Pionier im Rheinmetall-Viertel

Ortstermin: Wie lebt es sich zwischen Baukränen? Besuch bei Thomas Ihde, dem ersten Bewohner der „Unternehmerstadt“.

Düsseldorf. Vor, neben und hinter dem Haus drehen sich Kräne, Baufahrzeuge rumpeln über die unbefestigten Wege, ein rot-weißes Flatterband trennt das Grundstück ab, dahinter wird ein Rohbau hochgezogen. Im Haus liegen Strukturputz-Säcke im Eingang, der Flur selbst ist unfertig, im Aufzug hängt ein Schild: "Liebe Handwerker, es wäre schön, wenn Sie den Aufzug sauber verlassen könnten. . ." Ganz schön unwirtlich. Aber nicht unbewohnt.

Thomas Ihde ist am 25.Juli in seine Eigentumswohnung im 3.Stock eingezogen - als erster Bewohner überhaupt der "Unternehmerstadt". Wo im Jahr 2012 rund 4000 Menschen wohnen und arbeiten sollen (siehe Info-Kasten), herrscht noch weitgehend Ödnis.

Thomas Ihde hat das nicht gestört, auch einsam hat er sich in dem sechsgeschossigen Haus nicht gefühlt. "Vier Wochen war ich hier ganz alleine, aber man sieht ja auch sonst nicht immer seine Mitbewohner", sagt er trocken. Eigentlich, sagt Ihde, spreche vieles gegen den Standort: "Derendorf-Nord, die vielbefahrene Heinrich-Ehrhardt-Straße - letztlich war für mich dieses sehr eigenständige Haus entscheidend für den Einzug."

Und auch die Furcht vor dem Lärm der Heinrich-Ehrhardt-Straße hat sich verflüchtigt: "Da ist kaum etwas zu hören. Wenn der Feierabendverkehr abgerauscht ist, dann ist es hier schon fast beängstigend leise", sagt Ihde. Das liegt auch daran, dass es - noch - keine richtige Verbindungsstraße gibt, die zum Loft-Haus mit dem Namen LO2 führt. Im Erdgeschoss haben sich Showrooms eingerichtet, von den 15 Wohnungen sind inzwischen alle bis auf eine belegt.

Die Infrastruktur findet der Erst-Bewohner ganz in Ordnung. An der Rather Straße gibt es einen Discounter, und an der Münsterstraße jede Menge Fachgeschäfte. Und, noch ein Vorteil: Zur Arbeit braucht der 46-jährige Motorrad-Händler mit eigenem Laden an der Flingerner Hoffeldstraße gerade mal sieben Minuten.

Er findet auch das ganze Umfeld spannend. "Das ist ja eine spektakuläre Geschichte. Hier entwickelt sich was, bald ist das Hotel fertig, Grey zieht ein." Und dann hat er auch noch die Justizvollzugsanstalt an der Ulmenstraße im Blick, die demnächst aufgegeben wird. "Daraus könnte man Wohnungen machen, vielleicht eine ,Jailhouse Community’ gründen", wagt er eine Prognose. Und denkt dabei an einen Freund, der aus der Flurklinik in Flingern eine begehrte Immobilie gemacht hat.

Projekt Auf dem ehemaligen Rheinmetall-Gelände (knapp zehn Hektar) entsteht ein Mix aus Wohnen und Arbeiten mit Platz für rund 4000 Menschen. Bisher sind 40 Prozent der Gewerbe- und die Hälfte der Wohnfläche vermietet.

Investition Die Bauwert-Gruppe investiert 210 Millionen Euro, im Jahr 2012 soll das gesamte Gelände bezogen sein.

Ziel Es soll die erste "Stadt in der Stadt" sein für "Menschen mit identischer Lebenseinstellung".

Service Ein besonderes Augenmerk wird auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gelegt. Deshalb ist neben der Errichtung einer Kindertagesstätte (hier können die ansässigen Firmen Betreuungsplätze buchen) auch an ein "Kinderhotel" gedacht, wo die Kleinen auch mal über Nacht einquartiert werden können.

Weitere Details Hausmeisterservice, Fahrdienst, Cafés, Restaurants, Fitness-Studio mit Wellness-Center, W-Lan auf dem gesamten Gelände.