Ärger um alten Schmuck: Die Tücken des Goldverkaufs
Wie eine Krefelderin mehr als das Doppelte für ihre wertvollen Erbstücke bekam.
Krefeld. Die 70-jährige Krefelderin Monika Schlösser-Schmidt hat vor vielen Jahren wertvollen Schmuck von ihrer Mutter geerbt. „Den Schmuck habe ich nie getragen. Er lag nur im Safe, und auch meine Kinder wollten ihn nicht.“ Deshalb hat sich die Dame schweren Herzens zum Verkauf ihrer Erbstücke entschieden. Das sollte bei einem Juwelier, der mit dem Ankauf von Altgold wirbt, auch kein Problem sein.
Um zu erfahren, was das alte Geschmeide wert ist, ließ sie den Schmuck von einem Juwelier schätzen. Der wollte den Schmuck für 1100 Euro ankaufen. „Das kam mir dann doch etwas wenig vor“, sagt Schlösser-Schmidt, die sich eine zweite Meinung einholte. Und zwar beim Pfandhaus. Dort bot man ihr sogar mehr als das Doppelte, nämlich 2300 Euro.
Dass die Angebote so weit auseinanderliegen würden, hätte Schlösser-Schmidt nicht gedacht. Sie fühlte sich im Nachhinein von dem Juwelier über den Tisch gezogen: „Ich kann nicht nachvollziehen, warum er mir so viel weniger geboten hat als das Pfandhaus.“ Hat der Juwelier den Schmuck tatsächlich unter Wert geschätzt? Und nach welchen Kriterien wird der Goldwert eigentlich bestimmt?
Die Antwort weiß Juwelier Martin Holtschlag: „Wir sagen dem Kunden ganz klar, was sein Gold wert ist. Das geht nach Gewicht und Karat-Zahl.“ Herstellung und Verarbeitung eines Schmuckstückes seien zusätzliche Bewertungsmaßstäbe, so Holtschlag weiter. Aber trotz dieser scheinbar festgelegten Prüfungen bekommt man nicht bei jedem Händler dasselbe Geld fürs Gold.
Nach Thorsten Höft, Honorarberater der Verbraucherzentrale, gebe es zwar feste Goldkurse, aber jeder Händler könne dennoch selber entscheiden, was er anbietet. Das bestätigt Holtschlag: „Jeder Laden gibt unterschiedliches Geld fürs Gold, das liegt an der Händlerkalkulation. Zum Beispiel am Standort eines Ladens oder an den Personalkosten.“ Und: Pfandhäuser geben generell etwas mehr Geld als der Schmuckhändler. Manuela Pauen, kaufmännische Angestellte eines Pfandhauses, berichtet: „Wir verkaufen auch viele Stücke weiter. Juweliere schmelzen das Gold dagegen häufig ein, deshalb kriegt man bei uns oft etwas mehr Geld.“ Und der Fall Schlösser- Schmidt? Den doppelten Betrag auszuzahlen, wie im Fall von Frau Schlösser-Schmidt, ist laut Pauen nicht üblich.
Thorsten Höft rät, nicht an den Erstbietenden zu verkaufen: „Man sollte immer verschiedene Angebote einholen und miteinander vergleichen.“ Schlösser-Schmidt sieht sich bestätigt: „Ich würde jedem empfehlen, seinen Schmuck nicht irgendwo zu verkaufen.“ Verbraucherschützer Höft sagt: „Um den Wert eines Schmuckstücks einschätzen zu können, muss der Feingoldanteil errechnet werden (siehe Kasten). Danach sollten sich die Verkäufer über den aktuellen Goldkurs informieren.“ Es müsse jedoch damit gerechnet werden, dass der Händler 10 Prozent vom Börsenwert abzieht. Das sei die Norm.
Monika Schlösser Schmidt hat ihre Lehren aus dem Fall gezogen und dem Pfandhaus den Zuschlag gegeben.