Lombok in Indonesien: Bali vor dem Sündenfall
Kuta (tmn/dpa) — Suhardi nähert sich und grüßt mit einem freundlichen „Hello“. Viele Urlauber am Strand von Kuta verdrehen die Augen. Man kann es ihnen kaum verübeln. Die meisten waren vorher auf Bali, wo Souvenirverkäufer die Touristen oft um die ersehnte Ruhe bringen.
Doch Kuta im Süden der indonesischen Insel Lombok hat nur wenig gemein mit der gleichnamigen Pauschaltouristen- und Partyhochburg auf Bali. Noch dreht sich hier nicht alles um die Touristen. Suhardi will einfach nur mit den Touristen am Strand reden. Genauer gesagt ist er an Fremdsprachen interessiert. Suhardi ist Englischlehrer aus einem benachbarten Dorf und hat einige seiner Schüler dabei.
Ein holländisches Pärchen willigt ein, sich ein wenig mit ihnen zu unterhalten. Arti, Lintang und Susila setzen sich schüchtern neben die Urlauber in den Sand. Sah es zunächst so aus, als würden die holländischen Urlauber Suhardi einen Gefallen tun, ändert sich die Situation schnell. Der Lehrer und seine Schüler erzählen den Touristen von den Traditionen und regionalen Spezialitäten: Plecing Kangkung oder Nasi Puyung. Wer in den Garküchen Essen bestellt, wird schnell merken, dass in Lombok gerne mit der scharfen Chili-Sauce Sambal gekocht wird. „Nicht umsonst bedeutet Lombok in unserer Sprache Chilipfeffer“, erklärt Suhardi.
Lombok wird immer beliebter bei Indonesien-Urlaubern, die auf der Suche nach wenig überlaufenen Stränden und ursprünglichen Inseln sind. In den dünn besiedelten Norden verirren sich vor allem Naturfreaks und Wanderer. Die meisten kommen, um den zweithöchsten Vulkan Indonesiens, den Gunung Rinjani, mit seinen smaragdgrünen Kraterseen zu besteigen. Im Westen und Zentrum Lomboks locken Reislandschaften und asiatische Tempelanlagen.
Viele vergleichen Lombok mit Bali vor dem Sündenfall. Schlendert man über die Gewürzmärkte kleiner Dörfer im Inselinneren, mag der Vergleich stimmen. Hier trifft man auch noch auf die traditionelle Sasak-Kultur. Die meisten der 3,2 Millionen Einwohner Lomboks gehören dieser Volksgruppe an. Die Sasak sind bekannt für ihre Webarbeiten.
Mit der Beschaulichkeit auf Lombok könnte bald Schluss sein: An der Westküste mit ihren palmengesäumten Buchten wurden an den weißen Sandstränden bereits Dutzende Hotels hochgezogen. Vor allem zwischen Senggigi und Mangsit entstanden in den vergangenen Jahren jede Menge Restaurants, Bars, Tauchschulen und Ausflugveranstalter. Seitdem vor drei Jahren im Süden der Insel ein internationaler Flughafen eröffnet wurde, haben Tourismusunternehmen und Hotelketten vor allem Lomboks wilde Südküste bei Kuta im Visier. Bis vor kurzem galt sie noch als Geheimtipp unter Surfern.
Die Surfbretter an eine Seite des Mopeds geschnallt, rattern die Surfer die Küste auf der Suche nach den besten Spots entlang. Die Straßen sind holprig und mit Schlaglöchern übersäht. Das Abenteuer lohnt sich, verspricht Rasta, der in der Bucht von Selong Belanak Surfen unterrichtet: „Dieser Ort ist magisch, hat das ganze Jahr über gute Wellen und die schönsten Sonnenuntergänge der Insel.“
Die von grünen Hügeln umrahmte Bucht ist perfekt zum Abhängen und Schwimmen. Der weiße Sand und die Reggae-Musik lassen Karibik-Flair aufkommen. Bei Bintang-Bier, Nasi Goreng und frischem Fisch schauen ein paar Urlauber zu, wie die Fischer am Abend mit ihren traditionellen Booten auf das Meer hinausfahren.
Bisher konzentriert sich der Tourismus in Lombok vor allem auf die drei vorgelagerten Inseln Gili Meno, Gili Air und Gili Trawangan. Die Meerenge zwischen Lombok und Bali ist gerade einmal 35 Kilometer breit. Mit dem Schnellboot ist man in knapp eineinhalb Stunden von Bali auf den Gili-Inseln. Ein Schnorchel- und Tauchparadies, das deshalb neben Backpackern auch immer mehr Bali-Urlauber anlockt.