Eller: Bücherei mit Wohlfühlfaktor
Skeptisch sahen viele den Umbau und die Verkleinerung des Standortes am Gertrudisplatz. Doch seitdem steigen die Ausleihen rasant.
Düsseldorf. Als die Stadtsparkasse als Vermieter 1998 Eigenbedarf für einen Teil der Räume der Stadtteilbücherei am Gertrudisplatz anmeldete, war Büchereidirektor Norbert Kamp skeptisch. "Wir mussten uns um 170 Quadratmeter verkleinern und den Medienbestand um 10 000 reduzieren."
Doch als die Bibliothek noch im selben Jahr nach dem Umbau mit neuen Möbeln auf nun nur noch 268 Quadratmeter Fläche eröffnete, kamen die Besucher in Scharen. Ein Zahl macht das besonders deutlich: Wurden vor der Renovierung im Jahr 1997 insgesamt 94 940 Ausleihen verbucht, stellte Eller 2008 mit mehr als 210 000 Ausleihen einen eigenen Rekord auf.
Die 254 000 Mark teure Sanierung wurde zur Erfolgsgeschichte. Nicht nur für Eller, sondern alle Stadtteilbüchereien. Denn nun war offensichtlich geworden: Die Düsseldorfer wollen in ihren Büchereien nicht nur Bücher, Filme oder CDs ausleihen, sie wollen dort auch verweilen. Leseecken mit gepflegten Möbeln, Internet-Computer oder kindgerechte Nischen für Familien.
All dies trägt zur Aufenthaltsqualität bei. Am gelungenen Beispiel von Eller orientierten sich Politik und Verwaltung dann auch, als sie beschlossen, alle Stadtteilbüchereien im Rahmen des Masterplans ab 2001 zu sanieren.
Diplombibliothekarin Angela Rosche leitet die Bücherei am Gertrudisplatz erst seit wenigen Wochen. Von ihrem neuen Arbeitsplatz ist sie angetan: "Wir befinden uns mitten im Stadtteil, direkt an Marktplatz und Kinderspielplatz." Rathaus und Bürgerbüro sind fast Nachbarn.
So langsam lernt die 46-Jährige ihre Stammkunden kennen und an schönen Tagen haben sie in der ersten Etage sogar die Möglichkeit, auf einer großzügigen Terrasse unter Sonnenschirmen zu schmökern. Gleich neben der Terrassentür befinden sich auch ein Kaffeeautomat und ein Regal mit der Auswahl von sechs Tageszeitungen und 30 aktuellen Zeitschriften.
Wer seine Lesebrille vergessen hat, kann trotzdem bleiben, da es Leihbrillen gibt. Zum festen Konzept der Büchereien gehört, dass an allen Standorten Jugendbibliothekare arbeiten. In Eller teilen sich zwei Kolleginnen die Stelle.
Gleich hinter dem Eingangsbereich befindet sich das Reich für die jungen Leser mit einem PC, an dem Kinder kostenlosen Zugang zum Internet haben. Die Bibliothekarinnen haben das Surfen im Blick und achten darauf, dass alle mal an die Reihe kommen.
Wenn Eller in Kürze auch die Selbstverbuchungstheke bekommt, ist wieder mehr Platz geschaffen und Zeit gewonnen. Zeit, die das Personal zur Beratung ihrer Kunden braucht.
Und Platz für neue Angebote, wie die Wii-Spiele, die ebenfalls noch in diesem Jahr angeschafft werden sollen. Angela Rosche, die zuvor die Dependance in Unterrath leitete, knüpft Kontakte zu Vereinen in Eller, Lierenfeld und Vennhausen. Gemeinsam soll ein Veranstaltungskonzept gemacht werden. Denn auch hier ist die Bücherei Stadtteil-Treffpunkt.