An Online-Handel führt kein Weg vorbei - „Wer sich verweigert, ist weg“
Online-Experte Gerrit Heinemann machte den Einzelhändlern bei „Wissen für Krefeld“ Mut: Das Internet ist nicht ihr Feind, sondern bietet neue Chancen, so seine These.
Krefeld. Wenn es um Online-Handel geht, führt an Gerrit Heinemann kein Weg vorbei. Der Ökonomie-Professor von der Hochschule Niederrhein sitzt in der ARD-Sendung von Günther Jauch, er wird vom „Spiegel“ und der „Süddeutschen Zeitung“ zitiert. Seine Botschaft bei „Wissen für Krefeld“ vor etwa 140 Gästen in der Mediothek ist eindeutig: Online-Geschäfte werden dramatisch zunehmen, „weil die Kunden das so wollen. Einzelhändler, die sich diesem Trend verweigern, sind bald weg vom Fenster“.
Heinemanns Prognosen sind geeignet, Angst auszulösen: Der Betriebswirt erwartet, dass im Jahr 2020 bereits die Hälfte des Umsatzes im Einzelhandel (ohne Lebensmittel) im Internet stattfindet. „Schon heute steht der Kunde mit Smartphone im Laden und weiß alles über das Produkt und den Preis. Das Netz sorgt für totale Markttransparenz“, sagte Heinemann.
Für den stationären Handel sei diese Entwicklung nicht zwingend das Ende, sondern eine riesige Chance. „Gründen Sie Ihren Online-Shop“, lautete die Aufforderung des Experten an seine Zuhörer, darunter zahlreiche Einzelhändler.
Laut Heinemann erwarten die Kunden im Laden weder Sekt noch einen roten Teppich, sondern WLAN. „Bieten Sie im Online-Shop das maximale Sortiment, so dass der Kunde den Einkauf im stationären Laden übers Internet vorbereiten kann.“ Ist der Artikel vorrätig? Kann ich ihn online reservieren und dann später abholen? Kann ich eine Beratung buchen? Solche Wege müsse der Online-Shop eröffnen.
Der Experte erwartet, dass sich stationäre Ladenflächen zunehmend zu reinen Showrooms wandeln. Der Kunde habe dort sein Touch&Feel-Erlebnis: Die Produkte seien ausgestellt, aber jedes Teil nur einmal. Der Kunde müsse online kaufen können und sich die Ware am besten in den Laden liefern lassen. „Organisieren Sie lokale Vertriebswege und überlassen sie nicht den Leuten von Amazon das Geschäft, das sind die Bösen. Arbeiten Sie mit reinen Marktplätzen wie Ebay zusammen, das sind die Guten“, so Heinemann.
Der Vortrag löste bei vielen Zuhörern Skepsis aus. Das wurde in der von Dagmar Groß, Leiterin der Krefelder WZ-Reaktion, moderierten Diskussion deutlich. Im Internet gehe es nur um den besten Preis, hieß es. Da könnten kleine Händler nicht mithalten. Oder die Kosten für einen eigenen Online-Auftritt seien bei den geringen Umsätzen viel zu hoch. Heinemann widersprach: „Online-Erfolg ist keine Frage der Betriebsgröße.“ Die eher kleine Firma Leder-Stoll aus Frankfurt sei mit koffer24.de ein Beispiel für Erfolg im Netz.
Markus Ottersbach, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, bot den Händlern Hilfe an. „Sprechen Sie mich an. Wir zeigen Ihnen Betriebe, deren Online-Shops funktionieren.“ Zudem biete der Verband Schulungen und Seminare an. Händler könnten dort lernen, mit dem Internet und seinen Chancen umzugehen.