CRC-Ehrenvorsitzender Walter Jansen: Das Leben ist eine Regatta

Nach über 30 Jahren im Vorstand hat Walter Jansen endlich wieder selber Zeit zum Rudern — und er hat noch einen großen Traum.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Ich war dieses Jahr erst zwei- oder dreimal auf dem Wasser — immerhin öfter, als im gesamten letzten Jahr“, sagt Walter Jansen (64) nachdenklich. Als Ehrenvorsitzender des Crefelder Ruder-Clubs hofft er fernab vom Alltagsgeschäft wieder genug Zeit zu finden, jede Woche ins Boot steigen zu können. „Auf dem Wasser rückt man in eine andere Welt, man erlebt die Natur viel näher, unmittelbarer.“ Das Gefühl für Wind und Wellen geht einher mit Freiheit und Ungezwungenheit. Ruhe tanken und alles in sich aufnehmen. Das Drumherum vergisst man.

Walter Jansen gibt den perfekten Elder Statesman ab. Groß gewachsen, graue Haare, bedächtig in der Sprache und verbindlich in der Aussage. Bis vor wenigen Monaten hat er die Zügel in der Hand gehabt, hat als Vorsitzender aus dem traditionsreichen CRC den erfolgreichen CRC gemacht. Nicht alleine, wie er sagt - da ist er ganz Vereinsmensch — aber ein paar Weichen hat er eben in die richtige Richtung gestellt, die vielleicht nur er so stellen konnte.

„Ich habe festgestellt, dass der Verein in der damaligen Form nicht mehr lebensfähig war“, sagt Jansen. 1991 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden und Kassenwart gewählt. Jansen, im Beruf Steuerberater, nahm nun auch im Verein das Steuer in die Hand. Nachwuchssorgen plagten den Verein, der in der Öffentlichkeit so gut wie nicht stattfand. Das Trainingsgelände im Hafen war suboptimal. „Bei Regen war es da richtig morbide, wenn man an den verlassenen Lagerhallen vorbei fuhr“, erinnert er sich. Zum Glück fiel in die Zeit des Vereinsumbaus auch der Ausbau des Elfrather Sees.

Heute hat der Verein mit dem Clubhaus an der Bataverstraße im Hafen und der Regattastrecke am Elfrather See zwei Stützpunkte. „Es gibt ganz wenige Regatta-Plätze in Deutschland, wo die Leute so nah dran sind“, sagt Jansen. Die Stimmung trage die Sportler ins Ziel, schwärmt er. „Die Leute sind hautnah dabei, sie fiebern mit, identifizieren sich mit Verein und Sportlern.

Alle Visionen, die ich von Krefeld als Ruderhochburg hatte, haben sich bestätigt.“ Entscheidend sei gewesen, den Rudersport in den Schulen vorzustellen. „Wir bekommen dann oft die Jugendlichen, die durch Wachstumsschübe so groß geworden sind, dass sie in den Ballsportarten über ihre eigenen Füße stolpern.“

Sichtung und Ausbildung seien eine „wahnsinnige Arbeit“ gewesen, aber der Erfolg gibt ihnen recht. „Wenn alle gesund bleiben, kann der CRC sechs Ruderer zu Olympia nach Rio schicken.“ Und gerade erst ist CRC-Eigengewächs Lisa Schmidla Weltmeisterin geworden.

Jansen hat noch die Jugendausbildung in den 60ern kennengelernt. Die allererste Tour ging direkt rheinaufwärts. „Und dann mit dem Rennboot durch den Wellengang vom Dujardin-Schiff — heute unvorstellbar.“ Später war er unter den deutschen Top-Ten-Ruderern, sogar im Auswahlverfahren für den Deutschland-Achter. Zum Training fuhr er mit der Vespa nach Essen.

Als das Studium begann, musste er sich entscheiden - das Training rückte ins zweite Glied. Der Rudersport hatte ihn da ohnehin schon verändert. „Rudern ist wie das Leben. Man muss ein Ziel haben, dass man über eine lange Strecke ausdauernd verfolgt“, sagt er.

Auch wenn es sein Heimatfluss ist, den er schon von Koblenz bis Rotterdam gerudert ist — einen Wunsch will er dem Rhein noch abringen: Vom Bodensee aus bis Krefeld fahren. Einfach der Strömung folgen, bis man zu Hause ist. „Eine kleine Herausforderung“, sagt er und lächelt ein verschmitztes Jungenlächeln.