Bernstein, das „Gold der Ostsee“
Düsseldorfer Architekten-Trio entwarf das neue Danziger Stadion zur Fußball-Europameisterschaft 2012.
Danzig. In Danzig (Gdansk), der Hauptstadt des Bernsteins, dreht sich alles um das „Gold der Ostsee“. Das gilt auch für das neue Stadion der Fußball-Europameisterschaft im Jahr 2012. Sein mächtiges Oval umgibt eine 50 000 Quadratmeter große Kunststoffhülle mit bernsteinfarbenen Modulen, die bei Sonne und bei Flutlicht golden glänzen.
Das ausgefallene Konzept stammt vom Düsseldorfer Architekturbüro Rhode-Kellermann-Wawrowsky. Die filigrane Tragwerkkonstruktion soll an eine weitere Danziger Tradition erinnern: den Schiffsbau und den Wald von Kränen der Werft.
Geplant war das Projekt als „Baltic-Arena“. Der Energiekonzern „Polska Grupa Energelcyzna“ erwarb das Namensrecht. Sein Signum „PGE“ schmückt nun die Außenwand. Für die Menschen in Danzig ist es das „Amber- (Bernstein-) Stadion“.
Am 24. Juli 2011 wird es vom polnischen Erstligisten „Lechia Gdansk“ eröffnet. Am 6. September, beim Freundschafts-Länderspiel Polen gegen Deutschland, folgt die eigentliche Feuertaufe. Zur Europa-Meisterschaft werden in Danzig drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale ausgetragen.
Der Endspurt läuft. Rund um die Arena bewegen Konvois von Schwerlastern noch Tonnen von Materialien für Außenanlagen, Zufahrtswege und 2060 Parkplätze für Pkw und Busse.
Drinnen sieht bei unserem Besuch schon alles nach Anpfiff aus. Der Naturrasen glänzt in frischem Grün, ein Rasenmäher zieht auf der 106 mal 68 Meter großen Spielfläche seine Bahn. Arbeiter verhüllen die Sitze für 44 000 Zuschauer mit Plastiküberzügen. Elektriker verkabeln Lautsprecher- und Flutlichtanlagen.
In den Spielerkabinen, den 40 VIP-Logen und im Businessbereich mit 1383 Plätzen wird letzte Hand angelegt. Das Restaurant für 600 Personen und einer für Polen einzigartigen Aussichtsterrasse auf das Spielfeld bereitet sich auf die ersten Gäste vor.
Das Stadion (236 Meter lang, 203 Meter breit und 45 Meter hoch) wertet den Stadtteil Lauenthal (Letnica) kräftig auf. Unmittelbar daneben baut die Danziger Messe ihr Ausstellungszentrum „Amber Expo“ mit 12 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Dort treffen sich jährlich 450 internationale Schmuckhersteller und Designer zur weltgrößten Bernsteinmesse „Amberif“.
Das EM-Quartier der deutschen Nationalmannschaft, das Fünf-Sterne-Landhotel „Dwor Oliwski“, liegt versteckt in der idyllischen Parklandschaft des Schwabentals.
Der Verein „Lechia Gdansk“, der den Fußballtempel (Kosten rund 130 Millionen Euro) mit einer Reihe von Partnern betreibt, erhofft sich von der Vermarktung für andere Großveranstaltungen wie Konzerte, Kongresse oder Messen weniger Leerstände und zusätzliche Einnahmen.
Nach dem Ende der Europameisterschaft sind noch ein Shoppingzentrum und ein Hotel geplant, ebenfalls im Bernstein-Look. Nur kleiner als der „große Stein“ nebenan, etwas bescheidener. Wie Fundstücke im Sand des nahen Ostseestrands.
Auch da würde das Düsseldorfer Trio sicherlich wieder gern seine Erfahrungen einbringen.