Villa Merländer: Auf den Spuren der Geschichte
Hunderte besuchten am Wochenende die Villa Merländer und das Gelände des Heilmannshofs. Kunst öffnet dort die Augen für die Gräuel der NS-Zeit.
Krefeld. „Wie einen Kururlaub“ empfindet Gerhard Cahn seinen Besuch auf dem Heilmannshof. Bernd und Beate Tümmers dagegen werden in der NS-Dokumentationsstelle in der Villa Merländer in mehrerer Hinsicht „die Augen geöffnet“. Die beiden Orte liegen in Luftlinie rund fünf Kilometer auseinander, haben aber etwas gemeinsam: Beide öffnen sich am Tag des offenen Denkmals jeweils mehreren hundert Besuchern.
Ingrid Schupetta, Leiterin des Dokumentationszentrums an der Friedrich-Ebert-Straße, und ihr Mitarbeiter Burkhard Ostrowski haben diesmal im Wintergarten ein Malatelier eingerichtet. Kinder können sich dort zusammen mit der Grafik-Designerin Anna Gleen nach Herzenslust in den Rausch der Farben stürzen, die Eltern unterdessen in aller Ruhe die beiden Wandmalereien von Heinrich Campendonk im ehemaligen Spielezimmer im Erdgeschoss studieren. Erläuterungen dazu kommen in einem rund zehnminütigen Vortrag vom Band.
Besucherin Beate Tümmers war als ehemalige Lehrerin des Maria-Sybilla-Merian-Gymnasiums schon mehrmals mit Schülern in der Villa. Diesmal will sie die Gemälde und die neue Ausstellung zu Krefeld und dem Nationalsozialismus ganz in Ruhe studieren.
Für ihren Mann Bernd ist der Besuch eine Premiere. Er ist beeindruckt. „Die Ausstellung öffnet richtig die Augen für das, was der Nationalsozialismus angerichtet hat.“ Hannelore Lindner aus Bockum erlebt das ähnlich wie Tümmers: „Ergreifend und erschütternd.“
Kunst gibt es auch auf dem Heilmannshof. Gerhard Cahn betrachtet nachdenklich die Installation Schnurfigur der Bochumer Künstlerin Dorothea Bielfeld. Bunte Bänder hat sie vom Ufer der Niepkuhlen mitten in das Gewässer gespannt. In der Sonne spiegeln sie sich im Wasser und kräuseln sich. „Es sind die Mücken, die Bewegung in das Kunstwerk bringen“, sagt Cahn schmunzelnd.
Genau diesen Effekt beabsichtigt die Bochumerin, die insgesamt vier Installationen in dem über fünf Hektar großen Park gebaut hat. „Ich möchte Räume schaffen, die mit der fast ursprünglichen Natur des Parks korrespondieren“, erklärt die Bildhauerin (41) ihre Arbeiten. Mit ihren Schnüren, die eigentlich Gummiseile sind, knüpft sie zudem an die textilen Traditionen der Stadt an.
Der Park ist knapp 150 Jahre alt. Auf dem Gelände wachsen mehr als 200 verschiedene Gehölze. Im Jahr 1910 wurde das alte Wohnhaus abgebrochen und das neue Wohnhaus nach Plänen der Baumeister Girmes & Oediger im Stil eines Englischen Landhauses gebaut, das bis 1922 nur als Sommerhaus genutzt wurde.
Park und Gebäude stehen als Ensemble seit 1999 unter Denkmalschutz. Für viele Besucher ist es ein besonderer Platz. Gerhard Cahn genießt ihn als „ruhig, besinnlich, anschaulich“.