Karneval Narren feiern letzte Karnevalsrevue

Bockum/Mitte. · Nach 70 Jahren endet die Traditionsveranstaltung des Bockumer Sängerbundes im Seidenweberhaus.

Auch ein paar Tränen gab es zum Abschied, doch größtenteils war die Stimmung am Samstagabend sehr ausgelassen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Da kamen dem Profi dann doch die Tränen. Karl Müller, langjähriger Sitzungspräsident des Bockumer Sängerbundes, hatte im Sommer das Ende der Karnevals-Revuen verkündet. Das hatte der Chor entschieden, Konzerte gibt es weiterhin. „Doch eine kluge Entscheidung zu treffen, oder das Ende einer langen, erfolgreichen Tradition zu erleben — das sind zwei Paar Schuhe.“ Gegen 1.30 Uhr gab es bei der diesjährigen, der 70. Karnevals-Revue, am Samstagabend im Seidenweberhaus den letzten Tusch. Auf der Bühne stand Karl Müller, der 1997 selbst Prinz war, mit seiner Frau Uschi inmitten seiner Freunde von der Krefelder Prinzengarde und wischte sich die Augen. Präsident Christian Cosman lobte Müllers Engagement. Die Garde war überraschend am Schluss der gehaltvollen Revue noch einmal geschlossen auf die Bühne gekommen. Da gab es auch im Publikum ein paar wehmütige Kommentare und großen Beifall für die Lebensleistung des Bockumers.

Zehn flotte Lieder, damit eröffneten die buntgekleideten Sänger aus Bockum wie gewohnt ihre Revue. Mit ihrem Dirigenten Axel Quast hatten sie einen Monat geübt und die 20 Minuten vergingen rasant. Das Liedblatt mit den von Karl Müller stammenden Texten animierte auch das erwartungsvolle Publikum zum Mitsingen. Bekannte Melodien waren mit krieewelschem Text unterlegt. Zur Melodie von Frank Sinatras „New York, New York“ hieß es beispielsweise: „Ne krieewelsche Doll — hält jedder für voll, dräht hä die Pappnas´ em Jesiech — janz medden dren.“

Bevor es dann weit nach Mitternacht zum Finale kam, gab es acht Programmpunkte – wie man es vom Bockumer Sängerbund gewohnt ist. Die die Lachmuskeln anstrengenden Beiträge begannen mit dem Kugelblitz Erasmus Stein. Der Schnellredner war ein geschickter Eisbrecher. Einen Hingucker boten danach die Steinebrücker Schiffermädchen. Das Tanzkorps aus dem bergischen Overath, mehrfacher Deutscher Meister, schien mit der Schwerkraft nichts am Hut zu haben. 20 Mädchen ließen sich von den Herren des Korps zu dreistufigen Pyramiden auftürmen.

Krefelds Prinzenpaar stürmt mit Gitarre und Gefolge die Bühne

Es folgte ein Ehepaar, die Beckendorfer Knallköpp. Sie hielten dem Publikum einen Spiegel vor, bis gegen 22 Uhr das Krefelder Prinzenpaar mit zahlreicher Begleitung die Bühne stürmte. Prinz Andreas II. und Prinzessin Claudia II., am Vortrag frisch inthronisiert, kamen gut an. Mit fetzigen Liedern, der Prinz spielte die Gitarre, war der Kontakt schnell hergestellt. Da hatte es danach Bauchredner Tim Becker nicht leicht. Doch schnell verzauberte er das wieder aufmerksame Publikum. Dieses bewegte danach die Kölner Band Tacheles von den Stühlen. Um 23.30 Uhr wagten sich Willi und Ernst noch mal an die Mikrofone. Das Duo konnte sich wieder Gehör verschaffen und leitete über zum Auftritt der Ehrengarde der Stadt Köln.

Der große Wachaufzug des grün-gelben Tanzkorps von 1902, machtvoll präsentiert, wurde von seinem Kommandeur beendet mit einem Gruß an Karl Müller: „Es ist schade, dass wir nicht mehr zum Sängerbund kommen können. Sollte es eine Fortsetzung geben, dann sind wir dabei, ganz ohne Gage.“ Als die Revue-Band Happy Company unter Seven Hösen nach „So ein Tag“ die Instrumente einpackte, ging es im Foyer mit DJ Toto weiter.

Sitzungspräsident Karl Müller ließ offen, ob er zum Karnevals- und Brauchtumsgottesdienst am Sonntag wieder fit sein werde.