75-Jährige kämpft gern mit Hitze, Schlamm und Mücken

Die Hobbypaddlerin Karin Nitschke nahm an einer 2500 Kilometer langen Kanuwanderfahrt auf der Donau teil.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Mit 55 Jahren entdeckte Karin Nitschke ihre Leidenschaft für das Paddeln, und nun, nach 20 Jahren, kann sie mit Stolz auf ihre Leistungen zurückblicken. Die Donau hat es ihr als Paddelrevier besonders angetan. Im Jahr 2003 war sie das erste Mal dort unterwegs, und sie blickt mit besonderer Freude auf diese Touren zurück: „Jetzt habe ich schon 10 000 Kilometer auf der Donau zurückgelegt!“

Die letzten rund 2500 Kilometer kamen in diesem Sommer hinzu. Elf Wochen lang war die Seniorin, die sich „fit wie ein Turnschuh“ fühlt, auf dem europäischen Strom unterwegs, von Ingolstadt bis zum Schwarzen Meer. Als Teilnehmerin der Tour International Danubien (TID), die als die längste Kanuwanderfahrt der Welt gilt, erhielt sie von der Asociatia Sportiva Romania am Ende ihr „Diploma of Excellence“.

„Dieses Jahr hatten wir sehr gutes Wetter, aber auch Extreme. Ein Frühstück vor dem Zelt in Straubing bei vier Grad Celsius, dann 38 Grad Celsius ohne Schatten in Rumänien“, erzählt Nitschke. „Man muss belastbar sein.“ Nur einen Tag hatte ihre Gruppe Wind und Gegenwellen. Das positive Resümee über die äußeren Bedingungen der Paddeltour: „Nur die Hitze, Schlamm und Mücken!“

Die Seniorin kommt ins Schwärmen, wenn sie von der Gemeinschaft der Paddler erzählt. Dazu gehört auch, dass sie als eine von zwei alleinreisenden Damen in einer Gruppe von 19 Herren viele Kavaliere erlebt hat. Die Hilfsbereitschaft sei immer groß, und viele Freundschaften entstünden, wenn man sich gemeinsam den Herausforderungen der Natur stelle und auch mal an eigene Grenzen komme, sagt Nitschke.

Aber auch die Kontakte zu den Menschen, die an der Donau leben, empfindet Karin Nitschke als etwas Besonderes. „Das ist immer ein Dorffest, wenn wir zum Zeltplatz kommen. Es wird getanzt und gesungen, und wir erleben die große Gastfreundschaft und Freundlichkeit.“

Das einzige, was sie im Rückblick auf ihre diesjährige Donautour ein bisschen wurmt, ist die Tatsache, dass sie in der Gruppe nicht die Älteste war. „Ein Mann war zwei Jahre älter“, sagt Nitschke, und fügt schmunzelnd hinzu: „Das ist gemein!“

Für Karin Nitschke war die sportliche wie mentale Leistung bei der 59. TID auch nach 20 Jahren Wanderpaddeln etwas Besonderes. 2012 wurde bei der Krankenschwester und Hebamme im Ruhestand Brustkrebs diagnostiziert. Drei Operationen und eine Chemotherapie folgten.

Schon ein Jahr später war sie wieder mit ihrem Düsseldorfer Verein Freie Wasserfahrer für kurze Paddeltouren auf dem Rhein zwischen Düsseldorf und Krefeld unterwegs. „Ich hab’ denen gesagt: Rettet meine Perücke, wenn ich kentere. Das ist das Teuerste!“

Für sie ist es keine Alternative, sich auf ein Sofa zu setzen und sich zu bedauern. Ihr Wunsch fürs nächste Jahr lautet: „Ich möchte auf der Oder paddeln. Das ist mein Heimatfluss, denn ich bin in Breslau geboren.“