Tui-Touristik-Chef zum Terror: Länder nicht ganz meiden

Hannover (dpa/tmn) - Nach den Anschlägen von Paris ist die Angst vor Terror allgegenwärtig. Oft trifft es große Metropolen oder beliebte Reiseziele. Der Touristik-Chef der Tui, Oliver Dörschuck, findet dennoch, dass Reisende nicht auf Urlaub verzichten sollten.

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Im Gespräch erklärt Dörschuck, welche Auswirkungen der Terror auf den Tourismus hat und wie Tui seinen Kunden vor Ort zur Seite steht.

Was bedeutet der Terror für Sie als Reiseveranstalter?

Oliver Dörschuck: Überall auf der Welt gibt es leider das Risiko von Terroranschlägen. Ich glaube, die Situation, die wir haben, sollte uns auf keinen Fall vom Reisen abhalten, das wäre genau das falsche Signal. Tourismus kann Regionen stabilisieren und dem Extremismus ein Stück weit den Boden entziehen. Von daher ist meine persönliche Einstellung: Weiterreisen ist erstmal das Beste für die Städte und Länder.

Wann reisen Sie denn nicht mehr in eine Region?

Dörschuck: Ausschlaggebend dafür, ob ein Land ins touristische Angebot aufgenommen wird, ist die Einschätzung des Auswärtigen Amts. Und das ist für uns die Maßgabe, wie wir in solchen Situationen damit umgehen. Zum Schluss muss aber jeder Kunde von sich aus entscheiden, ob und wohin er reist. Das Beispiel Paris zeigt, dass so etwas immer und überall passieren kann, auch in westeuropäischen Metropolen. Überlegungen, bestimmte Länder zu meiden, machen vor diesem Hintergrund gar keinen Sinn und wäre ohne Frage auch Wasser auf die Mühlen der Terroristen.

Wie können Sie den Urlaubern vor Ort in solchen Situationen zur Seite stehen?

Dörschuck: Wir sind, wie gesagt, eng mit dem Auswärtigen Amt in Kontakt. Wir haben vor Ort unser eigenes Personal und Agenturen, die mit den Kunden im Urlaubsort sehr eng in Kontakt sind und da Rückversicherung und Hilfestellung leisten.

Wie entwickelt sich die Nachfrage bei Tunesien und Ägypten nach den jüngsten Attentaten?

Dörschuck: Wir sehen, dass kurzfristig natürlich die Nachfrage zurückgeht. Aber wir sehen auch, dass die Zyklen, in denen die Nachfrage wieder zurückkommt, immer kürzer werden.

Also glauben Sie, dass Ägypten als Reiseziel zurückkommen wird?

Dörschuck: Ägypten hat sich zuletzt rasant erholt und ist nach wie vor gut gebucht. Bleibt die Lage im Land stabil, wird die aktuelle Buchungszurückhaltung ein eher kurzfristiger Trend sein.

Die Türkei ist besonders von der Flüchtlingskrise betroffen. Welche Auswirkungen hat das auf den Tourismus?

Dörschuck: In der Türkei, wenn ich da auf den letzten Sommer schaue, hatte die Flüchtlingskrise keine Auswirkungen auf den Tourismus. Unsere Buchungszahlen waren sehr stabil und gut.

Sie bieten vermehrt auch Hotels aus Hotelbetten-Datenbanken an. Haben Sie Angst, dass das die Marke Tui verwässert?

Dörschuck: Nein, Tui wird auch bei Hotels aus Bettendatenbanken eine qualitative Auswahl treffen. Es gibt viele gute Hotels, und die bieten wir jetzt auch an. Es gibt durchaus auch sehr gute Qualität im Drei-Sterne-Segment. Das ist kein Widerspruch für mich, das Preis-Leistungsverhältnis muss stimmen.

Auf mehreren griechischen Inseln wird die Mehrwertsteuer erhöht. Wird Griechenlandurlaub nun teurer?

Dörschuck: Natürlich haben die Hoteliers höhere Kosten. Von daher werden die Hotelpreise leicht steigen. Gegenläufig sind die Flugpreise für Griechenland, so dass Pauschalreisen ungefähr auf dem Vorjahresniveau bleiben werden.

Zur Person: Oliver Dörschuck ist Touristik-Chef von Tui Deutschland.

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