Comeback für Hellas: Veranstalter hoffen auf Griechenland
Berlin (dpa/tmn) - Leere Geldautomaten, streikende Beamte, feindselige Bürger: 2012 ließen sich die Deutschen von solchen Schlagzeilen abschrecken und reisten deutlich seltener als im Vorjahr nach Griechenland.
Aber die Reiseveranstalter geben die Hoffnung nicht auf.
Blaue Fensterläden an weiß verputzten Häuschen, warmer Sand zwischen den Zehen, würziger Feta - so stellen sich viele Griechenlandurlauber ihre Ferien vor. Dem guten Essen und dem guten Wetter konnte die Schuldenkrise nichts anhaben. Trotzdem machten dort 2012 deutlich weniger Deutsche Urlaub als im Vorjahr. Schuld war vor allem die Angst vor Unruhen, Streiks und Demonstrationen, vor Bargeld-Knappheit und Einheimischen mit einem Hass auf Deutsche. Solche Krisenfolgen sind ja schließlich überall im Land Alltag. Oder?
„Nein, eben nicht“, sagt Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband (DRV) in Berlin. „Das Wasser ist das gleiche, das Essen, die Sonne, die Gastfreundschaft.“ Immer wieder demonstrieren die Menschen in Athen. Auf die beliebten Urlaubsregionen der Deutschen habe das aber keinen Einfluss. Dennoch geht Schäfer für dieses Jahr von einem Buchungsrückgang um etwa 9 bis 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus.
Ist das nicht ungerecht? „Zumindest ein Kuriosum“, findet Michael Karavás. Der Geschäftsführer des Griechenland-Spezialisten Attika Reisen in München hält den Zusammenhang zwischen Finanzkrise und Tourismusflaute für unlogisch. Durchschnittlich nur rund 2 bis 3 Prozent der Attika-Kunden entscheiden sich für den Trip in die Hauptstadt. „Trotzdem trägt die Lage in Athen unverhältnismäßig dazu bei, bei den deutschen Urlaubern Zweifel und Sorgen aufzubauen“, sagt Karavás.
Besonders schmerzhaft ist der Vergleich zum Vorjahr auch deshalb, weil 2011 mit besonders guten Zahlen glänzte. „Das war eine hohe Messlatte“, sagt Schäfer. Ein Grund dafür sei auch der Arabische Frühling gewesen, erklärt Karavás. Viele Urlauber, die ursprünglich nach Nordafrika wollten, mussten sich nach einer vergleichbaren Alternative umsehen - und landeten in Griechenland. „2012 hatten sie genug Zeit, von vornherein etwas anderes zu suchen.“ Das allein kann aber nicht die Erklärung für die Misere sein.
Das Jahr 2012 begann katastrophal. Panagiotis Skordas, Direktor der Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr in Frankfurt am Main, berichtet von einem Buchungsrückgang um bis zu 30 Prozent in den ersten Monaten. Nach den Neuwahlen im Juni wendete sich das Blatt: Die Buchungen legten deutlich zu.
In den Griechenland-Urlaub zwingen lassen sich die Deutschen nicht - aber locken vielleicht? Darauf setzen zumindest die Reiseveranstalter. Niedrige Preise und ein größeres Angebot sollen die Deutschen wieder in Griechenland-Stimmung bringen. Viele Veranstalter halten die Preise stabil oder senken sie leicht.
Eine regelrechte Offensive startet FTI: Im Sommer 2013 soll es rund 55 Prozent mehr Flüge von sieben deutschen Flughäfen nach Korfu, Kreta und Rhodos geben. „Wir sind überzeugt, dass die allgemeine Nachfrage für diese vielfältige Destination im kommenden Sommer wieder deutlich ansteigen wird“, sagt Heike Niederberghaus, Geschäftsführerin von FTI Touristik.
Auch Thomas Cook legt sich ordentlich ins Zeug, um die Nachfrage anzukurbeln: Unkompliziertes Umbuchen, Gutscheine, eine Saisonverlängerung und mehrere neue Anlagen sollen den Deutschen wieder Lust auf Griechenland machen.
Neu im Griechenland-Katalog von Alltours sind Skala Potamia auf Thassos und Kardamena auf Kos. Alltours-Chef Willi Verhuven zeigte sich bei der Vorstellung der Sommerkataloge im Oktober zuversichtlich: „Die Talsohle ist durchschritten. Im kommenden Jahr wird es deutlich aufwärtsgehen.“
Ganz ähnlich klingt das beim Branchenriesen Tui. „Im nächsten Sommer werden wir die Lücke wieder schließen“, sagte Touristikchef Oliver Dörschuck bei der Katalogvorstellung im November.