Derendorf: Die Bücherei der Singles

Als einzige Bücherei hat die Derendorfer ein eigenes Haus ganz für sich allein

Düsseldorf. Die Stadtteilbücherei an der Blücherstraße hat viel Platz. 1967 baute die Stadt das Haus mit drei Etagen nur für die Bibliothek. Einziger Nachteil: Die Bücherei-Ebenen konnten nur über ein geschlossenes Treppenhaus erreicht werden. Mit der Sanierung im Rahmen des Masterplans kam der Durchbruch.

2006 wurden die erste und zweite Etage mitten in der Bibliothek durch eine Holztreppe verbunden. Auf halber Höhe gibt es ein kleines Lesecafé zum Verweilen. "Die Treppe ist unser Blickfang", sagt Bibliotheksleiterin Martha Wübben (58), die seit 1978 an der Blücherstraße arbeitet und vor 25 Jahren die Leitung übernahm.

In der ersten Etage stehen Regale mit Kinderbüchern, Belletristik und Literatur-CDs. Oben befinden sich Sachbücher, Filme sowie Angebote für Jugendliche.

710 000 Euro haben Umbau und Einrichtung gekostet. Das hat sich gelohnt: Die Bücherei ist eine der ausleihstärksten der Stadt. "Zu uns kommen die meisten Singles und Berufstätigen", so Wübben. Das hatte 2007 eine Kundenbefragung der Büchereien ergeben.

Diese Ergebnisse sind wichtig, denn der Medienbestand wird dem Klientel angepasst. Insbesondere bei den Sachbüchern (Anteil von 30 Prozent) rüstete Derendorf nach. Wübben stellt fest: "Die Menschen suchen bei uns Informationen, Eltern fragen heute etwa öfter nach Ratgebern zu Erziehung." Die Neuerscheinungen dazu werden gleich im Eingangsbereich vorgestellt.

"Früher haben die Büchereien auf diese Frontpräsentation verzichtet, heute machen wir es ähnlich wie der Buchhandel", sagt die Sprecherin der Düsseldorfer Stadtbüchereien, Cora Elbin. Wobei jede Stadtteilbücherei frei in der Präsentationsgestaltung ist.

Um die Medienwünsche der Jugendlichen kümmert sich Jugendbibliothekarin Lioba Kemmerling (36). Derendorf hat neben Benrath das größte Angebot für Jugendliche im Bereich der "Freestyle-Bücherei" (Ein Treffpunkt zu Freizeit-Themen von 14- bis 21-Jährigen mit unterschiedlichsten Medien).

Ziel ist es, die Teenager als Kunden zu binden. Die Jugendbibliothekarin will mit einer Klasse der Realschule In der Lohe eine Internetpräsenz für diesen Bereich entwickeln. Hier könnten Jugendliche Buchbesprechungen schreiben, Medien empfehlen und im Chat diskutieren. Auch mit dem Leseverhalten von Jungs hat Kemmerling sich befasst.

"Jungs lesen mehr Fantasy und Comics", sagt die Bibliothkarin. Und weil sie mehr Bewegungsdrang haben, gab es an einer Partnerschule sogar eine Sportstunde mit Lesespielen. Seitdem bieten die Stadtbüchereien Bücher mit dem Aufkleber "X-tra für Jungs" an.