Altweiber: Viele feiern ausgelassen — manche aber ohne Maß
Das Glasverbot klappt — doch vielen jungen Menschen bekommt das Feiern nicht gut.
Düsseldorf. Melanie, Heidi und Jennifer stehen an der Einlasskontrolle für das Glasverbot in der Grabenstraße und stürzen noch schnell ein paar kleine Likörfläschchen herunter: „Wir wussten nicht, dass auch die kleinen Flaschen verboten sind“, sagt eine der jungen Damen. Das Glasverbot finden alle drei aber gut, weil die vielen Scherben unangenehm und gefährlich seien.
Am Donnerstag ist der erste von drei Tagen, an denen das Glasverbot für die Düsseldorfer Altstadt wirkt, und es scheint sich auch im dritten Jahr zu bewähren. Fast alle Narren zeigen Verständnis für die Maßnahme, die Fußgängerzonen bleiben weitgehend scherbenfrei.
Gleichwohl: Für viele Narren endet die Feier alles andere als lustig. Übermäßiger Alkoholgenuss und Gewalt sind an Altweiber offenbar unvermeidlich.
Mitten im Getümmel ist OSD-Chef Holger Körber unterwegs. Was das Glasverbot betrifft, hat er beobachtet, dass sich die Leute immer besser darauf einstellen. Klagen gibt es kaum, viele junge Leute haben Plastikflaschen mitgebracht, häufig mit Orangensaft gefüllt — der vermutlich gern mit Wodka gemischt wird.
Körber ist mit seinen zwei Kollegen unterwegs, sein Arbeitstag geht von 7 bis 1.30 Uhr. Am Bolker Stern drängen sich hunderte Jugendliche, ein 16-jähriges Mädchen treffen die OSD-Mitarbeiter mit einer Flasche Wodka an. Die Personalien werden aufgenommen, in den nächsten Tagen bekommen die Eltern Post.
Das Trio erreicht gerade den Marktplatz, da sitzt ein junger Mann im blauen Ganzkörperkostüm auf dem Boden und übergibt sich. Der 16-Jährige ist kaum ansprechbar. Körber und Tiepel nehmen ihn zwischen sich und marschieren so schnell es geht mit dem Jungen zum Sanitätszelt am Burgplatz. Dort kümmern sich Sanitäter um ihn, die nächste Station wird nach Körbers Einschätzung das Krankenhaus sein.
Zur gleichen Zeit kommt dort eine Gruppe von Polizisten an, auf sie wartet im Zelt ein anderer Jeck, der sich kurz zuvor großen Ärger mit den Sanitätern eingehandelt hat. Die saßen im Rettungswagen, als der junge Mann von außen dagegen pinkelte. Von der Polizei wird er eine Anzeige bekommen. Das ergeht übrigens gestern zahlreichen weiteren Wildpinklern so. Denn das ist kein Kavaliersdelikt, sondern kostet 35 Euro.
Die Feuerwehr zieht am Nachmittag eine erste Bilanz, hier ist von 26 Menschen die Rede, die in den Unfallstellen behandelt werden. Zu dieser Zeit beginnt die Arbeit bei den Sanitätern erst richtig.
Am Zelt auf dem Burgplatz geht es fast zu wie im Taubenschlag, viele junge Menschen mit Verdacht auf Alkoholvergiftung kommen hier an, im nächsten Moment drängt sich ein vielleicht 20 Jahre alter Mann im Weihnachtskostüm durch die Absperrung: Seine Nase blutet stark. Wie er den Johannitern berichtet, hat er im dichten Gedränge plötzlich eine Faust im Gesicht gehabt — Verdacht auf Nasenbeinbruch.
Er ist nicht der Erste: „Einige blaue Augen hatten wir heute schon“, sagt einer der Sanitäter. Jedoch spielen sich erfahrungsgemäß die meisten gewalttätigen Auseinandersetzungen erst am späteren Abend und in der Nacht zu Freitag ab.