Adolf Hertzler und sein neues Buch: „Bis der Pfarrer Amen sagte“
Adolf Hertzler stellte sein zweites Buch vor. Eine Sammlung skurriler Geschichten.
Krefeld. Natürlich sind die Geschichten religiös. Ein Pfarrer hat sie geschrieben. Aber sie sind spannend, unaufdringlich, nicht missionarisch. Jetzt hat Dr. Hans Adolf Hertzler (69), der ehemalige Pfarrer der Krefelder Mennonitengemeinde von 1973 bis 2004, im Gemeindehaus an der Königstraße vier von 24 Storys gelesen, die ihren Ursprung in Erzählungen haben, die Hertzler in Gottesdiensten vorgetragen hat.
Hertzler hat die Geschichten, die er teils unmerklich aus Bibelstellen abgeleitet hat, ausgefeilt und zu einem 160-Seiten-Buch zusammengestellt mit dem Titel "Bis der Pfarrer Amen sagte". Es ist sein zweites Buch, das erste vor acht Jahren nannte er "Kirchenspitzen" und sammelte darin Glossen, Satiren und Sprüche. Die Bibliothek im Gemeindehaus war voll besetzt, als Hertzler seine teils skurrilen und durchweg fantasiereichen Texte flüssig und mit Aufmerksamkeit heischenden Spannungsbögen vortrug.
Wie schon die Texte selbst wirkt Hertzlers mit trocken humorigen Untertönen gespickter Erzählstil alles andere als religiös unterweisend. Bei seinen Gottesdienstvorträgen hat er in der schmucklosen Mennonitenkirche sicher häufiges Schmunzeln geerntet.
Als Ich-Erzähler begleitet der Autor den Einzug Jesu in Jerusalem mit kühlen Erwartungen und Reflektionen, kann sich der begründeten Freundes-Meinung, der Mann auf dem Esel sei wohl ein liebenswerter Narr, nicht anschließen und erlebt seine Nähe mit unerklärlicher Freude. Geschickt packt Hertzler die fast zwangsläufigen Selbstgespräche eines Problembeladenen in die Wartezeit auf ein Gespräch mit dem Pfarrer, während der sich manche Fragen klären, bevor das Gespräch beginnt.
Von besonderem Reiz ist die Story von einem Wanderer, der in einer fremden Stadt unversehens in eine nicht enden wollende Theatervorstellung gerät, bei der alle Anwesenden an einer Gerichtsverhandlung über Schuld und Vergebung teilnehmen müssen und beim Beschuldigen und Vertuschen viel besser spielen als beim Verzeihen.
Pure Fiktion ist der Besuch zweier Beamter bei Georg, die in seiner Wohnung nach seinem Gottesbild forschen und gleich 13 davon finden, vom Geld über die Unterhaltung bis zum passiven Gott, der nichts bessert. Die Erzählungen des gebürtigen Wormsers, der evangelische Theologie in Heidelberg und Göttingen studiert hat, bevor er mennonitische Gemeinden in der Pfalz betreute, zeichnen sich durch vordergründige Handlungsstränge und gut lesbare kurze Sätze aus. Deren hintergründige Gedanken zu finden, bleibt dem Leser selbst überlassen.