Im Labor der Kinderkrebsklinik
Michael Gombert forscht in der Kinderkrebsklinik am menschlichen Erbgut und versucht, die perfekte Therapie zu entwickeln.
Düsseldorf. Wäre die Kinderkrebsklinik ein Theater, würde man Michael Gombert wohl als Mann hinter den Kulissen bezeichnen. Während die Ärzte und Pfleger im ersten Stock der Kinderklinik tagtäglich mit den an Krebs erkrankten Menschen umgehen, kommt Gombert selten in Kontakt mit den Patienten. Und das ist auch gut so, denn der Diplombiologe forscht an der DNA der Patienten, um möglichst passgenaue Therapien zu entwickeln.
„Die Distanz zu den Familien und der oft tragischen Krankheitsgeschichte der Kinder schützt uns natürlich“, sagt Gombert. „Bei unserer Arbeit ist es wichtig, nicht zu tief in die Schicksale der Patienten, an deren DNA wir forschen, einzutauchen.“
Wie und warum ist der Krebs entstanden? Und welche Chemotherapie ist für den Patienten die Richtige? Michael Gombert hat sich in seinem Beruf der Beantwortung dieser Fragen verschrieben. Das Ziel des 39-Jährigen und seiner Mitstreiter auf der ganzen Welt: „Irgendwann einmal personalisierte Therapien zu haben“ Soll heißen:
Durch Analyse des Erbguts eines Patienten könnte so bereits im Vorfeld getestet werden, welche Therapie anschlägt und welche man gar nicht erst ausprobieren muss. Seit acht Jahren arbeitet Gombert in den Labors der Kinderkrebsklinik daran, dieses Ziel zu erreichen.
In den Katakomben der Klinik beginnt Gombert gegen 9 Uhr seinen Arbeitstag. Hinter einer recht unscheinbaren Tür im Untergeschoss versteckt sich ein langer Gang mit Labors. Dort sitzen die Biologen und ihre Assistenten an Sterilbänken, über Petrischalen und kleinen Reaktionsgefäßen.
„Unsere Arbeit ist sehr technisch und theoretisch. Wir bekommen ein Gefäß mit den Blut- oder Knochenmarkproben der Kinder. Auf dem Etikett steht lediglich eine Nummer.“
Dann geht es los. Gombert bereitet die DNA auf und füllt die Flüssigkeit in ein anderes Gefäß. Jetzt kommt ein Gerät ins Spiel, das Uni und Elterninitiative der Kinderkrebsklinik erst kürzlich knapp 700 000 Euro gekostet hat.
Dafür ist die Kinderkrebsklinik in Deutschland eine der Wenigen, die mit dem sogenannten Genomsequenzierer forschen kann. Auf eine Art Scanner legt Gombert nun die Plättchen, an denen die DNA klebt. „Die Maschine digitalisiert die DNA.“
Am PC im Büro kann Gombert dann die eingelesenen genetischen Codes untersuchen und im tiefsten Detail die genomische DNA, die mRNA und die Proteine, die häufig für das Zellwachstum der Tumore verantwortlich sind, analysieren.
Etwa 70 Prozent seiner Zeit verbringt der Forscher am Schreibtisch und nicht im Labor. „Ich wollte immer entweder Informatiker oder Biologe werden“, sagt er und grinst. „Mein jetziger Job verbindet beides irgendwie, also bin ich glücklich.“
Was für Außenstehende unspektakulär klingen mag, ist für Gombert und seine Kollegen oft spannender als ein Krimi. Etwa wenn ein Patient mit einer seltenen Tumorerkrankung kommt und Gombert herausfinden soll, wo es zu einer Mutation gekommen ist und wie man dann zusammen mit dem behandelnden Arzt eine Therapie entwickeln kann. „Es ist schon toll, wenn man eine Idee hat, die dann im Labor prüft und sie dann aufgeht“, sagt Gombert.
„Aber manchmal beißt man sich auch tagelang die Zähne daran aus, bevor es klick macht.“ Das seien kleine Erfolge im Alltag, sagt er. „Die großen Erfolge sind die, wenn der Patient gesund nach Hause gehen kann.“