FDP-Kandidat Ludemann: „Beide Eltern müssen berufstätig sein können“

Peter Ludemann (FDP) und seine Frau haben die Vereinbarkeit von Familie und Beruf schon vor Jahrzehnten praktiziert. Mit seiner Kandidatur tritt er erstmals ins politische Rampenlicht.

Rhein.-Berg. Kreis. Vor 39 Jahren entschlossen sich Peter Ludemann und seine Frau Helga zu einem Schritt, der heute vielfach als selbstverständlich gilt: Familie und Beruf zu vereinbaren. Der Wirtschaftsingenieur und die Gynäkologin stellten eine Kinderfrau ein. „Das hat uns eines unserer beiden Netto-Gehalt gekostet. Damals war eine solche Entscheidung noch exotisch, aber für uns war das nie ein Thema“, versicher Peter Ludemann.

Der Bergisch Gladbacher kandidiert als Liberaler für den Bundestag. Als Politiker vertritt der 67-Jährige, was der Privatmann vor langer Zeit vorlebte: „Für die Familie ist es wichtig, dass beide Eltern ihre Berufstätigkeit ausüben können.“ Ein Freund des Betreuungsgeldes in seiner jetzigen Form ist Ludemann zwar nicht, die Wahlfreiheit müsse aber sein: „Man muss Familien die Chance geben, ihre Kinder selbst betreuen zu können.“

Im Kreis seiner Familie besitzt Peter Ludemann ein Alleinstellungsmerkmal. Er hat drei Töchter (39, 37 und 30 Jahre alt) und vier Enkelinnen. Er nimmt es mit einem Schuss Humor: „Ich bin froh darüber, denn wir haben schließlich das Jahrhundert der Frauen. Der Nachholbedarf war groß.“

Berufspolitiker ist er nie gewesen. Eine lange Karriere in Unternehmen und Gesellschaften liegt hinter Ludemann. Auch in einem Alter, wo andere die Füße hochlegen, ist er noch als freier Berater aktiv.

„Durch und durch liberal“ sei er, sagt Ludemann. Als Student in Aachen gehörte er dem Liberalen Hochschulverband an, Mitglied der FDP ist er seit 21 Jahren ohne Ambitionen für die Front. „Politik, Familie und Beruf kann man eben nicht in jeder Lebensphase vereinbaren.“

Als ihn Christian Lindner vor einem Jahr ansprach, ob er sich vorstellen könne, als Direktkandidat in seine Fußstapfen zu treten, war die Zeit reif. Er überlegte kurz mit seiner Ehefrau und sagte zwei Tage später zu. Am 27. September 2012 stimmten 43 der 46 Wahlberechtigten auf der Kreisversammlung für Ludemann.

Erstmals tritt er aus der zweiten Reihe ins Rampenlicht. „Ich mache es aus Idealismus, um meine politischen Positionen in der Öffentlichkeit deutlich machen zu können.“ Ludemann spricht von einem „Vertrauensbeweis“, dem es gerecht zu werden gelte. Familien-, Energie- und Entwicklungspolitik sind seine Schwerpunkte.

Seine ersten Erfahrungen im Wahlkampf seien besser gewesen als befürchtet. Den scharfen medialen Gegenwind, den geradedie FDP zu spüren bekommt, und das wenig positive Image der Zunft in einem „schnelllebigen, aggressiven Geschäft“ ließen den Kandidaten mit Zurückhaltung das Neuland betreten. Angenehm überrascht staunte Ludemann, „dass so viele Leute wohlwollend auf mich zugehen“.

Er hält es mit dem griechischen Staatsmann Perikles und dessen Aphorismus: „Das Geheimnis des Glückes ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit aber ist der Mut.“ Dieser Mut gibt Lebensfreude, denkt Ludemann über seinen Wahlspruch.

Er sammelte als Sachkundiger Bürger in Bergisch Gladbach Ratserfahrung und sitzt seit vier Jahren im Kreistag. Für die neue, intensive Aufgabe komme ihm vor allem zweierlei zugute: „Die Routine und Gelassenheit, die mir mein Alter verleihen, machen wett, dass ich rhetorisch nicht so geschult wie ein Berufspolitiker bin“, findet der FDP-Kandidat.

Dass es für Berlin reicht, ist ausgeschlossen. Peter Ludemann steht auf Rang 47 der FDP-Reserveliste in NRW. „Da müssten wir schon 30 Prozent holen.“ Knapp zweistellig wäre ein gutes Ziel für die Bundestagswahl, hält Ludemann ein deutliches Zulegen seiner Partei im Endspurt vor dem Wahltag für realistisch.

An Einsatzwillen wird es ihm auch nach dem 22. September nicht mangeln. Sein Berufsleben setzt Ludemann im Unruhestand fort. Vor seiner Pensionierung hatte er zehn Jahre für die Deutschen Investitions- und Finanzierungsgesellschaft, eine Tochter der Kreditanstalt für Wiederaufbau, als Projektmanager gearbeitet. Verbunden mit vielen Reisen in Afrika, Asien und Osteuropa.

Die Prüfung von Finanzierungen privater Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern war sein Metier. Die internationale Erfahrung, die er zuvor schon bei der Deutz AG erworben hatte, bringt er seit Mitte letzten Jahres als Berater für die DEG weiter ein. Mit 66 Jahren ist noch lange nicht Schluss, sagte er sich damals, dem Udo-Jürgens-Schlager folgend. „Ich fühle mich absolut fit“, stellt Ludemann fest. Zweimal eine halbe Stunde Jogging die Woche hilft ihm dabei.

Durch seine Eltern, die große Camping-Freunde waren, wurde Peter Ludemann in den 50er-Jahren mit dem Reise-Gen infiziert. Die Toscana, wo seine älteste Tochter lebt, ist sein Lieblingsziel. Mehrmals im Jahr zieht es ihn nach Italien.

Als Selbstständiger hält er sich nicht mehr so oft im Ausland wie früher auf, kann vieles vom heimischen Schreibtisch abarbeiten. Auch außerhalb seines Arbeitszimmers kommt jedoch rund um das großzügig umgebaute Eigenheim zwischen Sand und Heidkamp keine Langeweile auf.

Gerne werkelt Ludemann in seiner kleinen Werkstatt, ist im Garten für die gröberen Arbeiten wie das Mähen zuständig und stellt sich an den Herd. „Abends koche immer ich“, stellt Peter Ludemann klar, dass er in auch in seiner eigenen Familienpolitik feste Grundsätze pflegt.