Super-Erfindungen der Natur

Die tollsten Techniken schaut sich die Wissenschaft von der Natur ab. Gehen Sie auf Spurensuche.

Aachen/Köln. Warum kann ein Mensch nicht fliegen wie ein Vogel? Weil er keine Flügel hat. Diese Antwort haut heute keinen Leser mehr vom Stuhl, vor 500 Jahren war das noch anders: Universalgenie Leonardo da Vinci studierte den Vogelflug und baute daraufhin künstliche Flügel, die den heutigen Flugzeug-Tragflächen schon sehr ähnlich sahen. Damit lieferte er den Beweis, dass die Natur oft die besten Ideen für neue Erfindungen liefert. Man muss nur danach suchen.

Noch heute, wo man schon so viel entdeckt und erforscht hat, kupfern die Wissenschaftler gerne von Pflanzen und Tieren ab. Die genialen Ergebnisse: federleichte Bauteile für Autos, die selbst harte Crash-Tests bestehen, selbstreinigende Oberflächen, Messer, die nie stumpf werden und Flugzeug-Tragflächen, die bis zu fünf Prozent Kraftstoff sparen. In der Fachsprache wird diese Plagiats-Kunst als „Bionik“ bezeichnet.

Wie die Forscher in der Natur fündig werden und wie viel Bionik bereits heute in Ihrem Alltag steckt, erfahren Sie bei dieser Leser-Tour am 4. November ins Bionik Zentrum der RWTH Aachen. Hier werden die Kompetenzen von Biologen, Maschinenbauern, Elektrotechnikern sowie anderen Wissenschaftlern gebündelt, um neue „natürliche“ Produkte und Verfahren zu entwickeln.

Ihr großes bionisches Vorbild: die Schleiereule. Besonders das hervorragende Gehör und der nahezu lautlose Flug des Vogels inspiriert die Forscher. Neben den Bionik-Experten beschäftigen sich auch die sogenannten Biotechniker mit den nützlichen Eigenschaften von Pflanzen und Tieren, genauer gesagt mit deren Enzymen, Zellen sowie Bakterien.

Der kleine, aber feine Unterschied: Biotechniker erstellen keine Plagiate. Sie verändern stattdessen die Natur so, dass Pflanzen und Tiere hilfreiche Produkte für den Menschen selbst herstellen. Drei Biotech-Erzeugnisse, die in fast jedem Haushalt bereits selbstverständlich sind: hochwirksame und zugleich sehr schonende Medikamente, Niedrig-Temperatur-Waschmittel und Bier. Sie lesen richtig, der leckere Gerstensaft ist eine der ältesten Biotech-Erfindungen der Welt.

Auch die moderne Landwirtschaft kommt heute kaum mehr ohne solch eine Gentechnik aus. Während die Industrie in der Biotechnologie das Geschäft der Zukunft wittert, fürchten andere Experten um unsere Gesundheit: Wie schädlich ist der Verzehr genmanipulierter Lebensmittel?

Die Antwort kennen die Experten am Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung in Köln. Bei einem Besuch erfahren Sie, welche Gentechnik schädlich und welche gesund ist, warum Bio manchmal noch gefährlicher ist, wie Biotech mit Pflanzen überhaupt funktioniert und wie Sie im Supermarkt erkennen, ob die knackfrische Tomate genverändert ist. Das steht mitunter nämlich nicht auf dem Etikett.