Stiche als Souvenir: Hundeurlaub im Süden kann gefährlich werden

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Wer mit seinem Hund in den Süden fährt, sollte vorsorgen: Den Tieren drohen tückische Infektionskrankheiten. Die meisten werden durch Zecken und Mücken übertragen. Auch ein Hitzschlag ist möglich.

Besitzer sollten Erste Hilfe leisten können.

Hund Mickey sieht glücklich aus. Immer wieder rennt der braune Mischling übermütig dem Ball hinterher, den sein Frauchen vom Strand im spanischen Denia aus ins Mittelmeer wirft. „Ein Urlaub mit Hund ist wirklich toll“, sagt sein Frauchen Doris Brugger aus Offenbach. Nach Ansicht von Tierärzten fahren Hunde gerne mit in den Urlaub, im Gegensatz zu Katzen hält sich bei ihnen der Reisestress in Grenzen. Doch wer in südliche Länder fährt, sollte einige Vorsichtsmaßnahmen treffen. Dort drohen dem Hund gefährliche Infektionskrankheiten, auch die Hitze kann ihm zu schaffen machen.

„Bei Hunden beginnen die Tropen bereits südlich der Alpen“, sagt Prof. Katrin Hartmann, Leiterin der Kleintierklinik der Universität München. Denn schon in dieser Region können Tropenkrankheiten übertragen werden. Sie rät Besitzern, sich vor der Reise beim Tierarzt beraten und den Hund nach dem Urlaub prophylaktisch untersuchen zu lassen. Einige der Infektionskrankheiten zeigten kaum Symptome, seien aber hochgefährlich.

Die Frankfurter Tierärztin Maike Höch nennt als Beispiel den Herzwurm. „Gegen ihn lässt sich leicht vorbeugen. Doch wenn ein Hund daran erkrankt, hat er ein ernsthaftes Problem“, erklärt sie. Die Larven des Herzwurms werden durch Stechmücken übertragen. Sie siedeln sich in den großen Blutgefäßen an der Lunge an. Zu den Symptomen der sogenannten Dirofilariose gehören mangelnder Appetit, chronischer Husten und Gewichtsverlust.

Gefährlich ist auch die Leishmaniose, die ebenfalls durch Stechmücken übertragen wird. In Frankreich und in Spanien sind etliche Hunde mit den entsprechenden Parasiten infiziert. Die Symptome dieser Krankheit zeigen sich frühestens nach einem Monat, können aber auch nach über einem Jahr auftreten. „Da denkt natürlich der Tierbesitzer nicht mehr dran, dass dies etwas mit der Urlaubsreise zu tun haben könnte“, sagt die Tierärztin Stefanie Breidbach aus Usingen im Taunus.

Zu den Symptomen gehören Schwäche, Durchfall, Erbrechen und Hautgeschwüre. Die Tiere können bis aufs Skelett abmagern. Ohne Behandlung sterben die meisten erkrankten Hunde innerhalb eines Jahres. Heilbar ist die Krankheit nicht. „Ich habe mal einen Hund mit Leishmaniose behandelt, der mit Hautveränderungen zu mir gebracht wurde. Er hat überlebt, muss aber sein Leben lang Medikamente bekommen“, sagt Breidbach. Seit kurzem gebe es gegen diese tückische Krankheit aber einen Impfstoff.

Die Tierärztin empfiehlt, den Tieren auf jeden Fall vor dem Urlaub ein Mittel gegen Mücken und Zecken aufzutragen. Es gibt Sprays, Halsbänder und sogenannte „Spot-on“-Präparate, die etwa vier Wochen lang wirken. In südlichen Gefilden übertragen Zecken noch mehr Krankheiten als hierzulande, zum Beispiel die Ehrlichiose. Auch hier treten die Symptome möglicherweise erst auf, wenn der Hund schon wieder zu Hause ist. Er bekommt Fieber, Nase und Augen tränen, die Lymphknoten schwellen an. Im schlimmsten Fall kann er erblinden, auch eine Hirnhautentzündung ist möglich. Behandelt wird die Ehrlichiose unter anderem mit Antibiotika.

Auch die Babesiose - häufig als „Hundemalaria“ bezeichnet - wird von Zecken übertragen. Sie zerstört die roten Blutkörperchen. Das Tier wird matt, bekommt hohes Fieber, der Urin färbt sich dunkel. „Diese Erkrankung kann tödlich enden“, sagt Breidbach.

Während die Maßnahmen gegen Zecken und Mücken freiwillig sind, gibt es auch eine gesetzliche Vorschrift für reisende Hunde: Sie müssen auf jeden Fall gegen Tollwut geimpft sein, wenn sie über die deutsche Grenze ins europäische Ausland gebracht werden. „Die Impfung wird in den blauen EU-Heimtierpass eingetragen“ sagt die Frankfurter Tierärztin Höch. Der Besitzer bekommt ihn beim Tierarzt, wenn er sein Tier mit einem Chip kennzeichnen lässt.

Neben Infektionskrankheiten und Tollwut ist auch die Wärme in den südlichen Gefilden ein Thema. „Hunde reagieren sehr heftig auf Hitze. Denn sie können ihre Körpertemperatur nur über das Hecheln und ein wenig über die Pfoten regulieren“, sagt René Dörfelt, Oberarzt für Intensiv- und Notfallmedizin an der Kleintierklinik der Universität München.

Die betroffenen Tiere winseln, können nur noch schwankend laufen oder legen sich hin, ihre Schleimhäute sind rot. Als erste Hilfe kann der Hundebesitzer sein Tier mit kaltem Wasser bespritzen oder ihm kühle Umschläge machen. Dann geht es sofort zum Tierarzt - der Hund kann an dem Hitzschlag sterben und braucht Infusionen. „Besonders gefährdet sind sehr große Hunde und auch kurznasige Tiere, wie etwa ein Mops“, erklärt der Tierarzt.

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