Azoren: Ein „Hoch“ auf die Wetterküche
Mitten im Atlantik gelegen, sind neun immergrüne Inseln noch Geheimtipps.
Düsseldorf. Die Azoren, Europas westlichste Naturschönheiten, liegen mitten im Atlantik. 1500 Kilometer von Portugals Hauptstadt Lissabon entfernt und 3600 vom amerikanischen Kontinent. Neun Inseln sind es, die sich aus dem Ozean erheben — und noch touristische Geheimtipps sind.
Erdbeben und Vulkanausbrüche formten über Jahrtausende bizarre Steilklippen, brausende Atlantikwellen meißelten die Küsten zu immer neuen Skulpturen.
Die Inseln schimmern von vulkanrotbraun bis üppig grün und sind ideal für Naturliebhaber und Wanderer. Wer in Portugal weiße Sandstrände sucht, sollte lieber an die Algarve reisen.
Jeder kennt das „Azorenhoch“, kühle Atlantikwinde stoßen zum ersten Mal auf warme Landmassen. Das hat Folgen. Frage: Wie wird das Wetter heute? Klare Antwort: wechselhaft. Denn: „Jeder Tag hat bei uns vier Jahreszeiten.“ So heißt ein Spruch der Einheimischen. Sonnenschein, Nebelschwaden und Regenschauer — nichts ist unmöglich.
Schnee fällt allerdings nur auf Portugals höchstem Berg Montanha do Pico (2351 m). Angenehm warm aber ist es immer. Der Golfstrom sorgt für mildes Klima mit Temperaturen zwischen 16 und 26 Grad. Und wenn die brodelnde Wetterküche einmal Siesta hält, liegt das Meer wie ein sanfter, blauer Teppich um die Inseln.
Touristen landen auf der Hauptinsel Sao Miguel. Die Hafenstadt Ponta Delgada, die an ein restauriertes kubanisches Havanna erinnert, hat 70 000 Einwohner — weniger als schwarz-weiße Holsteiner Kühe auf der Insel. Der Slogan „Milch von glücklichen Kühen“ muss hier erfunden worden sein: Die Tiere kennen keine Ställe, fressen nur bestes Gras. Das ergibt viel gute Milch. Und starke Steaks. Neben fangfrischem Fisch sind sie der Renner in den Restaurants.
Rinderzucht beschert auch das Haupteinkommen. Lange Zeit waren Orangen der Exportschlager, dann folgten Ananas, Tee und Tabak. Jetzt setzt man stark auf Touristendevisen vom Festland.
Ganz Furnas ist ein „Vorhof zur Hölle“. Auch am Kratersee Lagoa brodelt die Erde. Die schlauen Azoreaner nutzen die unterirdischen Hitzewallungen auf ihre Art: Sie verwandelten ein Ufer in eine Freiluftküche, indem sie runde Löcher ausbetonierten und täglich Kessel mit „Cozido“ versenken.
Dieser Eintopf — ein Sattmacher aus Blutwurst, Rind-, Lamm- und Hühnerfleisch, Karotten, Kohl und Süßkartoffeln übereinander geschichtet — gart sechs Stunden vor sich hin, ehe er von zwei athletischen Männern aus dem Erdofen gehoben und im Restaurant nebenan auf Silberplatten serviert wird. Nur Mut, es schmeckt ausgezeichnet — und macht fit für die nächste Wanderung.
Vielleicht diesmal unter einem farbenprächtigen, atemberaubenden Regenbogen.