Die zweithöchsten Mieten in NRW – und sie steigen noch

Die Mieten ziehen deutlich an. Es wird zwar kräftig gebaut, aber fast nur für Eigentümer. Mietwohnungen fehlen.

Düsseldorf. Die Zeiten, als 20 oder 30 potenzielle Nachmieter gleichzeitig durch eine Wohnung geschleust wurden, sind vorbei. Lange war die Lage auf dem Wohnungsmarkt entspannt, in letzter Zeit verschärft sie sich jedoch wieder - die Mieten steigen deutlich. Allerdings gilt das nur für Neuvermietungen. Wer schon Mieter ist, muss nicht viel befürchten, sagt Ulf Mecke, Leiter der Rechtsabteilung vom Eigentümerverband Haus und Grund: "Ich weiß aus vielen Rechtsberatungen, dass die Vermieter sehr behutsam mit Erhöhungen sind." Denn sie wollen ihre langjährigen und pünktlich zahlenden Kunden gerne halten.

Anders sieht es bei leer stehenden Wohnungen aus. Da hatte das Unternehmen Empirica neulich viele Menschen verschreckt, weil es Mietsteigerungen von 13 Prozent in Düsseldorf ermittelt hatte. Erst später stellte sich heraus, dass es lediglich um 60 bis 80 Quadratmeter große Neubauwohnungen (Baujahr ab 2000) ging - und dieses Segment ist in der Landeshauptstadt äußerst klein.

Und doch ist nicht von der Hand zu weisen, dass Wohnungsinteressenten künftig tiefer in die Tasche greifen müssen. Laut dem Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft NRW (VdW), der die Datenbank von Immoscout24 ausgewertet hat, sind die Preise bei Neuvermietungen in Düsseldorf von 2009 auf 2010 um über zwei Prozent angestiegen - und das in einer ohnehin hochpreisigen Umgebung. Nach Köln (8,51 Euro/qm) ist Düsseldorf die Stadt mit den zweithöchsten Quadratmeterpreisen bei Neubezug (8,29 Euro/qm), dann folgt Bonn (7,85).

Laut Alexander Rychter, VdW-Verbandsdirektor, ist Deutschland beim Wohnungsneubau auf "einem historischen Tiefpunkt" wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr angelangt. Bei hohen Grundstückspreisen wie in Düsseldorf lohnten sich vor allem Investitionen in "hochwertiges Wohneigentum", aber das reiche nicht. Sonst habe man bald Verhältnisse wie in München: "Da können zum Beispiel Bahnangestellte nicht mehr wohnen, weil es zu teuer ist."

Eine Versorgung mit günstigen Wohnungen in Düsseldorf setze eine Zusammenarbeit von Stadt und Wohnungsgesellschaften voraus, sagt Matthias Wirtz, Geschäftsführer der Forschungs- und Beratungsgesellschaft Inwis.

Als positive Beispiele in der Landeshauptstadt nennt Wirtz das Schwietzke-Gelände und Wersten Südost. Hier hat die Stadt mit vier Wohnungsgesellschaften Vereinbarungen geschlossen, um sie als Modellquartiere zu entwickeln und aufzuwerten. Es gehe nicht nur um Neubau-Entwicklungen, es müsse mehr in den Bestand investiert werden.

Gerade das untere Preissegment werde wegen der demografischen Entwicklung an Bedeutung zunehmen, deswegen "muss die soziale Wohnraumförderung erhalten bleiben", fordert Rychter.

Für Jörg Schnorrenberger, Vorsitzender des Rings Deutscher Makler (RDM) in Düsseldorf und Umgebung, sind die vom VdW errechneten zwei Prozent Mietsteigerung übrigens nur eingeschränkt richtig. Der Trend zurück in die Stadt bewirke, dass in begehrten Vierteln deutlich mehr gezahlt werden müsse. "Das ist ja selbst in Berlin so, wo es einen großen Leerstand gibt." Zumal junge Gutverdiener oft dasselbe suchen: Altbau, über 100 Quadratmeter, Balkon, Parkettboden, Flingern oder Unterbilk, am besten unter zehn Euro/Quadratmeter. "Wenn ich sowas ins Netz stelle, muss ich zwei Leute nur fürs Telefonieren einstellen", übertreibt Schnorrenberger etwas.

Dass der glückliche Neu-Bewohner dann deutlich mehr zahlt als sein Vormieter, ist klar. Der Vermieter kann auf die ortsüblicher Miete (laut Mietspiegel) bis zu 20Prozent draufschlagen. Ulf Mecke von Haus und Grund: "Alles, was darüber hinausgeht, ist Mietwucher und nicht zulässig."

Für Schnorrenberger ist positiv, dass die Stadt auf den Zuzug in die Stadt reagiert. Zwar habe er erst einmal den Kopf geschüttelt, als er die auf der Expo Real vorgestellten Pläne für Wohn-Hochhäuser auf dem ehemaligen Postgelände am Hauptbahnhof gesehen habe: "Da braucht man schon viel Fantasie, sich das vorzustellen." Andererseits habe vor zehn Jahren auch niemand gedacht, dass sich auf dem Gelände des Derendorfer Güterbahnhofs (Quartier Central) einmal so viele Wohnungen bauen und verkaufen ließen. Eine Entspannung auf dem Markt sei aber nicht in Sicht: "Es wird ja fast nur für Eigentümer gebaut." Es fehlten die normalen Mietwohnungen.