U-Bahn-Schock: Weniger Tunnel für mehr Geld

Die Politiker staunen, die Bürger wundern sich: Die Wehrhahnlinie wird deutlich teurer als bisher geplant. Jetzt muss es der Rotstift richten.

Düsseldorf. Seit Jahrzehnten diskutiert, seit Jahren geplant und jetzt innerhalb weniger Tage abgespeckt? Die Wehrhahnlinie macht den Politikern Kummer. Wie die Verwaltung jetzt mitgeteilt hat, wird der Tunnel sogar in einer abgespeckten Version deutlich teurer als bisher geplant. Per Rotstift sollen die Finanzen nun wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Und so sehen die aktuellen Zahlen aus: Aufgrund eines Ratsbeschlusses von 1999 wurden in den Haushaltsplan 2002 649,4 Millionen Euro für die Gesamtstrecke von der Schlüterstraße bis zum Moorenplatz eingestellt. Laut einer aktuellen Kostenermittlung würde eine verkürzte unterirdische Strecke (vom Wehrhahn bis Moorenplatz) derzeit allein 747,2 Millionen Euro kosten. Kurz: Weniger U−Bahn kostet mehr Geld. Als Gründe werden unter anderem die allgemeine Kostensteigerung sowie Mehrkosten für Brandschutz, Leitungsverlegungen und die Architektur angegeben. Weil die Stadt wegen leerer Kassen den fehlenden Betrag nicht mal eben draufschlagen kann, hat die Verwaltung eine Streichliste erarbeitet, die es in sich hat. Demnach wird der Bau des Abschnitts Wehrhahn Schlüterstraße komplett zurückgestellt, weil eine Finanzierung in absehbarer Zeit wohl nicht möglich ist. Die Bahnhöfe Suitbertusund Graf−Adolf−Platz sollen verschoben werden, dadurch könnten teure Leitungsverlegungen entfallen. Das hätte zur Folge, dass das neue Hochhaus am Graf−Adolf−Platz keinen direkten Zugang zur U−Bahn hätte. Politischen Zündstoff birgt der Vorschlag, auf unterirdische Kehranlagen zu verzichten. Davon betroffen wäre auch der Bilker Bahnhof. Dort so war es einmal angedacht hätte man die Kehrgleise in Richtung Aachener Straße bauen können, um später an dieser Stelle einen Anschluss der 712 an das U−Bahnnetz herzustellen. Der jetzige Vorschlag hingegen bedeutet: Eine Direktverbindung von Volmerswerth in die Altstadt wäre definitiv vom Tisch. Ebenso ein von Oberbürgermeister Erwin ins Gespräch gebrachter Abzweig vom Graf−Adolf−Platz in Richtung Hafen. Die CDU sieht an diesem Punkt noch Beratungsbedarf. Verkehrsexperte Friedrich Conzen: "Das müssen wir nochmal genau nachrechnen. Denn möglicherweise wird der Betrieb deutlich teurer, wenn wir auf die Kehrgleise verzichten." Auch der internationale Architekten−Wettbewerb zur Gestaltung der Bahnhöfe wäre Makulatur. Der Topf für die Umsetzung des ambitionierten Projektes soll deutlich abgespeckt werden, für die Anschaffung von Kunstwerken gäbe es gar kein Geld mehr. "Statt einer U−Bahn de luxe bekommen wir dann nur noch eine Provinz−U−Bahn", ärgert sich FDP−Geschäftsführer Manfred Neuenhaus. Udo Stellmach, Referent in der SPD−Fraktion, hofft, dass ein Teil des Konzeptes noch zu retten ist. "Vielleicht bleibt ja doch noch ein wenig Spielraum." Unklar ist die weitere Vorgehensweise. Die Verwaltung will die Streichliste jetzt detailliert ausarbeiten und den künftigen Planungen zu Grunde legen. "Ich glaube schon, dass sich auch die Politik damit befassen muss", meint dagegen Udo Stellmach.