Flirt und Bützchen gehen immer

Beim Feiern freuen sich viele Narren auf nette Gespräche, heiße Blicke und mehr.

Düsseldorf. Hier ein tiefer Blick in die Augen, da ein neckisches Zupfen am Kostüm, dazu ein flotter Spruch — Karneval ist die perfekte Zeit zum Flirten. Wer wissen will, wie es geht, braucht sich eigentlich nur an Menschen wie Bernd (47) zu halten. Bei ihm ist jeder Satz ein kleiner Flirt. „Hey Katze, du hast da was auf der Nase“, ruft er einer Frau auf der Ratinger Straße zu, die sich einen Punkt ins Gesicht gemalt hat. Sie lacht, Bernd ist zufrieden.

Eine Taktik hat er nicht. Wer ihn beobachtet, merkt, dass es viel um Körperkontakt geht. Und darum, sich überhaupt zu trauen. „Früher bin ich Karneval mit meinem Vater losgezogen. Für ihn habe ich immer die Frauen angesprochen“, sagt er und lacht. Dass er seit 18 Jahren eine Freundin hat, ist für ihn kein Flirt-Hindernis. Aber er nimmt es ernst. „Ein Bützchen ist okay, aber mehr nicht.“

In eine andere Rolle zu schlüpfen, sich eine Maske aufzuziehen — da fallen die Hemmungen auf beiden Seiten schneller. Diese Erfahrung machen Alexander und Christoph auf dem Burgplatz beinahe minütlich. Sie und ihre Freunde haben so genannte Morphsuits an: hautenge Anzüge, die den kompletten Körper bedecken.

„Vorhin hat eine ältere Frau mir sogar an den Hintern gefasst“, sagt Alexander grinsend. Ins Gespräch kommen die Jungen mit ihrer auffälligen Verkleidung schnell. Nur zum Flirten muss die Maske ab. „Die Frauen wollen sehen, wer darunter steckt. Sonst ist ihnen das zu unheimlich“, sagt Alexander.

Für viele Jecken geht es beim Flirten an Karneval vor allem um ein nettes Gespräch, einen besonderen Moment, den sie mit jemandem teilen. Dieser Meinung ist Stefan (19): „Es ist toll, einfach hemmungslos Menschen anzusprechen. Sich mit Wildfremden zu unterhalten, mit denen man sonst nie reden würde“, sagt er.

Und die meisten dürften sich darüber freuen, denn Flirten tut auch dem Selbstbewusstsein gut. „Wir sind gerade von einem sexy Typen angesprochen worden“, sagt Karina (35) hörbar zufrieden. Zwei Stunden bleiben ihr noch in der Altstadt, bis sie ihre Tochter aus dem Kindergarten abholen muss. „Ich flirte gerne. Und gerade als junge Mutter freut man sich, wenn es klappt.“

Doch klar, die Klischees kommen nicht von ungefähr, und es gibt auch Narren, die beim Flirten eindeutigere Ziele verfolgen. Frauen kennenzulernen hat für Frederick (30) und seine drei Freunden oberste Priorität: „Hauptsache ein kurzes Outfit und blonde Haare — egal ob Perücke oder nicht“, sagt der 30-Jährige. „Aber am besten gefällt mir immer noch das Eva-Kostüm.“

Nicht jedem Jecken ist das Flirten in die Wiege gelegt. Manche brauchen dafür erst eine gewisse Menge Alkohol. „Wir trinken uns den Mut einfach an“, sagt Lars (18) aus Meerbusch, dem es vor allem Mädels in Uniform angetan haben. „Mit einem schüchternen Mönch will ja keine Polizistin feiern.“

Über die Begeisterung für ihre Verkleidung als Ordnungshüterin freut sich Anna-Lena (21). „Ich habe schon gemerkt, dass das bei den Männern gut ankommt.“ Vielleicht auch, weil es ihnen die Kontaktaufnahme erleichtert. „Viele kommen zu mir und wollen verhaftet werden“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.

Felix setzt beim Flirten auf Kreativität. Er hat sich seinen Anmach-Spruch passend zum Kostüm ausgedacht. „Mit mir erwarten dich himmlische Freuden“, sagt der 24-Jährige, der als Engel verkleidet ist. Heute allerdings waren die beim anderen Geschlecht noch nicht gefragt. Doch der Engel mit den blonden Locken setzt auf seine Ausdauer.

Wie gut das Pflaster in Düsseldorf für ein neckisches Gespräch ist, zeigt die Anwesenheit von Boris und seinen Freunden. Der 45-Jährige ist bereits zum siebten Mal in Folge extra aus Freiburg angereist, um Altweiber in der Landeshauptstadt zu feiern. „Flirten gehört zum Karneval dazu.“ Und dafür hat er seine Freundin zu Hause gelassen.