Hoppediz-Wache Karnevalsfieber in der Retrobahn
Die Hoppediz-Wache feierte ihre Sitzung in einer alten urigen Straßenbahn. Darin ging die Reise einmal quer durch die Stadt Düsseldorf.
Düsseldorf. Der Schaffner im Narrenkostüm winkt pünktlich um 14 Uhr die Kelle und fordert die Mitreisenden auf, zügig einzusteigen. Dabei handelt es sich keinesfalls um eine alltägliche Fahrt mit der Tram. Clemens Kaiser, Präsident der Hoppediz—Wache, veranstaltete am Samstag bereits im dritten Jahr in Folge die Straßenbahnsitzung der Karnevalisten. Die Reise geht kreuz und quer durch Düsseldorf. „Erst fahren wir vom Hauptbahnhof nach Benrath, dann geht es weiter zum Betriebshof Gerresheim und nach einer Tour durch die City geht es im Anschluss zurück zum Hauptbahnhof“, sagt Kaiser. Wer will, konnte später auf einen Absacker in die Brauerei Schuhmacher mitkommen.
Die Gäste wurden während der vierstündigen Fahrt bestens bewirtet. Es gab frisch gezapftes Alt-Bier aus dem Fass. Und auch für den kleinen Hunger war in Form von Frikadellen und Goudakäse gesorgt. „Wir sind wie eine große Familie. Vom Professor bis zum Landtagsabgeordneten ist heute wirklich jeder vertreten. Wir haben sogar Gäste aus Köln und aus dem schönen Frankreich“, sagt Kaiser und freut sich sichtlich über den Trubel um ihn herum. Das Bahnabteil ist komfortabel mit Tischen ausgestattet und festlich geschmückt. Die Gäste haben es sich trotz dem spärlichen Platz richtig gemütlich gemacht. Quer durch den Wagen wird taktvoll geschunkelt und gesungen. „Falls was sein sollte, es ist auch ein Arzt an Bord“, kommentiert Kaiser ironisch durchs Mikrofon.
Während im vorderen Teil des Abteils eine eher entspannte Stimmung herrschte, ging hinten richtig die Post ab. Eine Vielzahl von Bands und Solo-Künstlern sorgte an diesem Nachmittag für die Musik, u.a. die Ringschiffer, die Landpomeranzen, die Jazzband Powerkraut und 16-jährige Melissa von „Penz in de Bütt“. Die Musiker spielen ohne Verstärker, also unplugged. Dabei umfassen die Instrumente der Bands Akkordeon, portables Schlagzeug, Gitarre, Bass und Mandoline. Den Gästen gefällt die Musik sichtlich — und so wird hemmungslos getanzt.
„Besser geht es einfach nicht. Karneval im warmen inklusive Bedienung. Und natürlich macht auch die alte Bahn richtig was her“, meint Gabi (63) aus Dinslaken. Für ihren aus Niedersachsen angereisten Gast ist es das aller erste Mal Karneval überhaupt. „Es ist ein Riesenspaß. Sonst kannte ich den Karneval nur aus dem Fernseher“, sagt Detlef (57). Auch der Karnevalsadel durfte bei solch einem Anlass nicht fehlen: Auch das Benrather Schlossgrafenpaar samt ihrer Adjutantur war anwesend.
Der alte Speisewagen aus dem Jahr 1964 war jedoch nicht mit Toiletten ausgestattet und so machte die Truppe vereinzelt 20-minütige Pausen an den Betriebshöfen der Stadtwerke. Und in der Tat verstreute die Retrobahn einen Hauch von Nostalgie unter vielen Gästen, die neugierig die alte Technik begutachteten.