Wochenendtrip deluxe - Mit der MS „Europa 2“ nach Sylt
Hamburg (dpa/tmn) - Der Wind weht stark, kurz vorher hat es noch kräftig geregnet, die Temperaturen liegen im einstelligen Bereich. Perfektes Wetter für eine Wattwanderung. Zumal wenn man strikt den Rat der Reederei befolgt hat und barfuß am Strand bei List auf Sylt erschienen ist.
„Das ist die beste Fußreflexzonenmassage, die es gibt“, sagt Nationalpark-Wattführer Werner Mansen, der die kleine Gruppe Kreuzfahrer der „Europa 2“ an diesem Vormittag begleitet.
Die Gäste befinden sich auf einem exklusiven Wochenendausflug. Am Freitagnachmittag nach Feierabend in Hamburg aufs Schiff, den Samstag auf Sylt, sonntagmorgens wieder zurück in Hamburg. Als schwimmendes Hotel dient dabei die „Europa 2“ - nach Einschätzung der Kritiker das weltweit beste Kreuzfahrtschiff. Gerade einmal 516 Passagiere finden auf ihr Platz, mehr als 370 Besatzungsmitglieder sind an Bord. Statt Kabinen gibt es nur „Suiten“, das Essen hat Sterneniveau.
Sylt steuern nicht viele Kreuzfahrtschiffe an. Der Fähranleger in List reicht nur für die kleinen Fähren, die aus dem nahen Dänemark herüberkommen. Selbst die vergleichsweise kleine „Europa 2“ kann nirgends festmachen, sondern muss vor der Insel auf Reede liegen.
Das hat den Vorteil, dass man vom Schiff aus einen tollen Blick auf die Insel hat. Wenn sie nicht - wie mehrmals an diesem Morgen - von Regenwolken umhüllt ist. Und die Passagiere kommen in den Genuss einer kleinen Schaukelpartie im Tenderboot.
Gleich zu Beginn des Ausflugs gibt es auch noch eine Moorpackung - vom Strand geht es direkt in den Schlick. Die Gummistiefel der anderen Teilnehmer bleiben fast stecken, da haben die Barfußläufer einen Vorteil. Und im Schlick ist es vergleichsweise angenehm warm.
Mansen weiß viel zu erzählen, was es im Watt alles zu sehen und erleben gibt. Zum Beispiel über die braunen Würste, die überall auf dem Boden liegen. „Strandspaghetti“ nennt er das. In Wirklichkeit handelt es sich um die Hinterlassenschaften der Wattwürmer. Ein Exemplar davon hat Mansen gleich entdeckt. Mit seiner Grabgabel sticht er in den Boden und holt den Wurm komplett an die Oberfläche. Und auch sonst leben viele Tiere im Watt. „Da vorne liegt ein Krebs“, ruft eines der Kinder aus der Gruppe. „Das ist eine Strandkrabbe“, sagt Mansen. Sie ist aber schon tot und müffelt etwas.
Mansen hebt etwas Grünes auf: Meersalat. „Den können Sie probieren“, fordert er die Gruppe auf. „Das schmeckt wie salzige Plastiktüte.“ Deutlich delikater ist das, was die Gruppe wenig später findet: Austern. „Auf Sylt sind die Austern eigentlich ausgestorben, wurden dann aber aus dem Pazifik wieder hier angesiedelt“, erzählt Mansen. „Die hier würde ich aber eher nicht essen.“
Dann doch lieber die Austern am Abend im Restaurant „Yachtclub“ auf der „Europa 2“, wo das Buffet mit allerlei Köstlichkeiten aus dem Meer beladen ist: Hummer, Kaviar, Garnelen in allen Varianten.
Und dann heißt es fast schon wieder Abschied nehmen vom Schiff. Das ist der Nachteil an einer Kurzkreuzfahrt: Sie ist wirklich kurz. Noch ein letzter Abend an Bord, noch ein Cocktail in der „Sansibar“ und ein letztes ausgiebiges Frühstück am Sonntag. Bereits um Mitternacht ist die Elbmündung erreicht, am frühen Morgen der Hamburger Hafen.