Im heißen Sommer flüchten die Zyprioten in ihren „Schwarzwald“
Limassol (dpa/tmn) - Zypern ist für seine Sandstrände bekannt - aber es gibt auf der Insel auch hohe Berge. Im Troodos-Gebirge bleibt es selbst im Sommer angenehm kühl. Ideal für Wanderer, Spaziergänger und Mountainbiker.
Wenn die Sonnenanbeter am Strand in der Sommerhitze brutzeln, flüchten die Zyprioten in die Berge. Nur 50 Kilometer von den Sandstränden der Insel entfernt ragt das fast 2000 Meter hohe Troodos-Gebirge empor. Seine von Schluchten und Bächen durchzogenen dichten Wälder sind die grüne Oase der sonnenverbrannten Insel im östlichen Mittelmeer. „Das Troodos-Gebirge wird deshalb auch der Schwarzwald Zyperns genannt“, erzählt Petra Ibanidis.
Die Zypern- und Griechenland-Expertin hat einige Zeit auf der Insel gelebt und sich in das Troodos-Gebirge verliebt. „Das Bergland kennen die meisten Badetouristen gar nicht. Dabei hat es so viel zu bieten“, schwärmt Ibanidis von der Region im Südwesten der Insel.
Der höchste Berg ist der Olympos. Unter seinem 1952 Meter hohen Gipfel kann man im Winter sogar Ski fahren. Noch im Frühjahr ist er von einer Schneekuppe bedeckt, während die äußerst abgehärteten Schwimmer an den Küsten schon wieder ins Meer gehen. Schon im Frühjahr erreicht das Meer 18 Grad, im August steigen die Wassertemperaturen auf bis zu 28 Grad Celsius. Im Landesinneren erwärmt sich die Luft dann bis weit über 40 Grad, am Meer immer noch auf rund 35 Grad.
„Im heißen Sommer spenden die Wälder im Gebirge Schatten, die Luft in der Höhe ist frisch und meist sorgt auch noch eine schöne Brise für Abkühlung“, erzählt Ibanidis. Für Wanderer und Mountainbiker ist das ideal. Der rund sieben Kilometer lange „Artemis“-Weg führt rund um den Olympos. Wie alle anderen markierten Wanderwege ist er leicht und für Geübte nicht mehr als ein Spaziergang.
Noch kürzer als der „Artemis“-Weg ist die „Kaledonia“- Route vom Dorf Kryos Potamos zu den Kaledonia-Wasserfällen. Alle großen Flüsse Zyperns entspringen im Troodos-Gebirge, in dem die letzten freilebenden Mufflons der Insel umherstreifen und Adler am Himmel ihre Kreise ziehen. In den Hochlagen ist die Natur urwüchsig und wild: Mächtige Eichen, Kiefern, Pinien und Zedern bilden dichte Wälder. An den Flanken des Gebirges reihen sich Obstplantagen, Mandelbäume und Weingärten aneinander.
Tagesausflügler nehmen sich nur selten Zeit für Wanderungen in den Wäldern und kurven gleich hinauf zum berühmten Kykkos-Kloster rund zehn Kilometer westlich des Dorfes Pedoulas. Die meisten Gebäude der Kloster-Anlage sind kaum mehr als 100 Jahre alt. Das ursprüngliche Kloster fiel Bränden und Erdbeben zum Opfer. Die Mosaike und Fresken in den Klostergängen wurden erst vor rund 20 Jahren geschaffen. Besonders farbenprächtig und mit viel Gold veredelt ist der Altarbereich in der Marienkirche.
Von außen unspektakulär, im Inneren aber mit leuchtenden byzantinischen Fresken versehen sind die einzigartigen Scheunenkirchen des Troodos-Gebirges. Wegen ihrer tief hinunter gezogenen Dächer wirken sie aus der Ferne wie Scheunen. Zehn dieser zyprisch-orthodoxen Kirchen hat die Unesco in ihre Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.