Von Canyoning bis Klettersteig - Urlaub am Arlberg
Warth-Schröcken (dpa/tmn) - Das österreichische Skigebiet Warth-Schröcken in Vorarlberg verwandelt sich beim Canyoning, Drahtseilfliegen oder Felsenklettern im Sommer in einen Abenteuerspielplatz. Auch Anfänger kommen hier in den Genuss eines Adrenalinrausches.
Das Becken im Gebirgsbach ist kalt - eiskalt. „Eins, zwei, drei - und los“, ruft die Gruppe im Chor. Zwei Männer und drei Frauen springen ins kristallklare Wasser. „Oh, das ist wirklich bitterkalt“, ruft Vera aus München lachend. Alle tragen einen Neoprenanzug und -socken, Turnschuhe, ein Klettersteigset und einen Helm. Die Mitglieder der Gruppe rutschen nacheinander auf dem Hosenboden über die vom Wasser glatt geschliffene Felsen in das nächste Becken, Gumpe genannt. Canyoning heißt dieses Natur-Sporterlebnis in Warth-Schröcken im österreichischen Bundesland Vorarlberg. „Für mich ist das primär keine Action-Sportart, sondern vor allem ein tolles Naturerlebnis“, sagt Canyoning-Guide Jürgen.
Sechs Wasserfälle liegen vor den Teilnehmern. Die Wände sind rutschig, 15 Grad kaltes Wasser spritzt den Sportlern ins Gesicht. Die Hände sind klamm, und es geht bis zu 40 Meter in die Tiefe. Doch die Höhe bemerken die Teilnehmer kaum - alle konzentrieren sich darauf, nicht den vollen Wasserschwall über den Kopf zu bekommen. „Wichtig ist, dass ihr aktiv seid, dass ihr nicht wie ein nasser Sack im Seil hängt“, sagt Jürgen. Unten angekommen, müssen sich die Kraxler aus der Sicherung aushängen, durch die Gumpe schwimmen und auf einen Felsen klettern. Ein junger Mann reckt den Daumen nach oben und ruft: „Alles klar.“ Jürgen zieht das Seil nach oben und hakt den Nächsten ein. Nach zwei Stunden klettert der Letzte nass und fröstelnd aus dem Bachbett.
Wem nur Wandern zu langweilig ist, der ist in Warth-Schröcken genau richtig: Überwindung kostet auch der Absprung beim Flying Fox: Sechs Stahlseile sind über Schluchten und durch den Wald gespannt. Man sitzt in einem Klettergurt und saust in 20 bis 90 Metern Höhe über Schluchten und reißende Bäche, teilweise dicht an den Bäumen vorbei. „Wir haben das vor einem Jahr schon mal gemacht, und es war so toll, dass wir dieses Kribbeln noch einmal erleben wollten“, erzählt ein Vater, der zusammen mit seiner 14 Jahre alten Tochter hier ist.
Nicht ganz so ausgefallen, aber mindestens genauso aufregend ist der Karhorn-Klettersteig. Er hat die Schwierigkeitsstufe A/B und ist damit ideal für Klettersteigneulinge. Mit der Steffisalpbahn geht es hinauf zur Bergstation, von dort wandert man noch etwa eine Stunde in Richtung Karhorn zum Einstieg. Nachdem dort alle die Klettersteigsets angelegt und die Helme aufgesetzt haben, erklärt Bergführer Christian noch einmal die wichtigste Regeln: „Egal wo ihr steht, es ist immer mindestens ein Karabiner am Seil!“
Vom Einstieg aus geht es etwa 250 Höhenmeter über Teils steile Passagen nach oben. Aber überall findet sich ein kleiner Vorsprung, der Halt bietet. Und falls nicht, unterstützt Christian die Kraxelanfänger: „Geh ein bisschen weiter nach rechts, da findest du besser Halt.“ Nach knapp zwei Stunden erreicht die Gruppe den Gipfel auf 2 416 Metern. Die Aussicht ist grandios: Zugspitze, Biberkopf, Mittagsspitze und das Rätikon sind zu sehen. „Ich hatte schon ein bisschen Angst - das war mein erster Klettersteig“, sagt Maria stolz. „Aber es hat gut geklappt und auch echt Spaß gemacht.“