Filmtourismus: Die magische Filmwelt selbst erleben
München (dpa) - Einmal hinter die Kulissen blicken - viele Fans zieht es zu den Drehorten ihrer Lieblingsfilme. Die bayerischen Regionen wollen das stärker nutzen. Und haben dabei nicht nur Touristen im Blick.
An einer unscheinbaren Berghütte in den Tiroler Alpen hängt ein Zettel: „Lieber Bergdoktor, schade, dass du nicht da bist. Würde dich gern mal treffen.“ Fans der ZDF-Serie haben keine Mühen gescheut und den Drehort ihrer Lieblingsserie ausfindig gemacht. „So läuft das bisher häufig - die Fans tauchen einfach auf“, erzählt Stefan Rösch vom Centrum für marktorientierte Tourismusforschung der Universität Passau. Die Chance, sich aktiv als Filmregion zu präsentieren, bleibe vielerorts ungenutzt. „Dabei macht so ein Film kostenlos Werbung für meine Region - etwas Besseres kann mir doch gar nicht passieren“, sagt Rösch.
Auch in Bayern werden jedes Jahr zahlreiche Kinofilme und TV-Produktionen gedreht. Das Spektrum reicht von Serien wie den Rosenheim-Cops bis zu internationalen Produktionen wie „Die Drei Musketiere“. „Für die Regionen hat das einen doppelten Nutzen“, erzählt Anja Metzger vom Filmfernsehfonds Bayern. Während der Dreharbeiten bringen die Filmcrews Geld in die Region. „Die Leute müssen essen, übernachten - das schafft Arbeitsplätze.“ Nach dem Dreh können touristische Angebote wie Drehorttouren oder zurückgelassene Filmsets Besucher anlocken.
Für Wissenschaftler Rösch funktioniert Filmtourismus nach dem Motto „Fantasy is Reality“. „Es geht darum, ein Stück der magischen Welt des Films selbst zu erleben.“ Rösch hat selbst Drehortführungen zu den Herr-der-Ringe-Filmen in Neuseeland geleitet. „Da kommen die Fans tatsächlich im Hobbitkostüm“, erzählt er. Einmal an genau der Stelle des Lieblingscharakters sitzen, exakt die Position der Kamera einnehmen - darum gehe es vielen Fans. Bei seinen Drehorttouren in Neuseeland hat Rösch aber auch viele Besucher getroffen, die gar keinen Herr-der-Ringe-Film gesehen haben. „Da kommen auch Leute, die einfach mal sehen wollen, wie so ein Film gemacht wird.“
Diese Möglichkeit gibt es auch bei „Saphirblau“, der Verfilmung des zweiten Teils der Trilogie „Liebe geht durch alle Zeiten“ von Kerstin Gier. Der Film spielt zwar eigentlich in England - gedreht wurde aber im oberfränkischen Coburg. „Wir konnten mit unserem englischen Charakter auftrumpfen“, erklärt Michael Böhm vom Stadtmarketing Coburg. Schon nach „Rubinrot“, dem ersten Teil der Trilogie, gab es in Coburg Drehorttouren mit zwei originalen Englischen Taxis. Böhm geht es dabei nicht nur um Touristen. „Wir wollen auch die Menschen vor Ort begeistern, dass in ihrer Stadt Filme gedreht werden.“