TV-Sitzung: Vier Stunden Karneval der Extraklasse
900 Narren genossen einen launigen Abend mit wirkungsvollen Spaßmachern. Bei der Musik aber könnte es besser laufen.
Düsseldorf. Den ersten Höhepunkt der Fernsehsitzung bekommen die Zuschauer im TV überhaupt nicht zu sehen. Präsident Stefan Kleinehr erklärt den 900 Narren in der ausverkauften Stadthalle nämlich immer launig, warum man bitte nicht in die Kamera winken soll und dass man sich jetzt noch umsetzen könne: „Wenn der, der neben Ihnen sitzt, nicht der ist, mit dem Sie im Fernsehen gesehen werden möchten.“
Das war der Auftakt zu mehr als vier Stunden Programm, das die Jecken begeisterte und eine Zugabe nach der anderen produzierte. Dabei vertraute Kleinehr auf seine Entdeckungen der vergangenen Jahre. Entertainer Jörg Knör hatte ebenso wie Comedian Knacki Deuser seine närrische Fernsehpremiere in Düsseldorf — ihre Auftritte gehörten auch diesmal wieder zu den Höhepunkten.
So stellte Deuser zum Fortuna-Aufstieg fest: „Düsseldorf hat die einzigen Hooligans mit Boss-Anzügen.“ Und Knör fertigte die Prominenz von Mario Barth bis zu Angela Merkel im Schnelldurchgang ab. Jede Menge Steilvorlagen lieferte Peer Steinbrück den Spaßmachern. Jürgen Hilger-Höltgen widmete dem unglücklichen Kanzler-Kandidaten sogar ein Lied, das die Narren lautstark mitschmetterten.
Ganz stark: Knallkopp Dieter Röder, der es mit seinem trockenen Humor schaffte, dass auch nach 23 Uhr noch zugehört wurde. In Bestform ebenfalls Putzfrau Achnes Kasulke, die viel Neues von „meinem Erwin“ zu berichten hatte. Nur Martin Schopps, der mit seinen hausbackenen Lehrerwitzen den Eisbrecher machen sollte, konnte da nicht mithalten.
Einen tollen Auftritt legten wieder einmal Prinz Carsten und seine Venetia Ursula hin.
Der Pilot und die Ärztin hatten mit den Mädels der Katholischen Jugend eine Tanzeinlage mit Stewardessen und Krankenschwestern einstudiert. Das war originell und hübsch anzusehen. Es war auch der bessere Auftritt der Garde, die mit ihrem Hollywood-Programm nicht die Klasse der vergangenen Jahre erreichte.
Ach ja, Musik gab es auch. Da man beim WDR festgestellt hat, dass die meisten Zuschauer abschalten, wenn im Saal geschunkelt wird, ist da der Ehrgeiz offenbar gering. Die Fetzer, Alt-Schuss, die Band ohne Bart oder Mottolied-Sänger Michael Hermes — seit Jahren dürfen immer die Gleichen auf den „Schunkelautomaten“ drücken, der aber bei den gut gelaunten Narren im Saal reibungslos funktioniert. Von einigen vermisst: Die Düssel-Disharmoniker mit ihrer Mischung aus Rede und Gassenhauern wie „Rot-Weiss“ — aber die haben sich letzthin zur Ruhe gesetzt.