Aufs Kreuz gelegt - Beim Frauenwrestling in Bolivien
El Alto (dpa/tmn) - Wrestling ist beliebt in Bolivien. Einheimische Frauen, die in ihren traditionellen Kostümen in den Ring steigen, gelten als besondere Attraktion. Diese sogenannten cholita cachascañista bietet den bolivischen Männern die Stirn.
Martha la Altoña springt von den Seilen, knallt ihren Gegner über die Schulter auf den Boden und landet auf seinem Kopf. Die Menge in der Wrestlingarena von El Alto schreit vor Begeisterung.
Aber La Altoña, die in Wirklichkeit Jenny Mamani heißt, ist keine normale Wrestlerin. Sie ist eine sogenannte cholita cachascañista, eine von Boliviens berühmt-berüchtigten Wrestlerinnen, die ihre traditionelle Kleidung inklusive Melone im Ring tragen.
„Ich habe immer Angst vor einem Kampf, besonders gegen Männer“, sagt Mamani hinter den Kulissen und bekreuzigt sich. „Die sind viel gemeiner und härter.“ Das Aussehen ihrer Kollegin bestätigt ihre Aussage. Der Oberkörper der zierlichen Kämpferin ist voller Blut.
El Alto liegt hoch oben auf dem Hang über La Paz, der heimlichen Hauptstadt Boliviens. Die Wrestlingkämpfe sind zu einer Attraktion für Einheimische und Touristen geworden. Und die traditionell gekleideten Frauen sind das Highlight jeder Veranstaltung: In ihren Röcken sind sie fast so breit wie groß. Von ihren Ohren hängen riesige goldene Ringe, um den Hals bunte Schals. Auf ihren Köpfen tragen sie die typischen Melonen. Auch sie sind mit Goldschmuck bedeckt und können bis zu 200 Dollar kosten.
Viele der Frauen sind alleinerziehende Mütter, sagt Sanjines, und haben auch einen zweiten Job - sie arbeiten als Lehrerinnen, Krankenschwestern und Verkäuferinnen.
Mamani, die ihr Alter und ihren Verdienst nicht verraten will, arbeitet auch als Schneiderin. Sie fing vor acht Jahren mit Wrestling an. „Ich mag den Machismo von den Männern hier nicht und ich wollte zeigen, dass Frauen alles können, was Männer können“, sagt sie.
Die 16- und 14-jährigen Töchter von Mamani mögen nicht zuschauen. „Sie kommen nie zu den Kämpfen“, sagt Mamani. „Sie wollen nicht zusehen, wenn ich mir wehtue.“ Wrestling hat sein Tribut gefordert. „Wir haben viele Unfälle, meine Ellbogen und Knie sind ziemlich lädiert“, erzählt Mamani. Sie zeigt auf Narben auf ihrer Nase und im Augenwinkel.
Aber die Verletzungen sind für sie ein kleiner Preis für den Spaß, den sie an Wrestling hat. „Ich liebe es, ich fühle mich wichtig, wenn die Menge schreit“, sagt sie. „Ich werde weiter machen, solange mein Körper das noch erlaubt.“