Reisekrankheiten: Viele unterschätzen das Risiko
München/Düsseldorf (dpa/tmn) - Es mehren sich die Schreckensmeldungen von Dengue-Fieber-Ausbrüchen, Cholera oder Chikungunya. Die Unsicherheit bei Fernreisenden ist groß. Informationen und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen können schützen.
Dengue-Fieber? Davon hatten bis dahin meist nur Tropenreisende gehört. Inzwischen scheint es mancherorts die Malaria als gefürchtete Reisekrankheit abgelöst zu haben. „Dengue ist inzwischen die am meisten aus dem asiatischen Raum mitgebrachte Krankheit“, sagt die Tropenmedizinerin Susanne Pechel vom Online-Dienst Fit for Travel.
Das Centrum für Reisemedizin (CRM) in Düsseldorf warnte kürzlich vor dem Ansteckungsrisiko während der Regenzeit von Mai bis Oktober in vielen Ländern Mittelamerikas. Betroffen seien etwa Belize, Costa Rica, Guatemala und Puerto Rico. Auch in Südamerika gibt es das Problem: Allein Paraguay meldete von Anfang des Jahres bis Mitte April 7000 Fälle von Dengue-Fieber.
Die Erkrankung hat ähnliche Symptome wie Malaria: Fieber, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen. Das Positive an der Krankheit ist, dass sie von selbst ausheilt. „Eine medikamentöse Prophylaxe gibt es nicht“, erklärt Reisemedizinerin Pechel. Allerdings ist die Tigermücke, die das Virus überträgt, Tag und Nacht aktiv. „Das heißt, man sollte sich auch rundum die Uhr mit Insektenschutzmittel schützen.“ Tomas Jelinek vom CRM rät zu Mückenschutzmittel mit dem Wirkstoff DEET (Diethylmethylbenzamid/-toluamid). Der „Expositionsschutz“ vermindert nach Angaben von Pechel das Risiko, gestochen zu werden, um den Faktor zehn.
Eine Reisekrankheit, die lange noch unbekannter war als Dengue, ist Chikungunya. Anfangs vor allem auf Madagaskar und die Seychellen begrenzt, breitet sich das Virus weiter aus: „In Indien gab es im vergangenen Jahr 1,5 Millionen Fälle, und da viele Europäer gerne nach Indien reisen, wächst die Gefahr der Einschleppung“, sagt Prof. Hans Dieter Nothdurft von der Münchner Uniklinik.
Egal, gegen welche Krankheit und bei welchem Reiseziel - bei der Frage nach der Impfung seien immer Kosten und Nutzen abzuwägen. „Dafür ist einfach wichtig, dass man eine gute Beratung hat, von Tropenmedizinern, die über die aktuellen Entwicklungen informiert sind“, sagt Jelinek. So geben etwa die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes einen guten Überblick, welche Impfungen notwendig sind.
Bei Reisen nach Indien, China und Thailand etwa raten die Tropenmediziner zu Impfungen gegen Tollwut. „Dort ist das Risiko, von streunenden, infizierten Hunden gebissen zu werden, sehr hoch“, sagt Prof. Nothdurft. Auch eine Typhus-Impfung ist nach Ansicht von Pechel vor allem für Indien-Reisende empfehlenswert.
Was für viele Fernreisende zum Standard gehört - Impfungen gegen Hepatitis A und B, - wird von Mittelmeerurlaubern gerne vergessen. „Wer in die Türkei, Bulgarien oder auch Marokko reist und gerne Meerestiere isst, die oft ja gar nicht gekocht werden, sollte aber unbedingt einen Hepatitis-A-Schutz haben“, sagt Prof. Nothdurft.
In Sachen Reisemedizin ist selbst in Deutschland Vorsicht geboten: „Zeckenwarnungen, die es vor allem in Süddeutschland, Österreich, der Schweiz und Tschechien gibt, müssen unbedingt ernstgenommen werden“, sagt die Münchner Medizinerin Pechel. Eine weitere Gefahr, die bei Urlauben unterschätzt wird, ist der Fuchsbandwurm. „Manchmal kommen die ersten Beschwerden erst nach 5 bis 15 Jahren, und dann kann der Fuchsbandwurm zu schweren Funktionsstörungen bis hin zu Funktionsausfällen von Organen führen“, sagt die Susanne Pechel.
Der Mensch nimmt die Wurmeier meist durch Verunreinigungen zum Beispiel an Pflanzen auf, die er isst: Da der Parasit lange in der Natur überleben kann, rät Pechel vor allem in Gefahrenzonen davon ab, Waldbeeren, Bärlauch oder Pilze zu ernten und zu essen.