Kunst, Kitsch, Küche: Kambodscha bietet Nordkorea light
Siem Reap (dpa/tmn) - Nordkorea will Touristen in Kambodscha die Khmer-Hochkultur nahebringen - mit einem Museum. Der Prachtbau gibt nebenbei Einblick in den abgeschotteten Paria-Staat. Auch kulinarisch ist Pjöngjang präsent.
Der Stolz ist dem nordkoreanischen Bau-Aufseher ins Gesicht geschrieben: Sein „Baby“ ist ein monumentales Museum, wie es die Welt kaum je gesehen hat. Es steht unweit des Tempelbezirks um Angkor Wat bei Siem Reap in Kambodscha. Mehr als eine Viertelmillion Besucher kommen in der Hochsaison jeden Monat zum Tempelbesuch. Diesen Menschen wollen die Nordkoreaner die glorreiche Geschichte der Khmer-Kultur nahebringen.
Warum Nordkorea? Das „Grand Panorama Museum“ sei ein Geschenk, um „die großartige Freundschaft zwischen Korea und Kambodscha“ zu untermauern, sagt ein junger Übersetzer aus Pjöngjang, der Hauptstadt des abgeschotteten Paria-Staates, der dem Bauaufseher zur Seite steht. Korea heißt es stets, von Nord und Süd ist hier nie die Rede.
Eigentlich darf noch niemand rein. Das Gebäude ist zwar fertig, soll aber voraussichtlich erst im Dezember eröffnen, sagt der Bau-Aufseher. Dann lässt er sich doch zu einem Rundgang breitschlagen.
Das Museum liegt direkt neben der neuen Schalterhalle für die Eintrittstickets zum Tempelbezirk. Es soll die Besucher ins 12. bis 15. Jahrhundert zurückführen, als die Tempelanlagen gebaut wurden. Sehr geschichtslastig ist das Museum allerdings nicht. Zu sehen ist eher eine bunte Schau mit sphärischer Musik und bunter Lichtshow.
Und eine Präsentation nordkoreanischer Kunst: Schon am Eingang prangt ein meterhohes Buddha-Gesicht. „Wie die in Stein gemeißelten Figuren am Bayon-Tempel, maßstabgetreu“, versichert der Bau-Aufseher. Das monumentale Werk sieht aus wie ein Foto. „Genau“, sagt er verschmitzt. „Ist es aber nicht. Nordkoreanische Kunst.“
Die stammt aus der Kunstfabrik Mansudae in Pjöngjang. Dort produzieren 1000 Künstler Kunstwerke in allen erdenklichen Stilen, mit Öl-, Acryl- und Wasserfarben. Die Spezialität: sozialistischer Realismus, höchst wirklichkeitsnah, keine Abstraktion. Jede Unebenheit im Stein des Buddha-Gesichts am Bayon-Tempel findet sich in dem Bild an der Museumswand wieder.
Die Illusion, mitten im alten Khmer-Reich zu sein, wird mit Attrappen von Mauern, Kanonen und künstlichen Bäumen zwischen der erhöhten Betrachterplattform und der bemalten Wand genährt. Die Sujets werden im Monumentalgemälde nahtlos fortgesetzt. „Wenn es eröffnet wird, haben wir auch noch Wind- und Nebelmaschinen, dann rascheln die Bäume“, sagt der junge Übersetzer.
Die tolle Freundschaft der beiden Länder untermauert auch das Restaurant „Pjöngyang“ in Siem Reap, mit tanzenden, singenden und fiedelnden Kellnerinnen aus dem Reich von Kim. Dort sind im Kantinenambiente vor allem südkoreanische Touristen anzutreffen. Die einzigen nicht-asiatischen Gäste an diesem Abend machen die Kellnerin neugierig. Sie fragt sich, wo sie herkommen. „Germany?“ wiederholt sie dann fragend und kräuselt die perfekt gezupfte Braue. Nie gehört. „London?“ fragt sie hoffnungsvoll zurück.