Der Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel
Kassel (dpa/tmn) - Da hat sich Landgraf Karl tatsächlich mal etwas gegönnt: Die Wasserspiele im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel waren seine Idee. Eigentlich wollte er damit vor langer Zeit nur vor ein paar Herrscherkollegen protzen.
Aber Eindruck machen sie noch heute.
Leise plätschert das Wasser im Bergpark Wilhelmshöhe den Hang hinab. Doch zwischen dem 1. Mai und dem 3. Oktober ändert sich das Bild an jedem Sonn- und Feiertag und am Mittwoch ab 14.30 Uhr: Die Besucher erwartet ein Schauspiel, das es so nur in Kassel zu sehen gibt - die Wasserkunst. Sperren und Schieber werden dann geöffnet, Wassermassen ergießen sich über Kaskaden, durch steinerne Becken und Rinnen, zwischen felsigem Stein und Teichen auf rund 300 Metern Höhenunterschied in die Tiefe.
„Die Inszenierung des Wassers ist weltweit einmalig“, sagt die Besucherführerin Theresia Fijen-Thullner von der Kasseler Wasserkunst. Den Landgrafen und Kurfürsten von Hessen-Kassel verdanken die Einwohner der Stadt auch den Bergpark Wilhelmshöhe, der als größter Bergpark nördlich der Alpen gilt. Über allem wacht Kassels Wahrzeichen, ein 71 Meter hoher Herkules.
Landgraf Karl war Italienfan, lernte dort den Architekten Giovanni Francesco Guerniero kennen und wollte mit dem Park und den Wasserspielen etwas schaffen, das die Welt bis dahin noch nicht gesehen hatte. „Auf diese Weise sollte sein Ansehen bei den Untertanen und den Herrschern der Nachbarschaft noch wachsen“, sagt Theresia Fijen-Thullner.
Heute präsentiert sich sowohl die Anlage mit barocken Formen als auch im Stil eines englischen Landschaftsparks. Die Wasserkunst hat mit ihrer ausgeklügelten Technik überdauert. „Der Ablauf der Wasserspiele ist tatsächlich noch so wie zu Zeiten von Landgraf Karl vor etwa 300 Jahren“, sagt Parkführerin Fijen-Thullner. Wegen der einmaligen Inszenierung von Wasser an einem Hang bemühen sich das Land Hessen und die Stadt Kassel gegenwärtig um die Aufnahme von Wasserkünsten, Bergpark und Herkules in die Welterbeliste der Unesco.
Auf den Höhen des Habichtswaldes ließ Landgraf Karl Wasser in Speicherbecken sammeln. Durch Rohre wird das kühle Nass zum Herkules geleitet. Sechs Beschäftigte der Parkverwaltung sind während der Wasserspiele unterwegs, um Absperrungen und Schieber zu öffnen und den Wassermassen den Weg ins Tal zu ermöglichen. „Es ist ein ganz ungewöhnliches Schauspiel: Mal stürzen die Wasser zischend und fauchend in die Tiefe, dann überströmen sie die Kaskaden, die auf 210 Meter Länge und 12 Meter Breite den Wasserstrom bergab in das Neptunbecken leiten“, erklärt die Parkführerin.
Steinhöfer-Wasserfall, Teufelsbrücke und Höllenteich sind weitere Stationen, bevor die 400 000 Liter Wasser von einem Aquädukt 30 Meter tief abstürzen. Erst dann naht die Große Fontäne vor dem Schloss Wilhelmshöhe: Bis zu 50 Meter schießt das Wasser mehrere Minuten lang himmelwärts - ohne jede moderne Technik. Der Wasserdruck wird alleine durch den Höhenunterschied im unterirdischen Rohrsystem erzeugt. Von der Großen Fontäne nimmt das Wasser seinen Lauf vorbei am Schloss in den „Lac“ mit der hübschen Roseninsel, strömt teils über der Erde und unterirdisch durch die Stadt und erreicht in der Karlsaue die Fulda.
Für Kunstfreunde ist Kassel auch außerhalb der alle fünf Jahre stattfindenden „documenta“-Werkschau der Gegenwartskunst ein lohnendes Ziel: Die staatliche Gemäldegalerie Alter Meister der Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK) im Schloss Wilhelmshöhe nahe der Großen Fontäne glänzt mit mehr als 300 bedeutenden Werken niederländischer Maler wie Peter Paul Rubens, Frans Hals und Jakob Isaacksz van Ruisdael. Mit zwölf Gemälden von Rembrandt ist das Museum in Deutschland führend in der Präsentation dieses Malergenies.
Informationen: Tourist-Information, Obere Königstraße 15, 34117 Kassel, Telefon: 0561/70 77 07, E-Mail: info@kassel-marketing.de.