Sony Xperia Z Ultra im Test: Für dieses Smartphone brauchen Sie größere Hosentaschen
Sonys Xperia Z Ultra ist größer, flacher und schneller als die meisten anderen Geräte auf dem Markt. Doch bei allen Vorzügen hat das wasserfeste Riesensmartphone auch einen Haken, wie unser Test offenbart.
Oha, ganz schön groß, dieses Ding, ist die erste Reaktion beim Auspacken des Sony Xperia Z Ultra. 6,4 Zoll misst der Bildschirm, fast zehn Zentimeter ist Sonys Smartphone-Tablet-Hybrid breit, 212 Gramm schwer — handlich kann man es nicht nennen. Der zweite Gedanke ist dann: warum? Warum und wofür braucht man so ein riesiges Telefon?
Nach einer Woche im Dauertest lässt sich diese Frage gut beantworten: Dieses Telefon ist ein Rekordbrecher in beinahe allen Kategorien. Es ist größer, dünner, leichter, schneller, hochauflösender als aktuelle Konkurrenzmodelle, etwas Samsungs Galaxy Mega 6.3 oder das aktuelle Note. Es ist eine mobile Kinoleinwand, ein winziges Netzbrett, ein Zeichenblock und ein wasserfestes, aber wirklich unpraktisches Telefon.
Bei der Ausstattung klotzen die Japaner kräftig. Zwei Gigabyte Arbeitsspeicher, ein Vierkernprozessor mit jeweils 2,2 Gigahertz und ein Full-HD-Display. Wie die verwandten Modelle Xperia Z und Xperia Tablet Z ist das Z Ultra außerdem wasser- und staubgeschützt. Mit an Bord ist auch der Nahfunkstandard NFC, der das Telefon ziemlich unkompliziert mit anderen Geräten von Sony und kompatiblen Modellen anderer Anbieter verbindet.
Nicht so gelungen sind die nur 16 Gigabyte Hauptspeicher. Wer große Programme installiert oder viele Videos speichern will, lernt schnell die Grenzen kennen. Erweiterung per SD-Karte ist zwar möglich, jedoch lassen sich nicht alle Apps oder Inhalte auch im erweiterten Speicher ablegen.
Als Betriebssystem kommt Googles Android in der Version 4.2 zum Einsatz, das von Sony an die Besonderheiten des Geräts angepasst ist. Die Bedienelemente sind in einer Leiste im unteren beziehungsweise linken Bereich des Displays angeordnet. Per Wisch vom linken Bildschirmrand lassen sich im Menü die Optionen einblenden. Praktisch: Das Xperia Z Ultra lässt sich komplett auch im Querformat bedienen - da man es ohnehin meistens mit zwei Händen bedient, ist das ein Plus beim Komfort. Sonytypisch sind außerdem die Small Apps, kleine Programme, die sich parallel zu laufenden Apps benutzen lassen.
Der erste Eindruck täuscht nicht. Dieses Smartphone ist eigentlich schon ein Tablet und damit für die meisten Alltagstätigkeiten ein wenig zu groß. Die Bedienung mit einer Hand ist nahezu unmöglich, dazu ist das Gerät schlicht zu groß. SMS schreiben, eine Telefonnummer eintippen, etwas im Internet suchen — so mal eben nebenbei funktioniert das nicht. Abgesehen davon, dass es reichlich seltsam aussieht, sich das Xperia Z Ultra ans Ohr zu halten, gerät es auch zur Qual, den kleinen Lautsprecher richtig am Ohr zu positionieren. Gelingt das nach einiger Zeit, überrascht das Riesentelefon allerdings mit glasklarer Sprachübertragung und gutem Empfang.
Die wahren Stärken des Xperia Z Ultra liegen in anderen Bereichen. Dank des Full-HD-Displays ist das Betrachten von Fotos und Filmen ein Genuss. Der Bildschirm ist zwar nicht ganz so hochauflösend wie beim kleineren Xperia Z, dafür hat er aber mehr Leuchtkraft und einen wesentlich besseren Blickwinkel. Auch für Spiele ist der Bildschirm eine gute Wahl. In Verbindung mit dem ziemlich flotten Prozessor und diversen Möglichkeiten zur Interaktion mit anderen Geräten wie Sonys Playstation, wird das Z Ultra zur mobilen Spielekonsole. Auch für den Netzzugang von unterwegs ist das Z Ultra gut ausgerüstet. Dank Hochgeschwindigkeitsfunkstandard LTE und des großen Bildschirms lassen sich Webseiten flott und gut lesbar aufrufen, E-Mails lassen sich komfortabel schreiben.
Neu ist die Möglichkeit, mit nahezu allen leitfähigen Materialien den Touchscreen zu bedienen. Der alte Redaktionskugelschreiber wird so zum Ersatz für einen teuren Stylus. Das gelingt überraschend gut, kann allerdings bei weitem nicht mit dem integrierten Stift von Samsungs Note-Reihe mithalten.
Die Zwischengröße zwischen Smartphone und Tablet gerät dem Z Ultra nicht immer zum Vorteil. Im Vergleich zu wirklichen Tablets kommt beim Lesen elektronischer Zeitungen oder größeren Dokumenten nicht wirklich Freude auf. Man muss einfach zu viel zoomen und schieben. Dafür ist das Display aber in etwa so groß wie die Seite eines Taschenbuchs und eignet sich gut zum Lesen von eBooks.
Die Kamera des Xperia Z Ultra konnte im Praxistest nicht überzeugen. Zwar hat sie theoretisch eine Auflösung von acht Megapixeln — die im "überlegenen" Modus aufgenommenen Bilder fallen aber reichlich unscharf aus, mit der Farbtreue ist es auch nicht so weit her. Ein Blitz oder ein Fotolicht wurden nicht verbaut — Aufnahmen bei wenig Licht kann man sich also sparen. Auch der optionale Full-HD-Videomodus lässt die Bildschärfe vermissen.
Eine große Überraschung des Praxistests ist die Batterielaufzeit. Trotz der unglaublich schlanken Bauform hält der Akku länger durch als beim kleineren Xperia Z, im Normalbetrieb als Telefon mit gelegentlicher Internetnutzung sind zwei Tage ohne Aufladen möglich. Die versprochenen sieben Stunden Videoabspieldauer schafft das Z Ultra zwar nicht ganz, zwei Spielfilme lassen sich aber unterwegs schauen, ohne dass sich das Telefon abschaltet. Darüber hinaus bietet das Telefon einige Möglichkeiten, Strom zu sparen. Etwa, indem im Standby-Modus Funktionen wie W-Lan oder GPS abgeschaltet werden.
Das Sony Xperia Z Ultra ist superflach, superschnell und ziemlich robust, darüber hinaus verfügt es über ein hochwertiges Display, akzeptable Batterielaufzeit und viele wirklich durchdachte Softwarelösungen. Als mobiles Surfbrett und Filmabspielgerät macht es eine gute Figur, auch am Handling ist — abgesehen von der Größe — nichts auszusetzen.
Doch neben der schwachen Kamera ist es genau die Größe, die das Xperia Z Ultra so unpraktisch macht. Es passt schlicht in kaum eine Hosentasche. Und passt es hinein, ist es reichlich unbequem. Als wirklicher Telefonersatz taugt es — allen sonstigen Qualitäten zum Trotz — auch nicht. Als alleiniges Tablet ist das 6,4-Zoll-Gerät im Vergleich aber ziemlich klein und mit einem Preis von momentan rund 600 Euro ziemlich teuer. So richtig erschließt sich der Nutzen dieser Zwischengröße also nicht.