Barocke Lebenslust - 7 Ideen für Oberschwaben im Advent
Ravensburg (dpa/tmn) - In der Adventszeit herrscht in Oberschwaben Hochbetrieb. Das liegt nicht nur an der weihnachtlichen Stimmung, sondern auch an den vielen Barock-Bauten - in der besinnlichen Zeit des Jahres kommen sie besonders zur Geltung.
Ein Besuch.
Christkindlesmarkt: Vor der Kulisse historischer Hausfassaden reihen sich in Ravensburg über hundert Stände aneinander. Wenn es dunkel wird, wirkt die Altstadt besonders idyllisch. Dann sind die vielen Türme atmosphärisch angestrahlt, Kerzen brennen hinter den Stubenfenstern, Kirchen leuchten geheimnisvoll. Der Weihnachtsmarkt in der alten Handelsstadt geht bis bis in die Barockzeit zurück.
„Stadt-Schau-Spiel“ mit der Türmerin: Im bunten, bodenlangen Kleid erscheint die Türmerfrau Regina Nabholzin. Für eineinhalb Stunden tauchen die Teilnehmer des „Stadt-Schau-Spiels“ in Ravensburg ins Jahr 1786 ein. Bei der Stadtführung mimt eine Schauspielerin die historische Türmerfrau. In unverblümter Sprache erzählt sie vom Alltagsleben der Patrizier und Bettler, von betagten Tuchhändlern und der stinkenden Arbeit der Gerber und Färber.
Auf der Spuren des lüsternen Dichters durch Biberach: „Zu seiner Zeit war Christoph Martin Wieland ein Bestsellerautor“, erklärt Stadtführerin Tamara Prinz und führt Interessierte durch die oberschwäbische Stadt Biberach. Trotz seines Erfolges galt der in der Barockzeit geborene Wieland (1733-1813) als Sittenverderber, den man „vor unbemannten Weibern wegsperren sollte“. Ruhe zum Schreiben fand der Dichter in seinem Gartenhaus, das heute das Wieland-Museum birgt.
Dinner mit Madame La Roche: Abends schlüpft Stadtführerin Prinz in ein Rokoko-Kostüm und zugleich in die Rolle der Madame Sophie La Roche, Wielands unglücklicher, großer Liebe. Die Gäste nehmen ein speziell zubereitetes barockes Menü mit Weinschaumsuppe, geschmorten Schweinebäckchen und gefüllter Maispoularde zu sich. Währenddessen parliert Madame auf unterhaltsame Weise über die Gepflogenheiten im Barock, etwa über das Tanzen, Fechten und Reiten.
Die Barockkirche St. Peter und Paul: Keine Barock-Tour ohne den Besuch einer Kirche, dem Ort üppigster barocker Prachtentfaltung. Als Juwel in Oberschwaben gilt die Wallfahrtskirche St. Peter und Paul im Dorf Steinhausen. Illusionsmalerei und Stuckaturen zeigen Tiere, Blumen und Kinderengel - das barocke Motto „Gott zum Ruhme, den Menschen zur Freude“ wird hier sehr anschaulich.
Kloster Schussenried: „Mit wenig Gold lässt sich viel Illusion erschaffen, damals wie heute“, meint Monika Ströbele, Gästeführerin im Kloster Schussenried. Unter ihrer Anleitung vergolden Touristen Gipsputten und gestalten Goldengel im Barock-Look. Anregung finden sie in der barocken Bibliothek, im prächtigen Saal von 1757.
Barocke Musik in Ochsenhausen: Barocke Orgelmusik erklingt in der verdunkelten Klosterkirche St. Georgen in Ochsenhausen. Vor dem Altar steigt Trockennebel auf und wird von buntem Laserlicht mysteriös erleuchtet. Nach dem Konzert geht es durch den Dachstuhl in den Balkraum. Organist Ulrich Werther zeigt das Herz seiner Barockorgel mit über 3100 Pfeifen. Sie stammt von dem bedeutenden Ochsenhauser Orgelbauer Joseph Gabler. „Hier oben bei der Orgel ist man dem Herrgott näher“, schwärmt der Orgelspieler. „Die Seele geht auf, und das Hirn bleibt stehen.“