Lissabon ESC 2018: Das sind unsere Favoriten in Lissabon

Finale beim Eurovision Song Contest: Ab 21 Uhr überträgt die ARD live. Zur Einstimmung vier absolut subjektive Plädoyers, wie der ESC in Portugal ausgehen muss — plus Tipps für die Top 5. Wir begleiten die Show mit einem Live-Twitter aus Lissabon und unseren Wohnzimmern.

Eine „Happy Family“ der Nationen: Der Eurovision Song Contest in Lissabon bietet wieder eine bunte Mischung. Foto: dpa

Foto: Armando Franca

<h2>Tschechien: Mikolas Josef

Christian Gerstenberger

Platz 1: Mikolas Josef, „Lie to me“: So groovy kann Tschechien sein: Nur selten merke ich mir einen Eurovision-Song auf Anhieb. Zu oft gehört, zu austauschbar, zu belanglos ist vieles, was da Jahr für Jahr über die Bühne geht. Beim tschechischen Beitrag für 2018 ist das anders: „Lie to me“ von Mikolas Josef hat Ohrwurm-Qualitäten. Und sticht heraus. „Come and lie to me, oh baby. . .“ — selbst, wenn die restlichen Worte nicht direkt haften bleiben: Die kleine Refrain-Melodie speichert das Hirn. Und bei den trompeteten Kontrapunkten aus der Jazz-Ecke zuckt unwillkürlich der Fuß. Nennen wir das Ganze den Justin-Timberlake-Effekt. Sie wissen schon: „Dirty Bäääähäääbe...“ Ja, genau. Einmal im Kopf, bleibt’s drin. Ob man will oder nicht. Würde Herr Timberlake den tschechischen Eurovision-Titel interpretieren, wären ihm weltweit wohl ein paar Top-Ten-Platzierungen vergönnt. Dafür sollte es am Samstag auch für Herrn Josef reichen. Mindestens.

Platz 2: Frankreich, Madame Monsieur

Platz 3: Israel, Netta

Platz 4: Australien, Jessica Mauboy

Platz 5: Zypern, Eleni Foureira

Mikolas Josef tritt beim ESC für Tschechien mit seinem eigenen Song „Lie To Me“ an. Foto: dpa

Olaf Kupfer

Eurovision Song Contest: Deutschlands Erfolge und Blamagen
13 Bilder

Eurovision Song Contest: Deutschlands Erfolge und Blamagen

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Platz 1: Mikolas Josef, „Lie to me“: Wenn ein Künstler in diesem bunten Reigen von in diesem Jahr tatsächlich wenig echten Perlen eine Chance hat, gegen den Bombast-Auftritt von Netta aus Israel zu bestehen, dann der junge Mann aus Tschechien mit seinem selbstkomponierten „Lie to me“. Josef hat Schauspieltalent, hat als Model gearbeitet und geht jetzt, wie er selbst sagt, endlich seiner Passion nach. Und das spürt man, weil da einer auf der Bühne steht, der Spaß hat und genau das vermittelt, rappt, singt und die Trompete dudeln lässt. Dazu Nickelbrille, Rucksack und Hosenträger, das sollte für manches Mal „Douze Point“ reichen — wenn sich denn nicht doch alle Welt gen Israel orientieren mag. Musikalisch auch ein bisschen Wert hat Litauens Beitrag: ein gut komponierter Schmachtsong, der dem fantastischen Vorjahressieger Salvador Sobral noch am nächsten kommt. Vielleicht wird das tatsächlich der Höhepunkt heute Abend: Wenn Vorjahressieger Sobral im Rahmenprogramm musiziert. Das sagt viel aus über das Niveau 2018.

Platz 2: Israel, Netta

Platz 3: Litauen, Leva Zasimauskaite

Platz 4: Norwegen, Alexander Rybak

Platz 5: Ungarn, AWS

Joachim Hennig

Platz 1: Rasmussen „Higher Ground“: Das Wort „hygge“ umschreibt das dänische Lebensgefühl. Übersetzen lässt sich der Begriff am ehesten mit „Gemütlichkeit“.

Der dänische ESC-Beitrag für 2018 trifft dieses Gefühl auf den Punkt. „Higher Ground“ von Rasmussen ist ein „hyggeliger“ Folk-Popsong - vorgetragen von einem vollbärtiger Hipster-Wikinger, der von einer Horde Männer begleitet wird, die dem Set der aktuellen „Game-of-Thrones“-Staffel entsprungen zu sein scheinen.

Rasmussen aus Dänemark sieht nicht nur aus wie ein Wikinger, er singt auch über einen. Foto: dpa

Der Sänger sticht aus der Masse ziemlich heraus. Hier wird nicht nur optisch der Zeitgeist perfekt getroffen, auch musikalisch wird der Sehnsucht nach Eskapismus und Gemütlichkeit gefrönt. Die Friedensbotschaft im Text wird mit ein paar „Oh-Oh“-Chören garniert und steht im charmanten Widerspruch zum martialischen Auftreten der Herrschaften. Er liefert einen Song, der alles andere als Pop ist.

So klingt 2018 „ein bisschen Frieden“ und deshalb gewinnt Dänemark den Eurovision Song Contest.

Platz 2: Israel, Netta

Platz 3: Irland, Ryan O’Shaughnessy

Platz 4: Australien, Jessica Mauboy

Platz 5: Niederlande, Waylon

Ulli Tückmantel

Platz 1: Netta, „Toy“: Michael Schulte, so heißt diesmal der schon vor dem Finale in Vergessenheit geratene deutsche Interpret zur „Europameisterschaft im Singen“, wie Stefan Raab den ESC einmal genannt hat, hat sein Ziel bereits erreicht: Er hat bei Facebook nicht ganz 80 000 Fans, bei Instagram weniger als 30 000 und rund 12 000 Follower bei Twitter. Er ist damit unter den Musikmachern das absolute Mittelmaß — sehr passend für einen Sänger, dessen Ambitionen nicht über die „Top 15“ hinausreichen. Die Platzierung im Finale ist gekauft, was soll man sich da anstrengen? Womit sich wieder einmal die Frage stellt, warum Deutschland so ein antriebsarmes und ehrgeizloses Dutzend-Talent zu einem Wettbewerb schickt, der einmal eine „nationale Aufgabe“ sein sollte? Die einzige einleuchtende Antwort darauf ist, dass der zuständige NDR den Eurovision Song Contest inzwischen so sehr hasst, dass ihm wirklich jedes trällernde Jüngelchen recht ist.

Die für Israel startende Netta gilt als eine große Favoritin. Foto: dpa

Platz 1: Israel, Netta

Platz 2: Zypern, Eleni Foureira

Platz 3: Tschechien, Mikolas Josef

Platz 4: Norwegen, Alexander Rybak

Platz 5: Irland, Ryan O’Shaughnessy