Teilnehmer-Rekord beim türkischen Runtalya

7500 Sportler schwitzen am Mittelmeer.

Foto: Veranstalter

Antalya. Wenn Frauen vor einem Einkaufscenter sprinten, was die hohen Hacken hergeben, kann man(n) schon ins Grübeln kommen. Wer hat Schuld? Ein neues Schuhgeschäft, das feierlich eröffnet wird? Der Ausverkauf eines kompletten Ladens? Oder die Aussicht auf einen Shopping-Marathon über ganze drei Etagen?

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Falsch gedacht. Richtig ist: Die sportlichen Damen nehmen an diesem Morgen nicht etwa die Einkaufstüten, sondern sprichwörtlich die Beine in die Hand. Denn der dritte Öger-High-Heels-Lauf, der familienfreundlich vor einem Einkaufstempel mitten in Antalya zelebriert wird, ist sozusagen das Warm-Up für den Runtalya, der einen Tag später entlang der Küste gefeiert wird. Grund zum Jubeln gibt es allemal: Der 9. Internationale Öger Antalya Marathon - liebevoll und marketinggerecht Runtalya genannt - ist auf Rekordkurs.

So viele Teilnehmer wie nie zuvor wollen dabei sein: Mit 4750 Teilnehmern sind allein in den Hauptdisziplinen Marathon, Halbmarathon und dem Zehn-Kilometer-Lauf 20 Prozent mehr Sportler am Start. Mit Volks-, Bambini- und High-Heels-Läufen, die jeweils am Vortag des Marathons stattfinden, kommt der Runtalya sogar auf 7500 Teilnehmer aus 35 Nationen — im Vorjahr waren es 6500 Sportler.

Die Motivation dafür, den Urlaub an der türkischen Riviera nicht nur im Liegestuhl zu verbringen, liegt auf der Hand: Wer beim Runtalya mitläuft, kann bei frühlingshaften Temperaturen den Blick schweifen lassen - wahlweise auf das Mittelmeer oder das Taurusgebirge.

Solche Aussichten motivieren nicht nur die aktiven Läufer, sondern auch die Strippenzieher im Hintergrund, die Rückenwind spüren und sich entsprechend selbstbewusst geben: „Unseren laufbegeisterten Teilnehmern aus Deutschland, der Schweiz und Österreich — vor allem jenen, die von Anfang an dabei sind — ist es zu verdanken, dass sich das Laufen in der Türkei zu einem Breitensport entwickelt hat", betont Deniz Öger, bei Öger Tours für den Runtalya verantwortlich. "Unsere deutlich gestiegenen Teilnehmerzahlen gehen in erster Linie auf ein großes Plus bei den türkischen Läufern zurück."

In der Tat: Hörte man in den ersten Jahren hauptsächlich Deutsch auf und an der Laufstrecke, hat sich das Bild gewandelt und das Vokabular verändert. Ganze Gruppen türkischer Gleichgesinnter sind mit großem Spaß, viel Teamgeist und einheitlichen, farbenfrohen Shirts schweißtreibend bei der Sache.

Dass es nicht nur um Bestzeiten geht, zeigt vor allem auch der Stöckelschuf-Lauf, der in dieser Form einzigartig in der Türkei ist. So richten sich die Blicke am Tag vor dem Hauptlauf auf ein kleines, aber feines Grüppchen ehrgeizig-schmunzelnder Starterinnen: 60 Läuferinnen stöckeln ins Ziel.

Und das auf ungewohnten Laufschuhen: Absätze mit einer Mindesthöhe von sieben Zentimetern und einer Mindestbreite von 1,5 Zentimetern sind Pflicht - und hundert Meter vergleichsweise lang, wenn man auf der Sprintstrecke mit Stilettos unterwegs ist. Dara-Schell Graf meistet die Herausforderung mit besonders großen Schritten - und hat nach 17 Sekunden die Nase und die Hacken vorn.

Konventioneller ist Shaban Mustafa unterwegs: Ohne Stöckelschuh-Ausrüstung, dafür mit viel Routine und passenderem Schuhwerk siegt er einen Tag später - beim Marathon - mit einer Zeit von 2:26:34 Stunden. Zehn Minuten später sichert sich Svetlana Sepeleva den Titel als erfolgreichste Läuferin: Mit 2:36:52 Stunden wird sie sozusagen Kaiserin auf der Königsdisziplin.