Von der Industrie- zur Kreativmetropole: Kulturhauptstadt Kosice

Kosice (dpa/tmn) - Kosice ist für viele westliche Touristen noch eine große Unbekannte. Das soll sich im kommenden Jahr ändern. Dann ist die slowakische Metropole Europäische Kulturhauptstadt.

Kosice, Kaschau, Kassa, Kasha, Cassovia - schon mal gehört? Ganz gleich, ob der Name in Slowakisch, Deutsch, Ungarisch, der Sprache der Roma oder in seiner lateinischen Form genannt wird: Die nach Bratislava zweitgrößte Stadt der Slowakei ist hierzulande noch eine große Unbekannte. Doch das soll sich spätestens im nächsten Jahr ändern - 2013 ist Kosice zusammen mit Marseille in Frankreich Kulturhauptstadt Europas. Der Titel soll dabei helfen, Kunst und Kultur zu beleben und Kosice über die Landesgrenzen bekanntzumachen.

Schier endlose Plattenbausiedlungen, die sich auch an den Berghängen hochziehen, stechen bei der Fahrt in die Stadt ins Auge. Hinzu kommen Supermärkte und riesige Reklametafeln, die den Weg ins historische Zentrum säumen.

Mittelpunkt der Stadt ist die Magistrale. Die gut 1500 Meter lange Straße ist heute eine Fußgängerzone, die sich in der Mitte zum sogenannten Inselchen erweitert.

Dort steht mit dem gotischen Elisabethdom das größte Gotteshaus des Landes. Wegen der beeindruckenden Aussicht auf den historischen Stadtkern lohnt es, die 160 Stufen auf den Nordturm hinaufzusteigen. Gegenwärtig wird die Fassade - sie erinnert an den Prager Veitsdom - umfassend saniert, und auch im Kircheninneren sind die Handwerker dabei, dem Gotteshaus alten Glanz zurückzugeben. Schön restauriert präsentiert sich bereits der Elisabeth-Altar aus dem 15. Jahrhundert.

Gleich nebenan steht der Urbanturm. Er war einst Glockenturm des Doms und wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut. Heute erwartet den Besucher im Inneren ein kleines Wachsfiguren-Kabinett - prominentester Vertreter ist wohl die Pop-Ikone Andy Warhol, dessen Eltern aus der Ostslowakei stammten.

Am oberen Ende der Hauptstraße liegen die schönsten Adelspaläste und Bürgerhäuser. Alle sind sorgfältig renoviert, und jedes hat seine Geschichte: „Da ist zum Beispiel das Bettlerhaus. Der Legende nach war ein Bettler der Bauherr - dafür grüßt er vom Dach alle Spender“. In vielen der alten Gebäude sind Cafés, Weinstuben und Restaurants mit Terrassenbereichen eingezogen. Vor allem junge Leute bevölkern die Lokale, denn Kosice ist eine junge Stadt und hat gleich drei Universitäten.

Mit rund 75 Millionen Euro können die Stadtväter für das Kulturhauptstadtjahr planen. „Wir wollen kein Strohfeuer entfachen, sondern langfristige Effekte erzielen“, sagt Organisationschef Jan Sudzina. So werden leerstehende Kasernen in Innenstadtnähe zu einem Kultur- und Kreativzentrum umgebaut, in dem sich junge Künstler, Designer und Architekten günstig einmieten können.

Ein marodes Schwimmbad wird in eine Kunsthalle verwandelt, und der angrenzende Stadtpark bekommt die dringend notwendige Sanierung. Ein weiteres Projekt sieht den Umbau von ungenutzten Wärmeverteilstationen in den Plattenbaubezirken zu Kulturzentren vor. Das soll dauerhaft frischen Wind in die tristen Viertel bringen.