Als die Friedenskirche den Frieden verlor

Die Gemeinde, bei der am Freitag der Gedenkgottesdienst stattfindet, wurde beim Pfingstangriff schwer getroffen.

Düsseldorf. Es geschah vor 70 Jahren: Beim ersten Großbombardement auf Düsseldorf im Zweiten Weltkrieg kommen 1200 Menschen ums Leben, große Teile der Stadt fallen in Schutt und Asche. Auch die Friedenskirche an der Florastraße — wo am Freitag ab 19 Uhr ein ökumenischer Gedenkgottesdienst gefeiert wird — wird dabei schwer beschädigt. Einer, der sich heute noch daran erinnert, ist Horst Schmitter. „Meine Familie und ich waren 1942 in der Elisabethstraße ausgebombt worden und wohnten dann in einer Notwohnung an der Florastraße 58“, erinnert sich der 89-Jährige.

Einen Groß-Angriff erwartet am Abend des 11. Juni 1943 niemand: „Ich war sogar noch mit meinem Vater in der Tonhalle.“ Als der Angriff gegen 1 Uhr in der Nacht beginnt, begibt sich die Familie eilig in den Keller der Friedenskirche gegenüber. „Rund 80 Menschen waren dort. Die Stimmung war sehr gedrückt. Nach einiger Zeit fielen Bomben. Dazwischen war Stille, ich kann mich nicht erinnern, dass jemand hysterisch geworden ist. Ich glaube, viele haben im Stillen gebetet“, erzählt Schmitter.

„Beim Höhepunkt des Bombardements stand Pfarrer Klein auf und betete. Er sang die letzte Strophe aus ,Befiehl Du Deine Wege.’“ Dieser Teil des Liedes aus dem 17. Jahrhundert beginnt mit dem Vers: „Mach End, o Herr, mach Ende mit aller unsrer Not!“

Tatsächlich kommen nach der Entwarnung alle unversehrt aus dem Keller, obwohl die Kirche von mehreren Bomben schwer getroffen wurde. Schmitter: „Überall waren Brände, Bäume lagen herum und Holzbalken. Alles war kaputt, es war furchtbar.“ Was erst später auffällt: Im Rundbogen nahe der Sakristei fehlt der Friede im Bibelspruch: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.“ Ausgerechnet der Teil des Putzes mit den Worten „Frieden auf Erden“ war beim Bombardement herabgefallen.

„Dazu hat Pfarrer Theodor Kogge am Tag danach die Predigt gehalten“, erklärt der heutige Pfarrer Martin Kammer. „Dass diese Textstelle herausgebrochen war, war für die Gemeinde wie ein Orakel.“ Auch um die Erinnerung an die Geschehnisse damals wachzuhalten, ist ihm der Gottesdienst am Freitag wichtig. Seine wichtigste Botschaft dabei ist kurz und bündig: „Nie wieder!“