Reiseveranstalter FTI holt ägyptischen Investor an Bord
München (dpa) - FTI holt sich Verstärkung aus Ägypten: Nach dem Einstieg des Unternehmers Sawiris wollen die Partner künftig Reisedienstleistungen von der Buchung bis zur Gästebetreuung aus einer Hand bieten.
Dabei haben die Partner auch Branchenriesen wie TUI im Blick.
Der ägyptische Unternehmer Samih Sawiris will den Reiseveranstalter FTI zu einem integrierten Touristikkonzern machen. Dafür will sich Sawiris mit 25 bis 35 Prozent an FTI beteiligen und übernimmt zudem 74,9 Prozent am Reisebürobetreiber RT/Raiffeisen Touristik Group. „Wir streben eine langfristig ausgerichtete Zusammenarbeit an“, erklärte Sawiris am Montag (3. März) in München. Ziel sei die Abdeckung des gesamten Leistungsspektrums einer Reise - von der Buchung über die Unterbringung bis zur Gästebetreuung, ergänzte FTI-Chef Dietmar Gunz.
Die kartellrechtliche Genehmigung des Geschäfts steht noch aus, finanzielle Details wurden nicht genannt. FTI verspricht sich von dem Zusammenschluss weitere Wachstumsmöglichkeiten. Konkrete Pläne dazu nannte der 54-jährige Gunz, der selbst als Mehrheitsgesellschafter und FTI-Chef an Bord bleiben will, aber nicht. Man plane nach jährlich etwa 10 bis 15 Prozent Umsatzwachstum aber auch weiterhin ein „gesundes organisches Wachstum“. Während sich FTI beim Ausbau der Hotelkapazitäten auf die Ferienhotellerie konzentrieren will, liegt der Schwerpunkt von Sawiris auf der Vier- und Fünf-Sterne-Luxushotellerie.
Die RT/Raiffeisen Touristik Group ist eine 100-prozentige Tochter der VR Meine Raiffeisenbank eG mit Sitz im bayerischen Altötting-Mühldorf. Zu der Gruppe gehören mehr als 7000 Reisebüros, teils im Eigentum, teils über Franchise- oder Kooperationsmodelle. Die restlichen 25,1 Prozent der RT/Raiffeisen Touristik Group verbleiben beim bisherigen Eigentümer.
Vor einigen Monaten hatte es Gerüchte über angebliche finanzielle Probleme von FTI gegeben, die Gunz am Montag nicht kommentieren wollte. Sawiris machte zugleich deutlich, dass sein Engagement nicht aus der Not geboren sei: Er würde niemals bei einem Unternehmen einsteigen, wenn er wüsste, „dass der Verkäufer unter Druck steht“, sagte der Ägypter, der fließend deutsch spricht.
Bei den Plänen haben die Partner auch Branchengrößen wie TUI oder Thomas Cook im Blick, auch wenn der Abstand zu ihnen groß ist. FTI kam zuletzt auf einen Jahresumsatz von 2,1 Milliarden Euro, bei TUI etwa waren es 18,5 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2012/13. Ergebniszahlen veröffentlicht FTI nicht, doch schreibt das Unternehmen nach Angaben einer Sprecherin schwarze Zahlen.
Sawiris ist Gründer und Mehrheitsaktionär der Orascom Development Holding (ODH) mit Sitz in Altdorf in der Schweiz. Das Unternehmen entwickelt und betreibt unter anderem Ferienresorts mit 35 Hotels mit mehr als 8000 Betten. Regionale Schwerpunkte sind neben Ägypten auch Oman, Montenegro und Mauritius. In der Schweiz hält ODH am Großprojekt Andermatt Swiss Alps 49 Prozent.
Probleme im Tourismus-Markt Ägypten, der zuletzt durch einen Terroranschlag auf einen Touristenbus in Taba auf der Sinai-Halbinsel erschüttert wurde, sieht Sawiris nicht. Die Hotels dort seien sehr günstig zu betreiben und die Ziele verkauften sich „zwölf Monate im Jahr“, sagte der Unternehmer.