des Beckens hat sich eine Seezunge im Sand vergraben. Krebse, Muscheln und allerlei anderes Getier sind hinter der Glaswand zu sehen. Lauter Meeresbewohner, die auch draußen im Wattenmeer vor der Insel Föhr vorkommen.

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Der Seestern hat Hunger. Es ist elf Uhr vormittags, Zeit für einen Snack. Und den hat Stubenrauch, Leiter des Nationalparkhauses in der Inselhauptstadt Wyk, schon hergerichtet.

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Emily, eine fünfjährige Besucherin aus Bayern, darf das Essen austeilen. Und sie will wissen, wie so ein Seestern eigentlich fressen kann. Die Antwort verblüfft nicht nur das Mädchen: „Der Seestern verteilt seinen Magen in allen fünf Armen“, erläutert Stubenrauch, als er Emily den Stachelhäuter auf die Hand setzt.

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Das Fressen in der freien Natur, also draußen im Wattenmeer, ist eine zeit- und kraftraubende Angelegenheit für einen Seestern: „Wenn er eine Muschel fressen will, dockt er mit seinen Saugnäpfen an die Schale an und zieht so lange, bis die Muschel sich nicht mehr wehren kann“, sagt Stubenrauch. Dann stülpt der Stern seinen Magen nach außen, um das Fleisch herum, und genießt. Emily schaut ungläubig. „Das kann ein paar Stunden dauern“, schiebt Stubenrauch hinterher.

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Einen Seestern in freier Natur zu sehen, ist gerade unwahrscheinlich - zumal beim Fressen. Es ist Winter auf Föhr. Da kann man zwar ins Watt gehen, aber das Leben in Sand und Schlick ist deutlich langsamer als bei warmen Temperaturen. Bei Nieblum im Westen der Insel etwa ist der Strand leer. Ab und zu fliegen ein paar Austernfischer vorbei und picken im Meeresboden, wo sich Ebbe und Flut alle sechs Stunden abwechseln. Das eine oder andere Wattwurm-Häufchen ist auch zu sehen. Aber sonst ist Ruhe im Watt.

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Obwohl die Wintersonne scheint, braucht man am Strand dicke Kleidung, am besten in mehreren Lagen. Denn der Wind weht - wenn auch nicht so stark wie über Amrum und Sylt, den vorgelagerten Inseln im Wattenmeer. Sie schützen Föhr, das am nächsten zum nordfriesischen Festland liegt. Doch nicht nur den großen und kleinen Menschen am Strand ist kalt, auch für das viele Leben im Unesco-Weltnaturerbe ist es nicht die beste Jahreszeit. „Die wechselwarmen Lebewesen haben mit der Kälte zu kämpfen“, erklärt Stubenrauch.

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Dennoch steht er nun mit Forke und Gummistiefeln im Watt. Aber er buddelt nicht so viel wie bei einer Wattwanderung im Sommer. „Wenn wir im Sommer eine Muschel zeigen und sie wieder zurück auf den Sand legen, gräbt sie sich sofort wieder ein.“ Im Winter ist das Wasser kalt, der Untergrund kann sogar angefroren sein: „Da kann es stundenlang dauern, bis sie wieder in einer komfortablen Situation angekommen ist“, so der Biologe.

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Dennoch geht er auch im Winter raus, am liebsten in Nieblum. „Das ist das schönste Stück Watt, das wir haben“, sagt er. Auch das Dorf lässt sich sehen: wegen der vielen Reetdächer und der schmucken Häuser, die die paar Straßen säumen. Von den Angeboten in Nieblum allerdings, vom Kerzenziehen bis zum Bonbonmachen, ist im Winter nicht viel zu sehen. Die meisten Betriebe haben Ferien.

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Über den Jahreswechsel aber sei die Insel immer voll, sagt Tourismuschef Jochen Gemeinhardt. „Da treffen sich viele Familien hier auf der Insel, genießen das Reizklima - und viel Tee.“ Den braucht es immer wieder, um von innen warm zu werden. Wahlweise bietet auch Aquaföhr, Schwimmbad, Kur- und Thalassozentrum in einem, eine ganze Fülle von Angeboten, die Urlauber wärmen. Mit Zutaten, die die Insel hergibt: Schlick, Algen, Salzwasser - und heiße Muscheln für Massagen.

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Danach heißt es: Dick einpacken und raus zum Inselerkunden. Da wären etwa die alten Kirchen mit ihren Friedhöfen, die von der langen Geschichte der Walfänger und Kapitäne auf der Insel erzählen, oder das Friesenmuseum in Wyk. Apropos Wyk: Wem beim Spaziergang durch das Seebad immer wieder ein Klappern im Ohr klingt, ist in der Nähe der Villa Friede unterwegs.

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Das Jugendstilhaus, Anfang des 20. Jahrhunderts vom Dichterehepaar Lisa und Richard Friede erbaut, war einst ein Mädchenpensionat, nun ist es eine Pension mit besonderem Ausblick: Zahlreiche Störche haben sich in unmittelbarer Nähe angesiedelt. Dort klappern sie mit den Schnäbeln und fliegen in regelmäßigen Abständen Richtung Nordsee, um sich einen Happen Essen zu fangen. Ob die Wattwürmer tief genug im Schlick sitzen?