Toller Auftakt für die tollen Tage
15 000 feierten im und um das Rathaus herum. Auffällig: Immer mehr Touristen reisen wegen des jecken Treibens an.
Düsseldorf. Welch ein Start in die tollen Tage: Sonniges Winterwetter, 15 000 schunkelnde Jecken rings um den Rathausplatz, fast alle kostümiert. Oben im Rathaus hatte OB Dirk Elbers dem Weiberansturm um 11.11 Uhr wie immer nichts entgegenzusetzen. Viele Frauen kamen als klassische Möhne daher, ganz so wie es sich CC-Chef Josef Hinkel gewünscht hatte.
Was überall auffällt: Es kommen immer mehr Feierwütige nach Düsseldorf angereist — aus Deutschland und der Welt. Zur Freude der Hoteliers. Patricia Sutton etwa kann über das Durchhaltevermögen ihrer Gäste im Altstadt-Hotel „Barcelona“ nur staunen: „Am Altweibermorgen stehen sie am Rathaus und machen mit bis Sonntagfrüh.“
Ihr Hotel ist an diesem Wochenende voll belegt mit Stammgästen, die jedes Jahr wieder aus dem Allgäu, aber auch aus England und Irland kommen, um am Rhein zu feiern. Und damit liegt das Hotel voll im Trend zum Karnevalstourismus.
„Der Karneval ist die perfekte Werbung für Düsseldorf“, sagt Eva-Maria Illigen-Günther, Chefin der Düsseldorf Marketing & Tourismus (DMT). Schon weil die Mottowagen des Rosenmontagszuges deutschland- und bisweilen gar weltweit im TV zu sehen sind.
Die DMT wirbt aber auch auf 31 Messen — davon 24 im Ausland — für das Event. Und in einer bundesweiten Pressemeldung hat das Unternehmen günstige Hotelpakete fürs jecke Wochenende angepriesen.
Wie viele Touristen das Spektakel genau anzieht, ist nur schwer zu beziffern, weil die Aufenthaltsgründe der Besucher nicht erhoben werden. Für die WZ hat die DMT aber mal die Übernachtungszahlen der Jahre 2005 und 2010 verglichen, als die tollen Tage jeweils im Februar lagen: Im Februar 2005 verbrachten Touristen 206 302 Nächte in Düsseldorf, im Februar 2010 waren es schon 278 448 Nächte — eine Steigerung von fast 35 Prozent.
Auch die B&B Hostels am Flughafen und Hauptbahnhof haben im Januar gezielt um Karnevalstouristen geworben — mit zentraler Lage, günstigen Preisen und viel Party. Das ist beim Hotel St. Andreas über der Benders Marie in der Altstadt gar nicht mehr nötig: „Wir sind fast voll mit Stammgästen“, sagt Inhaber Martin Wilms. Die buchten früh, kämen aus ganz Deutschland — darunter viele Heimkehrer, die Düsseldorf aus beruflichen Gründen verlassen mussten, der Narretei jedoch nie abschworen.
Ähnlich sieht es aus bei Patrick Lange-Böhmer im Backpackers am Fürstenwall: Viele bekannte Gesichter reisen an. Aus Stuttgart, eine Gruppe mit 18 Leuten aus Hamburg, „Spanier sind auch da“. Zwei Drittel der Gäste kämen eigens zu Karneval — das andere Drittel wisse gar nicht so recht, was im Rheinland zu erwarten ist.
Aber die Gäste blieben selten volle fünf Tage. Nach zwei bis drei Tagen sei bei den meisten Schluss. „Sind eben keine Düsseldorfer“, schmunzelt der Hotelier.
Es sind vor allem die Hostels und die zentralen Pensionen, die von den jecken Gästen profitieren. Im Holiday Inn hingegen sind noch etliche Zimmer frei. Aber, so berichtet Isabella Klahr, stellvertretende Reservierungsleiterin: „Wer jetzt noch anruft, der verlangt auch ein Zimmer zur Straße hin.“ Denn da geht am Rosenmontag der Zug vorbei. Zimmer mit Zochblick liegen eben auch voll im Trend.