Komfort-Economy statt Business-Klasse - Die neue Germanwings
Köln (dpa/tmn) - Der elegante Kranich und seine sparsame Tochter - viel gemeinsam hatte Germanwings mit seiner Muttergesellschaft Lufthansa früher nicht. Passagiere konnten sich oft zwischen ihnen entscheiden.
Inzwischen haben sie auf immer weniger Strecken die Wahl.
Von Berlin nach Stuttgart mit der Lufthansa? Das ist schon seit dem vergangenen Jahr nicht mehr möglich. Die traditionsreiche Fluggesellschaft überlässt seit Ende 2012 nach und nach viele innerdeutsche und innereuropäische Strecken ihrem Tochterunternehmen Germanwings. Nur die Flüge, die über die Drehkreuze München und Frankfurt am Main gehen, bleiben langfristig in Lufthansa-Hand. Nun stellte das Unternehmen die ersten Germanwings-Maschinen im neuen Design vor und gab einen Zwischenstand zur Umrüstung. Der Tenor: Alles klappt schneller als geplant.
Welche Strecken übernimmt Germanwings?
Auf Dauer übernimmt Germanwings von der Lufthansa alle Flüge innerhalb Deutschlands und Europas, die nicht über München oder Frankfurt gehen. Ausnahmen gibt es nicht. Innereuropäische Strecken sind nach Lufthansa-Standards in der Regel Flüge, die weniger als vier Stunden dauern. Übernommen hat Germanwings in den vergangenen Monaten bereits alle Verbindungen ab Stuttgart und alle Flüge zwischen Hamburg und den Städten Wien, Palma de Mallorca, Stuttgart und Nürnberg. Am 29. Juni 2013 kommt die Verbindung Hamburg-Köln hinzu. Bis Ende Januar 2014 werden alle übrigen Flüge von und nach Hamburg, die Lufthansa dauerhaft abgibt, an Germanwings übergehen.
Bis zum 30. März 2014 soll Germanwings alle Flüge von und nach Berlin übernehmen - außer Verbindungen mit Frankfurt und München. Zwischen Ende März 2014 und Anfang Januar 2015 stellen die Unternehmen den Flugplan für Düsseldorf um. Alle Langstrecken von und nach Düsseldorf bleiben weiter in Lufthansa-Hand.
Wie teurer werden die Tickets für Germanwings-Flüge sein?
Germanwings will weg vom reinen Billig-Image. Der Einstiegspreis von 33 Euro soll beibehalten werden. Eine Business-Klasse gebe es nicht. Das gesamte Angebot entspreche der Economy-Klasse, teilt Lufthansa mit. Die unterteile Germanwings künftig aber in drei Kategorien: „Best“ sei ein hochwertiges Angebot, das sich hauptsächlich an Geschäftsreisende und Privatreisende mit höheren Komfort-Ansprüchen richte. „Best“-Tickets gibt es ab 199 Euro.
„Smart“ sei der Standardtarif. An Bord gibt es einen Snack und ein Getränk. Die Passagiere können Freigepäck bis 23 Kilogramm mitnehmen und zahlen für ein Ticket 53 Euro aufwärts. „Basic“ sei ein reines Niedrigpreisangebot ohne Freigepäck und Verpflegung an Bord. Die „Basic“-Sitze befinden sich im hinteren Teil des Fliegers und haben einen geringeren Abstand als „Smart“- und „Best“-Sitze. Der günstigste Preis in diesem Segment liege bei 33 Euro.
Ist die „Best“-Klasse von Germanwings mit der Business-Klasse der Lufthansa vergleichbar?
Germanwings bietet ausdrücklich alle Tickets nur „unter dem Dach einer durchgängigen Economyclass“ an. Das Premium-Segment „Best“ ist aber im Grunde mit einer Business-Klasse zu vergleichen. Die Plätze befinden sich in den drei vorderen Reihen an Bord. Der Sitzabstand liegt bei 81,3 Zentimetern, der Mittelsitz ist frei. „Best“-Passagiere dürfen am Flughafen in den Lufthansa-Lounges warten. Außerdem können sie den schnelleren Priority-Check-in und die schnellere Fastlane bei der Sicherheitskontrolle nutzen. Sie bekommen mehr Meilen gutgeschrieben und dürfen mit 46 Kilogramm doppelt so viel Freigepäck mitnehmen wie andere Fluggäste. An Bord können sie Gerichte aus einer Menükarte wählen. Tickets dürfen sie kostenlos umbuchen.
Fliegt Germanwings künftig mit ehemaligen Lufthansa-Fliegern?
Germanwings baut nach und nach Maschinen der Lufthansa-Flotte für sich um. Auch die eigene Flotte wird erneuert. 21 Flugzeuge von Germanwings sind bereits umlackiert. Die Lufthansa-Jets, die auf die bisherige Billigflug-Tochter übergehen, sollen ab dem Sommer folgen. Germanwings lackiert sie neu und verändert die Innenausstattung.
Was hat sich noch geändert?
Das Logo: Nachfolger des brombeerfarbenen Schriftzugs auf gelbem Grund ist ein stilisiertes W. Die beiden Farben sind geblieben. Das W steht für das Wort Wings im Namen, also Flügel. Auch im Telefon-Service der Germanwings ändert sich etwas: Bei Fragen mussten Kunden bislang immer eine Nummer anrufen, die mit den Ziffern 0900 anfing. Ein Anruf kostete 99 Cent pro Minute. Künftig schaltet Germanwings eine günstigere 0180er Nummer frei. Anrufer aus dem deutschen Festnetz bezahlen dann 14 Cent.
Wie sind die Flüge buchbar?
Die neuen Tarife können Fluggäste früher als geplant buchen. In Reisebüros sind „Best“- und „Smart“-Tickets für Flüge ab Juli ab dem 12. April buchbar. „Basic“-Tickets gibt es nur online. Ursprünglich war Juli als Termin vorgesehen.