Karneval 2016 Bangen um die Rosenmontagszüge - Jecken feiern an Tulpensonntag
Absage oder nicht? Fast bis zur letzten Minute wollen sich die Jecken in Düsseldorf die Entscheidung offenhalten, ob sie den Rosenmontagszug wegen eines Sturmtiefs absagen. Am Tulpensonntag wurde trotzdem überall jeck gefeiert.
Düsseldorf (dpa). Ausgelassen haben die Jecken in Nordrhein-Westfalen am Sonntag Karneval gefeiert - doch über all dem närrischen Treiben liegt die Sorge um die Rosenmontagszüge. Meteorologen haben ihre Sturm-Prognose noch einmal verschärft. Sollte Sturmtief „Ruzica“ so stark ausfallen wie vom Deutschen Wetterdienst vorhergesagt, sind die großen Rosenmontagszüge in Düsseldorf und Duisburg in Gefahr.
Köln hingegen will sich nicht so leicht vom Sturm geschlagen geben. Die meisten Jecken ließen sich von diesem Szenario am Sonntag aber nicht beeindrucken: In Köln, Düsseldorf und anderen Karnevalshochburgen waren Hunderttausende auf den Straßen und feierten ausgelassen.
In Köln zogen die „Schull- un Veedelszöch“ durch die Innenstadt. Der Zug umfasst 8000 Teilnehmer aus 48 Schulen und 57 Vereinen. Normalerweise ziehen sie etwa 250 000 Besucher an, aber diesmal wurde eher mit weniger Zulauf gerechnet, da schlechtes Wetter angesagt war. Die Schul- und Viertelszüge - wie sie auf Hochdeutsch heißen - gelten als die ursprünglichsten Karnevalsumzüge in Köln. Ihre Geschichte reicht bis ins Mittelalter zurück.
In Düsseldorf waren die Jecken in der Innenstadt unterwegs - dort zog vor allem das Treiben auf der Königsallee die Menschen an. Zahlreiche Gruppen hatten große Lautsprecher auf Wagen montiert und zogen damit die Kö hoch und runter.
Doch der Blick der Jecken richtete sich immer wieder in den Himmel - und auf die Wetter-App auf dem Smartphone. Vor allem in Düsseldorf könnte Tief „Ruzica“ (gesprochen: Ruschiza) alle Pläne für den großen Rosenmontagszug zunichtemachen. Die Meteorologen korrigierten am Sonntag ihre Sturmprognose für NRW an Rosenmontag noch einmal nach oben. „Wir erwarten für den Vormittag Windstärke 8 bis 9, am Nachmittag teils auch Stärke 10“, sagte die Meteorologin vom Dienst beim Deutschen Wetterdienst in Essen am Sonntag.
Das Sicherheitskonzept des Düsseldorfer Karnevals sieht vor, dass der Zug ab Windstärke 8 abgesagt wird. Doch die Wetterprognosen machen da wenig Hoffnung. „7 ist definitiv nicht drin“, sagte die Meteorologin.
Auch in Duisburg waren die Jecken nicht allzu optimistisch für ihren Rosenmontagszug. „Die Voraussagen werden ja immer schlechter“, sagte der Präsident des Hauptausschusses Duisburger Karneval, Michael Jansen. Sollten die Sturmprognosen unverändert bleiben, werde der Zug wohl abgesagt. In Köln hingegen soll der Zug wenn irgendwie möglich auch bei starkem Wind stattfinden - zur Not etwas reduziert. Entschieden werden soll frühestens am Sonntagnachmittag.
Die Jecken in Wenden im Sauerland haben hingegen bereits Konsequenzen gezogen. Der Karnevalsverein Schönau-Altenwenden hat seinen Rosenmontagszug, zu dem normalerweise 5000 bis 7000 Menschen kommen, aus Sicherheitsgründen abgesagt.
Auf ungemütliches Wetter müssen sich die Mensch so oder so einstellen. Denn „Ruzica“ bringe neben Sturm auch starken, anhaltenden Regen und womöglich sogar Gewitter in die Karnevalshochburgen.
Unterdessen setzte die Polizei am Samstag nach mehreren sexuellen Übergriffen im Karneval ihre Ermittlungen fort. Nach dem Übergriff auf eine belgische Fernsehjournalistin im Kölner Karneval hat sich ein 17 Jahre alter Jugendlicher bei der Polizei gemeldet. Die Frau war während einer Live-Übertragung an Weiberfastnacht vor laufender Kamera sexuell belästigt worden.
Auch für den Rosenmontag hat sich die Polizei mit einem Großaufgebot aufgestellt. Die Warnung der Einsatzkräfte, wegen der weiter bestehenden Terrorgefahr auf Kostüme mit Waffenimitaten zu verzichten, hat sich auf die Nachfrage in den Karnevalsgeschäften aber nicht ausgewirkt. Produkte wie eine Plastik-Kalaschnikow oder eine Cowboy-Pistole seien ähnlich gut verkauft worden wie in den vergangenen Jahren, ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei mehreren Händlern. „Die Leute kaufen ganz normal, auch echt aussehende Schusswaffen“, sagt Antonia Guerrero von Karnevalswierts in Köln. Man habe sogar schon nachbestellen müssen.
Nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei in NRW läuft der Karnevalseinsatz in diesem Jahr bislang sehr gut. Nach den Übergriffen in der Silvesternacht in Köln habe es eine deutliche Anspannung gegeben. „Jeder wusste, dass dieser Einsatz laufen musste“, sagte Gewerkschaftschef Arnold Plickert der dpa. Das habe sich aber schnell aufgelöst. „Die Jecken sind teilweise auf unsere Kollegen zugekommen und haben gesagt: „Schön, dass ihr da seid und auf uns aufpasst“.“