KIT - Kunst im Tunnel, unter der Rheinuferpromenade

In einem alten Tunnelrestbau, der beim Bau des Rheinufertunnels entstanden ist, stellen heute junge Künstler ihre Werke aus.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Es ist ein kleines und gemütliches Café an der Rheinuferpromenade, das den Eingang zu einer Unterwelt der anderen Art bildet. Über eine breite und geräumige Treppe geht es hinab. Neben dem Geländer der Treppe reihen sich Tische auf, Gäste sitzen daran, unterhalten sich, essen Kuchen. Unten angelangt, versperrt eine große weiße und dennoch schlichte Flügeltür den Weg — sie ist das Tor, die Pforte, zu einem Raum unter Tage, der heute anders genutzt wird, als er einst konzipiert wurde. Denn ursprünglich sollte der heutige Ausstellungsraum des KIT (Kunst im Tunnel) der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht werden.

Foto: Judith Michaelis

Freilich war die Idee des KIT nicht sofort bei Entdeckung durch die Studenten geboren. Sie nutzten die unterirdische Halle als Partyraum, organisierten Discos. Offiziell genehmigt war das selbstverständlich nicht — es wurde geduldet, es wurde verschwiegen.

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KIT - Kunst im Tunnel
19 Bilder

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Nach dem großen Flughafenbrand im April 1996 wurde der Raum jedoch geschlossen — ein Fluchtweg war zu wenig, bei einem Feuer wäre das nicht zu verantworten gewesen. 2006 kam dann der Durchbruch und die Stadt entschied sich, über drei Millionen Euro in das Projekt KIT zu investieren. Innerhalb von neun Monaten wurde der Tunnel in das verwandelt, was er heute ist: Ein Ausstellungsort für junge Nachwuchskünstler, die andernorts keinen Platz finden. Über 800 Kunstausstellungen haben schon im KIT Station gemacht.

Momentan ist der Ausstellungsraum geschlossen — es wird umgebaut, eine neue Ausstellung aufgebaut. Leer ist der Raum deshalb, hier und da hängen schon ein paar Bilder an der Wand, ein rotes Stück Seidentuch hängt von der Decke. Im Mittelteil des Ausstellungsraumes wirkt die Decke schier unendlich hoch, wer weiter geht fühlt sich jedoch zunehmend eingeengt. Schmal wird der Raum, immer weiter neigt sich die Decke nach unten. Die Seitenwände laufen spitz aufeinander zu, bis sie schließlich in einer Ecke miteinander verschmelzen, ein Dreieck formen. „Hinter den Wänden laufen hier die unterirdischen Straßen zusammen“, sagt Peters.

Von denen ist im Inneren des Restraumes jedoch nichts zu hören — still ist es hier, die dicken Betonwände kann der Verkehrslärm nicht durchdringen. In einer der hellgrauen Wände ist ein Rechteck aus Ziegelsteinen zu erkennen — es scheint nicht hierher zu passen, wie ein Fremdkörper steckt es im Beton. Einst sei hier eine Türe eingelassen gewesen, mitten auf die Straße habe sie geführt, so Peters.

„Einmal habe ich meinen Kopf herausgestreckt, fast wäre ich mit einem LKW zusammengeprallt, der nur wenige Millimeter an meinem Kopf vorbeigefahren ist“, erzählt sie. Seitdem ist die Tür verschwunden, der Durchgang verschlossen — einen Ausgang gibt es seither nur noch an die Oberfläche, ans Tageslicht.

Neben dem großen Ausstellungsraum gibt es noch eine Hand voll kleinere Räume, einen Kriechkeller, eine Pumpenstation, ein Lager. Alles ist hier auf Rollen, damit es leicht hin- und herbewegt werden kann — „sonst wäre das Leben unter Tage noch mühsamer, als es ohnehin schon ist“, sagt Peters und verschwindet — durch die große Flügeltür, über die breite Treppe, hinein ins beißende Licht des Tages.

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